"Dieser Beruf hat den richtigen Mix"

Kriminalität, Straßenverkehr und Prävention - die Hauptarbeitsfelder der Polizeiinspektion Schweich sind nicht anders als anderenorts. Sicher ist in der Frankfurter Hauptwache täglich mehr los. Doch eine Insel der Seeligen ist der Zuständigkeitsbereich der Polizei Schweich auch nicht. Der TV sprach mit einigen der Beamten im Haus an der Stefan-An dres-Straße.

Schweich. "Wir sind eine mittelstark belastete Dienststelle", sagt Roman Kierok, der Leiter der Polizeiinspektion Schweich. Der Schweicher Dienstbezirk umfasst die Trierer Stadtteile Quint, Ehrang, Biewer, Pfalzel und Eitelsbach, die gesamte Verbandsgemeinde Schweich sowie Teile der Verbandsgemeinden Ruwer und Trier-Land. Auf den etwa 330 Quadratkilometern leben rund 62 000 Einwohner. "Im Vergleich zu den anonymen Ballungszentren leben die Bürger hier noch in einem sehr sicheren Umfeld. Man kennt sich eben", sagt der leitende Polizeihauptkommissar, der im kommenden April auf 40 Jahre Polizeidienst zurückblicken kann. Kaufmann habe er werden können, sich dann aber für die Polizei entschieden. Kierok: "Ich dachte, das ist ein hochinteressanter Beruf. Und das hat sich bewahrheitet." Seit 34 Jahren im Polizeidienst und seit zehn Jahren in Schweich ist Lothar Klein von der Kriminalpolizei. Der Kriminalhauptkommissar hatte "schon immer den Wunsch, Polizist zu werden", und würde sich jederzeit wieder für den Beruf entscheiden. "Vieles hat sich aufs Land verlagert"

In Schweich ist der Beamte für die gesamte Bandbreite der Kriminalität zuständig - nur bei Tötungsdelikten, schwerem Raub oder überregionaler Bandenkriminalität tritt die Sonderkommission des Trierer Präsidiums in Aktion. Über eine "dünne Auftragslage" kann der Kripo-Mann indessen nicht klagen. "Da hat sich vieles von der Stadt aufs Land verlagert - auch die Wohnsitze gewisser Kreise", sagt Klein.Polizeioberkommissar Bernd Marmann ist als Bezirksbeamter für Ehrang, Pfalzel und Biewer um nahen Kontakt zur dortigen Bevölkerung bemüht. Das habe sich bewährt, betont er. Aber leider klaffen Wunsch und Wirklichkeit immer weiter auseinander: Immer mehr Straftaten verlangen immer mehr Schreibarbeit. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für die Kontaktpflege auf den Straßen. Marmann: "Schon mein Opa war bei der Polizei, Und ich wollte auch raus - die Polizei war für mich die richtige Entscheidung." Polizeioberkommissar Harald Thein-Regelin hatte einst Bürokaufmann gelernt, doch der "Polizeiberuf füllte mich mehr aus". Er ist mit 60 Jahren der älteste Beamte in der Schweicher Dienststelle und als Jugendsachbearbeiter für die jüngste Klientel im Alter von 14 bis 21 Jahren zuständig. Die Bearbeitung von jugendlichen Straftätern sieht er als sensibles Feld, wobei besonders bei "Anfängern" der erzieherische Gesichtspunkt im Vordergrund stehen sollte. Die Brutalität unter den Jugendlichen sei - jedenfalls auf dem Lande - nicht messbar gestiegen. Aber die Aggressivität unter den Schülern. "Die Aggressionen werden doch in den überfüllten Schulbussen künstlich hochgeputscht", sagt der Mann, der die Verhältnisse aus der täglichen Praxis kennt. Zurzeit kein großer Unfallschwerpunkt

Die Jugendverkehrsschule für Dritt- und Viertklässler, die demnächst von Kordel zurück nach Schweich verlegt wird, ist ein Aufgabenfeld von Polizeioberkommissar Friedhelm Fleischmann. "Ein reiner Bürojob war für mich nicht drin - Polizeidienst ist der richtige Mix", sagt Fleischmann, der seit 1970 dabei ist. Als Verkehrssachbearbeiter ist er auch für Unfallanalysen und alle Verkehrsfragen zuständig, die von der Bevölkerung an die Polizei herangetragen werden. Er zeigt auf eine Spezialkarte, auf der jeder Unfall je nach Schwere verzeichnet wird, und meint: "Zum Glück haben wir in Schweich zurzeit keinen besonderen Unfallschwerpunkt. Aber das kann sich auch wieder ändern." Fleischmann vertritt seine Dienststelle auch in der Verkehrsunfallkommission des Präsidiums, die über Maßnahmen wie etwa Tempo-Kontrollen entscheidet. Polizeihauptkommissar Günther Follmann ging schon 1969 mit 16 Jahren zur Polizei und sieht sich immer noch in seinem "Traumberuf". Als Dienstgruppenleiter koordiniert er die Einsätze und ist Stellvertreter des Chefs. Bei einer Kontrollfahrt durch Ehrang, bei der es nur einen nächtlichen Reifenwechsel mitten auf der Fahrbahn zu beanstanden gibt, erzählt Follmann auch von seinem freiwilligen Jahr bei der Uno-Polizeitruppe im Kosovo. Follmann: "Wenn man ein Jahr in dieser Umgebung arbeitet, sieht man die Dinge aus einem völlig anderen Blickwinkel." Doch den Fall, der ihm am meisten nahe ging, erlebte Follmann vor einigen Jahren in Schweich: "Wir ermittelten wegen Verdachts auf Kindesmisshandlung. In der fraglichen Wohnung fanden wir das Kind. Es hatte sich vor lauter Angst in der hintersten Ecke eines Schranks verkrochen."

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