"Dramatik der Situation nicht bekannt"

SCHWEICH. Wer steckt hinter der Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung? Der Träger des evangelischen Gymnasiums in Schweich ist kaum jemandem bekannt – zumal er bislang wenig in der Öffentlichkeit aufgetreten ist.

 Selten tritt die Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung öffentlich in Erscheinung, hier bei der Eröffnung des Selbstlernzentrums am Schweicher Gymnasium: Manfred Bitter (Nikolaus-Koch-Stiftung, von links), Silvia Neimes (kommissarische Schulleiterin), Ulrike Dickel (Nikolaus-Koch-Stiftung), Rainer Marmann (Bonhoeffer-Stiftung), Susanne Mensah (Selbstlernzentrum), Jörg Weber (Kirchenkreis), Renate von Schubert (Bonhoeffer-Stiftung). TV-Archiv-Foto: Gabriela Böhm

Selten tritt die Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung öffentlich in Erscheinung, hier bei der Eröffnung des Selbstlernzentrums am Schweicher Gymnasium: Manfred Bitter (Nikolaus-Koch-Stiftung, von links), Silvia Neimes (kommissarische Schulleiterin), Ulrike Dickel (Nikolaus-Koch-Stiftung), Rainer Marmann (Bonhoeffer-Stiftung), Susanne Mensah (Selbstlernzentrum), Jörg Weber (Kirchenkreis), Renate von Schubert (Bonhoeffer-Stiftung). TV-Archiv-Foto: Gabriela Böhm

"Wir sind Laien." Dieser Ausspruch der beiden Vorstände der Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung (der TV berichtete) ließ aufhorchen - nicht nur Eltern von Schülern des evangelischen Gymnasiums in Schweich, das von der Stiftung getragen wird. Auch viele Außenstehende fragen sich, was steckt eigentlich hinter der Stiftung, wer ist der Vorstand? Auffallend ist, dass die Stiftung nicht erst seit der Beurlaubung des Direktors des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG), Heinrich Bentemann, kaum in der Öffentlichkeit präsent ist. Im Internet findet sich fast gar nichts über die im Oktober 2000 gegründete Stiftung, die getragen wird von den evangelischen Kirchengemeinden Trier, Ehrang und Wittlich sowie dem Evangelischen Kirchenkreis Trier. 140 000 Euro Vermögen

Zweck der Stiftung ist die Förderung von Bildung und Erziehung. Laut Satzung beträgt das Stiftungsvermögen 140 000 Euro. Es kommt zu 20 Prozent von der Kirchengemeinde Trier, zu 36 Prozent aus Ehrang, neun Prozent aus Wittlich und 35 Prozent vom Kirchenkreis. Die Stiftung unterliegt direkt der Evangelischen Landeskirche im Rheinland in Düsseldorf. Das allerdings bedeutet nicht, dass die Landeskirche Einfluss auf das Bonhoeffer-Gymnasium nehmen kann. Zwar existiert seit Ende 2003 - zwei Jahre nach Gründung der Schule - ein Kooperationsvertrag mit der Landeskirche, Träger der Schule ist aber die Stiftung - innerhalb der Landeskirche ist das Schweicher Gymnasium die einzige Schule, die von einer Stiftung getragen wird. Faktisch ist das Schweicher Gymnasium den zehn anderen direkt von der Landeskirche getragenen Schulen gleichgestellt. Die Schulleitung darf an der Direktorenkonferenz teilnehmen, die Lehrer werden zu den Fortbildungen aller evangelischen Schulen der Landeskirche eingeladen. Aber: "Unser Einfluss ist sehr beschränkt", sagt Harald Bewersdorff, Leiter der Abteilung Erziehung und Bildung bei der Landeskirche. Die berät den achtköpfigen Vorstand sowohl in pädagogischen als auch - aktuell - in juristischen Fragen. Außerdem hat sich die Stiftung mit der Kooperationsvereinbarung verpflichtet, bei Lehrer-Einstellungen die Landeskirche einzuschalten. Auch als es um die Beurlaubung von Bentemann ging, war das so. Allerdings erst, als sich der Stiftungsvorstand entschlossen hat, den Schulleiter zu beurlauben. Ende November habe er davon erfahren, sagt Bewersdorff. Erst vor den Sommerferien habe man erstmals von Konflikten in der Schule gehört. "Vorher war mir von der Dramatik der Situation nichts bekannt. Wir haben viel zu spät davon erfahren", sagt Bewersdorff. Die Kooperationsvereinbarung zwischen Landeskirche und Stiftung ist offenbar auch deswegen zustande gekommen, weil man schnell erkannt hat, dass ein von den Kirchengemeinden und dem Kirchenkreis gewähltes Laien-Gremium überfordert sein könnte. Die vom Vorstand gewählten Vorsitzenden müssen nicht unbedingt sachkundig in Schulfragen sein. Die derzeitige Vorsitzende Renate von Schubert leitet ein Weingut in Mertesdorf. Ihr Stellvertreter Rainer Marmann ist ein ehemaliger Mitarbeiter einer Krankenkasse. Eine Stiftung als Schulträger sei aber keineswegs ungewöhnlich, "vielleicht eher zukunftsweisend", sagt Uta Hallwirth von der Arbeitsstelle Evangelische Schule in Hannover. Knapp 1000 evangelische Schulen gibt es derzeit in Deutschland. Sie finanzieren sich laut Hallwirth überwiegend durch staatliche Mittel und durch die Unterstützung der Kirche. Wegen rückläufiger Kirchensteuereinnahmen geht die kirchliche Unterstützung jedoch immer weiter zurück. Daher wird nun eine Stiftung für alle Schulen der evangelischen Landeskirche gegründet. Diese Stiftung soll Fördergelder von Eltern an die Schulen weiterleiten. Ohne diese Förderung seien die evangelischen Schulen auf Dauer nicht überlebensfähig, sagt Bewersdorff. Allerdings dürften die Beiträge die Eltern nicht überfordern und dürften kein Zwang sein. Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium wird derzeit heftig über den finanziellen Beitrag der Eltern für den Schulverein gestritten. Immer mehr Eltern haben den Eindruck, dass eine Aufnahme der Kinder an die Zahlung des Mitgliedsbeitrags gekoppelt ist. "Wir sind keine Reichenschule", wehrt sich Renate von Schubert. Einzig die Eignung der Kinder entscheide über die Aufnahme.

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