Drei Jahre Stress auf der Ehranger Brücke

Trier-Ehrang · Rost und Materialermüdung machen dem Riesen-Bauwerk zu schaffen. Nach einer umfassenden Untersuchung zeichnet sich ein Zeitplan für die Sanierung ab. Ab dem Frühjahr 2018 werden Autofahrer viel Geduld brauchen.

 Aus einigen Hundert Metern Höhe sieht die Ehranger Brücke zierlich aus. Die komplette Erneuerung der Fahrbahn und des Unterbaus wird mehr als drei Jahre dauern. Foto: Archiv/Portaflug Föhren

Aus einigen Hundert Metern Höhe sieht die Ehranger Brücke zierlich aus. Die komplette Erneuerung der Fahrbahn und des Unterbaus wird mehr als drei Jahre dauern. Foto: Archiv/Portaflug Föhren

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Trier-Ehrang Die Details für eine der größten Straßenbaustellen in der Region zeichnen sich ab, nachdem die umfangreichen Untersuchungen an einem Teilstück des fast 600 Meter langen Bauwerks abgeschlossen und ausgewertet sind. "Der Schadensumfang ist geringer als angenommen", formuliert Ulrich Neuroth, Leiter des zuständigen Autobahnamtes Montabaur die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Voraussichtlich ab dem Frühjahr 2018 wird diese wichtige Verbindung vom Moseltal in die Eifel und nach Luxemburg dennoch für mehr als drei Jahre zur Dauerbaustelle.Zustand der Brücke Vor allem Rost setzt der 1968 fertiggestellten Stahlkonstruktion zu. In Verbindung mit der erheblichen Zunahme des Verkehrs hat er erhebliche Schäden verursacht. In der nach einem bundesweit einheitlichen Verfahren erstellten Zustandsbewertung durch die Straßenbauingenieure wird die Brücke deshalb mit "ungenügend" bewertet. Besonders auf der Ehranger Seite besteht höchster Handlungsbedarf.Eine Sanierung ist dringend erforderlich, auch wenn in spätestens 15 Jahren, so hatte der Landesbetrieb Mobilität (LBM) vor zwei Jahren mitgeteilt, ein Neubau notwendig wird. Anders als befürchtet muss die tragende Konstruktion der alten Brücke bis dahin aber nicht verstärkt werden. "Dadurch wird die Bauzeit kürzer", sagt Ulrich Neuroth, der den Ausschussmitgliedern des Baudezernats in dieser Woche den Stand der Dinge vorgestellt hat.Sanierungsplan Nach Angaben des Autobahnamts ist neben umfassenden Reparaturarbeiten am Unterbau auch die komplette Erneuerung der Fahrbahn auf der Brücke notwendig. Dazu muss auch der Stahluntergrund (Brückenkappe) ausgetauscht werden. Erneuert werden auch die Entwässerung und Teile des Brückengeländers an dem Fußgänger- und Fahrradweg, die neben der vierspurigen Straße über die Mosel führt. Umgesetzt werden soll alles in vier Abschnitten innerhalb von etwa 39 Monaten. In dieser Zeit wird in jede Fahrtrichtung nur eine Spur zur Verfügung stehen. "Wir stellen derzeit die Planung für die Genehmigung fertig und arbeiten parallel an der naturschutz- und wasserrechtlichen Genehmigung", so Amtsleiter Neuroth. Er rechnet mit der Fertigstellung gegen Ende 2021. "Das wird eine dicke Nuss."Vorbereitung Diese vermutlich realistische Einschätzung gilt bereits für die Einrichtung der Baustelle. Denn für das Standgerüst unter der Brücke müssen zum Beispiel Bäume und Büsche auf der Moselinsel gefällt werden. Bauzäune zu den Naturschutzgebieten sind ebenso notwendig wie die Umleitung des Moselradwegs. Zudem müssen auf Ehranger Seite provisorische Anlegestellen für Schiffe geschaffen werden. Auswirkungen Dass es Folgen haben wird, wenn die Ehranger Brücke zum Nadelöhr wird, steht auch für den LBM außer Frage. Eine konkrete Untersuchung dazu gibt es aber nicht. "Wir werden Umleitungen ausweisen. Diese werden aber für LKW ausgelegt sein", verdeutlicht Ulrich Neuroth. Deshalb werde zum Beispiel die Bitburger Straße (B 51) nicht als offizielle Umleitung genannt. "Wir werden tun, was möglich ist, um Chaos zu vermeiden", verspricht der Amtsleiter. So seien derzeit keine Vollsperrungen geplant. Weitere Projekte Bauliche Veränderungen wird es in den kommenden Jahren auch auf B 52 zwischen Ehranger Brücke und A64 geben. Zwischen Mosel und Parkplatz "Dicke Buche" sollen demnach vier Nothaltebuchten gebaut werden. Zudem haben die Untersuchungen zum voraussichtlich extrem aufwendigen vierspurigen Ausbau der Biewertalbrücke begonnen. "Bis zu einem Entwurf dafür wird es noch ein Jahr dauern", sagt Ulrich Neuroth. KommentarMeinung

Nadelöhr mit maximaler StaugefahrNicht in ihren kühnsten Träumen haben vor 50 Jahren Straßenbauer damit gerechnet, wie viel Verkehr heute über die Autobahnen und Bundesstraßen rollt. Besonders kritisch ist das beim Blick auf die 13 800 Brücken in Rheinland-Pfalz. Denn die leiden besonders unter der seit den 90er Jahren explosionsartigen Zunahme des Verkehrs und den immer schwereren LKW. Alleine die Sanierung maroder Autobahnbrücken im Land wird in den kommenden Jahren 45 Millionen Euro verschlingen. Vermeidbar sind diese Kosten nicht. Das gilt auch für die Ehranger Brücke. Diese muss zwar in einigen Jahrzehnten komplett erneuert werden. Ohne umfangreiche Sanierung würde das Bauwerk allerdings bis dahin nicht durchhalten. Für drei Jahre wird es deshalb zum Nadelöhr auf dem schnellsten Weg nach Luxemburg. Dafür gibt es keine Alternative. Aber wehe, in der 600 Meter langen Baustelle bleibt ein Fahrzeug liegen. Dann werden sich nicht wenige Autofahrer wünschen, sie hätten doch besser die Bahn genutzt. r.neubert@volksfreund.deExtra: EHRANGER BRÜCKE: PROJEKT DER SUPERLATIVE

Baujahr 1966 bis 1968 Länge Insgesamt 540,6 Meter (Moselbrücke: 383 Meter; Vorlandbrücke: 157,6 Meter. Verkehrsbelastung 30 000 bis 35 000 Fahrzeuge pro Tag, davon 20 Prozent Schwerlastverkehr. Sanierungsbeginn Frühjahr 2018 Verkehrsführung Eine Fahrbahn in jede Richtung. Der Verlauf der Fahrspuren wechselt in den vier Bauphasen. Fertigstellung Ende 2021 Kosten Noch nicht bekannt.

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