Dunkle Schatten über dem Solarprojekt

Der Widerstand gegen die auf der Kenner Sang geplante Groß-Solaranlage wächst weiter. Insbesondere im Trierer Stadtteil Ruwer wehren sich Bewohner gegen das Projekt in der Nachbarschaft (der TV berichtete). Auch der Ortsbeirat von Trier-Ruwer lehnte in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag die Anlage ab.

Trier-Ruwer. Die von der Münchener Phoenix AG in Kooperation mit der Trierer Bürger-Service GmbH geplante Solaranlage war der zentrale Tagesordnungspunkt in der Ortsbeiratssitzung. Grund: Das als Standort vorgesehene Gelände auf der Kenner Sang gilt in Ruwer als beliebtes Naherholungsgebiet. Es gehört zur Gemarkung Longuich (Verbandsgemeinde Schweich), ist aber Eigentum der Gemeinde Kenn. Zum Ortsrand von Ruwer, Wohngebiet "Auf Dornheck", sind es von dort etwa 400 Meter. Gegner halten Standort für völlig ungeeignet

In dieser Randlage des Trierer Stadtteils formierte sich im April der erste Widerstand gegen das Projekt, aus dem inzwischen die Bürgerinitiative "Naherholung Ruwerer Plateau" entstanden ist. "Wir sind nicht gegen Solarenergie. Aber dieser Standort ist völlig ungeeignet für eine 30 Hektar umfassende Solaranlage mit 100 000 Einzelmodulen", sagt Karl Pickan von der Initiative.Dass die Kritiker mit ihrer Meinung nicht alleine dastehen, zeigte sich bei der Ortsbeiratssitzung im Saal des Feuerwehrhauses, der mit Zuhörern voll besetzt war. Bei der Begrüßung kündigte Ortsvorsteherin Monika Thenot einen besonderen Tagesordnungspunkt an: Sie werde die Sitzung später unterbrechen, um auch die Zuhörer zum Thema "Solaranlage" zu Wort kommen zu lassen. Zunächst informierten aber Landschaftsplaner Egbert Sonntag und Projektleiter Edelbert Bach vom Bürgerservice über das Projekt. Dabei waren sie sichtlich bemüht, die Einwände und Bedenken dagegen zu widerlegen.Überzeugt wirkte das Publikum nicht. Auch nicht Stefan Leist vom städtischen Planungsamt, der über den Ablauf des Genehmigungs-Verfahrens informierte. Dabei erinnerte er an das "wärmetechnisch belastete Klima in Trier". Leist: "Aus Sicht der Stadt Trier sind entsprechende Handlungs-Empfehlungen des Umwelt-Bundesamts beim Planungsverfahren der Verbandsgemeinde Schweich nicht genügend berücksichtigt worden."Vorwiegend sachlich - mit einigen emotionalen Spitzen - verlief die Aussprache mit Bürgerbeteiligung. Eine überwältigende Mehrheit war strikt gegen die Riesen-Anlage auf der Sang. Eine Meinung, der sich auch die Ratsfraktionen einstimmig anschlossen. Ruwer sei mit dem 50 Fußballfelder großen Projekt einfach "überfahren" worden. Ortsvorsteherin Thenot: "Man hat uns viel zu spät informiert."Der Volksfreund plant in Kürze in Trier-Ruwer einen TV-Stammtisch zum Thema. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben. MeinungKein Protest einer Minderheit Als sich die ersten Stimmen gegen das Solarprojekt erhoben, erschien dies als Prostest einiger unmittelbar betroffener Anlieger aus dem oberen Ortsteil von Ruwer. Seit der Ortsbeiratssitzung am Dienstag gilt dieser Eindruck als überholt. Nicht allein, dass der Rat als politisches Gremium ein klares Nein aussprach. Er scheint damit auch eine Mehrheit der Stadtteil-Bewohner an seiner Seite zu haben. Bisher eine noch weitgehend schweigende Mehrheit. Und wie wird die Stadt Trier, die das Projekt offenbar auch kritisch sieht, weiter damit umgehen? Eine spannende Frage, zumal die Stadtwerke beim Industriepark Föhren eine eigene Riesen-Solaranlage planen - gegen den Protest der Bekonder. f.knopp@volksfreund.de

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