"Echt cool – wir unterschreiben"

WELSCHBILLIG. "Gut, dass es den Jugendkeller gibt", lautete der Tenor bei Jugendlichen und Erwachsenen anlässlich des Tages der offenen Tür am Samstag im Berreshaus. In so einem guten Licht stand der Jugendtreff nicht immer.

"Als es den Jugendkeller nicht gab, war das ziemlich blöd", finden Linda Bohr, Luisa Birkel, Michelle Roth, Marius Greim und Lena Haase. Die Vierzehn-jährigen liefern auch gleich den Grund für ihr einstimmiges Urteil: "Wenn wir uns mal treffen wollten, ging das nur zu Hause bei den Eltern." Oder die Jugendlichen mussten sich auf der Straße verabreden. Doch das war nicht immer im Sinne des Erfinders - etwa bei Wind und Wetter. Was ihren Jugendtreff anbelangt, können die Welschbilliger seit ziemlich genau einem Jahr aus dem Vollen schöpfen: "So etwas wie hier sucht seinesgleichen", sagt Maria Conrady-Eiden, die am Tag der offenen Tür am Samstag zusammen mit Daniel Herzog Dienst im Berreshaus-Keller, eben dem Jugendraum, schiebt. Auf die Disco freuen sich alle

Wie wichtig so eine Bleibe für Jugendliche ist, wird an diesem Nachmittag überdeutlich. Draußen regnet es ohne Pause, es fröstelt einen, der Wind pfeift einem ganz schön um die Ohren. Draußen sein - nein danke. Drinnen fühlen sich über 20 Mädchen und Jungen pudelwohl. An einem großen Tisch spielen manche Karten. Andere hocken auf einer Couch und stecken die Köpfe zusammen. Wieder andere "kickern" an einem Tischfußballgerät. Zur Feier des Tages soll es am Abend eine Disco geben, auf die sich bereits jetzt alle mächtig freuen. Vater Daniel Herzog legt letzte Hand an die Elektrik, damit später alles astrein funktioniert. Nicht nur, dass sich die Welschbilliger Jugendlichen auf 80 Quadratmeter ausleben können, die Jugendbleibe bietet auch noch mehrere abgetrennte Räume. Da gehen diejenigen, die lieber Musik hören wollen, anderen, die Karten spielen, nicht gleich auf den Wecker. Zwischen den einzelnen Räumen befindet sich die kleine Küche mit einer Durchreiche in den größeren Aufenthaltsraum. Nicht nur heute sei es picobello sauber, sagt Mutter Maria Conrady-Eiden. Auch sonst sei das der Fall, denn geputzt wird von den jugendlichen Nutzern selbst, nach einem vorher festgelegten Plan. "Das geht ohne Probleme", meint Lena Haase. Bis vor etwas mehr als einem Jahr sah es in den Räumen sehr marode aus, erinnern sich die Jugendlichen. "So konnte es nicht weiter gehen", sagen Maximilian Herzog (14) und Jonas Eiden (14). Deshalb renovierten Eltern und Jugendliche den Jugendtreff gemeinsam, wobei die "Total-auf-den-Kopf-stell-Aktion" von der Ortsgemeinde stark unterstützt worden sei, loben die Erwachsenen. Gleichzeitig zog ein neuer (jüngerer) Gästekreis ein, und vier Elternpaare schauten hin und wieder nach dem rechten. Das "Über-die-Stränge-schlagen" hörte von da an auf. "Die Jugendlichen haben viel mitgeholfen", wissen Maria Conrady-Eiden und Daniel Herzog: "Deshalb haben sie einen ganz anderen Bezug zu ihrem Treffpunkt. Sie achten drauf und gehen pfleglich damit um." Nur die Jugendlichen dürfen die Einrichtung nutzen, die vorher "einen Vertrag" unterschreiben, mit dem sie sich als Mitglied gewissen Verhaltensregeln unterwerfen. "Es klappt", betont Maria Conrady-Eiden. Daniel Herzog ergänzt: "Wir sind mittlerweile so weit, dass wir Eltern uns allmählich zurückziehen können und mehr und mehr die Jugendlichen gewähren lassen können." Von denen haben einige mittlerweile auf Verbandsgemeinde-Ebene Jugendleiter-Lehrgänge besucht. Das erziehe zu verantwortungsbewusstem Handeln. Jule Knippertz (14), Alina Greim (13) und Anna-Lena Tusseng (13) sind zum ersten Mal da, schauen sich alles genau an. "Echt cool", finden sie es hier: "Wir unterschreiben." Auch Eltern von möglichen neuen Mitgliedern informieren sich, dafür ist ja der Kennenlerntag gedacht. Ihre Tochter habe nichts dagegen, dass sie hier sei, sagt eine Mutter stolz. Aber: "Mama, bitte bleib nicht zu lange", habe das Töchterlein ihr gesagt.

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