Drohnen nehmen Kurs auf Weinberge

Thörnich · In einigen Jahren sollen Sprüheinsätze im Steilhang technisch machbar sein. Einige Winzer sind skeptisch.

 Daniel März von der Firma Globe Flight mit der Drohne DJI Agras MG-1S. In Flachlagen manövriert das Fluggerät schon gut, Ziel ist aber der Sprüheinsatz in Steillagen wie der Thörnicher Ritsch (im Hintergrund). TV-Foto: Albert Follmann

Daniel März von der Firma Globe Flight mit der Drohne DJI Agras MG-1S. In Flachlagen manövriert das Fluggerät schon gut, Ziel ist aber der Sprüheinsatz in Steillagen wie der Thörnicher Ritsch (im Hintergrund). TV-Foto: Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Thörnich Die DJI Agras MG-1S gilt als Wunderdrohne in der Landwirtschaft (siehe Info). Vor den Augen von etwa 300 Winzern hebt sie vom Boden ab. Wie von Geisterhand gesteuert, manövrieren die acht Propeller das mit modernster Technik vollgestopfte Teil über einen Weinberg bei Thörnich. Präzise schwebt das Flugobjekt zwischen den Stöcken hin und her, spritzt Flüssigkeit aus den Düsen. Es ist Wasser. In einigen Jahren, so sagt Mattias Porten vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), werden solche Hubschrauber-Drohnen möglicherweise schon gezielt Pflanzenschutzmittel in Steillagen ausbringen können. Oder Fotos schießen, die Aufschluss über den Gesundheitszustand der Rebanlage geben.

Die Testflüge, mit denen das DLR in Zusammenarbeit mit der Uni Trier und dem Helokopterservice Freimut Stefan die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen im Weinbau demonstrierte, funktionierten in der Flachlage einwandfrei. Ziel ist es nach Aussage von Porten, die Drohnentechnik effektiv und zu vertretbaren Kosten in den Steillagenweinbergen einzusetzen. Etwa in der Thörnicher Ritsch, die die Besucher während der Vorführung auf der anderen Moselseite im Blickfeld hatten.

Auf die Erfahrungen einer Sprühsaison auf mehreren Versuchswingerten kann der DLR bereits zurückblicken. Eine Erkenntnis ist laut Porten, dass die Höhensensoren der Drohnen besser werden müssen. Auf deren Präzision kommt es an, wenn beim Tiefflug am Hang Hindernissen wie Pfählen, Büschen und Mauern ausgewichen werden muss. Eine weitere Herausforderung sei das Einfliegen in Querterrassen und die Betankung. Porten: "Wir müssen bereits heute bei Flurbereinigungen darauf achten, dass in den Weinbergen Miniflughäfen berücksichtigt werden."
Ähnlich wie bei den bemannten Hubschrauberspritzungen, wo es neben dem Piloten einen Helfer gibt, der das Spritzmittel vor Ort anrührt und die Tanks füllt, sind auch beim Drohneneinsatz zwei Personen erforderlich: Jemand, der das Flugobjekt auf Sicht im Weinberg steuert und jemand an der "Tankstelle".

Neben dem Sprühen wurde bei der Vorführung in Thörnich eine weitere Anwendung demonstriert, die später einmal für die Weinwirtschaft revolutionär werden könnte: Aufnahmen mit an Drohnen befestigten Hyperspektralkameras. Diese bilden den Infrarotbereich mit ab und können so Aufschlüsse über den biologischen Zustand von Reben und Boden geben, der weit über das hinausgeht, was das menschliche Auge zu erkennen vermag.

Unter der Leitung von Professor Dr. Thomas Udelhoven befasst sich eine Arbeitsgruppe der Uni Trier mit diesem Thema. "Wir sehen zwar die Veränderungen in den Weinbergen, wissen aber nicht den genauen Grund, warum eine Pflanze krank ist", sagt der Dekan des Fachbereichs Umweltfernerkundung und Geoinformatik. Die Zusammenarbeit mit dem DLR bezeichnet Udelhoven als "Win-Win-Situation". Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium hat die Wichtigkeit solcher Drohnentests erkannt. Es stattet das DLR mit einer Fördersumme von 222 000 Euro für den Zeitraum bis Mitte 2020 aus. Den Bescheid übergab Referatsleiter Gerhard Justinger nach der Vorführung in Thörnich im Auftrag von Staatssekretär Peter Bleser an die Bernkasteler Behörde. Das Forschungsvorhaben trägt den sperrigen Titel "Überprüfung der biologischen Wirksamkeit sowie der Anlagerung und Abdrift von Pflanzenschutzmitteln bei der Applikation mit Hilfe von unbemannten Kleinhubschraubern in Weinbausteillagen."

Weinbaupräsident Rolf Haxel ist ein Drohnenbefürworter: "Wir stehen dahinter. Man bekommt kaum mehr Arbeitskräfte im Weinbau. Wenn sich drei, vier Winzer zusammentun, kann das eine sinnvolle Ergänzung zur Hubschrauberspritzung werden." Auch die meisten vom TV befragten Winzer äußerten sich positiv über den Drohneneinsatz in den Wingerten (siehe Stimmen). Matthias Porten vom DLR rechnet damit, dass die Technik in drei bis vier Jahren so ausgereift ist, dass eine Zulassung für den Einsatz in Steillagen erteilt wird.Extra: DROHNEN IM WEINBAU? STIMMEN ZUM THEMA


"Drohnen sind präziser und leiser als Hubschrauber. An den Siegeszug der Steillagen-Raupe hätte vor zehn Jahren auch keiner gedacht." (Andreas Fuchs, 52, Neumagen-Dhron) "Es klingt vielversprechend, aber was kann sie leisten? Alleine rechnet es sich nicht, es müssten sich mehrere Winzer zusammentun." (Julian Ludes, 20, Thörnich, Weinbaustudent) "Drohnen sind interessant in schwierigen Jahren, wenn zeitnah reagiert werden muss. Hubschrauberspritzungen sind zeitlich festgelegt." (Dirk Hermesdorf, 47, Longen, Kellermeister Staatsweingut Mosel) "Das ist eine gute Sache. Das Unkraut hat sich bei der Vorführung bewegt. Das zeigt mir, dass das Spritzmittel auch unten am Stock zirkuliert." (Peter Jostock, 74, Leiwen) "Das Handling ist schwierig, man braucht jemanden, der die Drohne steuert. Die Zuladung ist gering und die optimale Verteilung am Stock möglicherweise nicht gewährleistet." (Ralf Jostock, 52, Leiwen). "Abwarten und Tee trinken. Ich tue mich mit dem Thema noch schwer. Ich weiß nicht, ob die gewünschte Spritzwirkung erzielt wird. Wenn es funktioniert, ist es gut." (Dominik Fölk, 36, Betriebsleiter Weingut van Volxem, Wiltingen)Extra: DIE DROHNE: DATEN UND FAKTEN


Der Agras-Helikopter kann zehn Liter Spritzmittel zuladen, was für knapp 700 Quadratmeter Weinbergsfläche reicht. Er ist bis zu zehn Stundenkilometer schnell. Gesteuert wird die neueste Generation über einen Controller mit fest verbautem 5,5-Zoll-Monitor. Bisher sind in Deutschland keine Spritzdrohnen zugelassen - im Gegensatz zu Abwurfdrohnen, die in der Landwirtschaft und im Forst eingesetzt werden. So werden beispielsweise Kapseln mit Eiern einer Schlupfwespe zur biologischen Bekämpfung eines Maisschädlings ausgebracht. Flugroute und Abwurfhöhe können per Satellit gesteuert werden.

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