Ein Dorffest wie aus einer anderen Zeit - Holzerather feiern Party zum 750. Geburtstag

Holzerath · Mit Stolz tragen sie ihre weißen T-Shirts mit der Aufschrift: "Mir seijn Roed". Stolz können sie auch sein: Immerhin ist ihr Dorf Roed 750 Jahre alt geworden. Das große Jubiläum feiern sie mit der Helenenkirmes, ganz im Stil längst vergangener Tage, so wie es eben "friejer woar".

Ein Dorffest wie aus einer anderen Zeit - Holzerather feiern Party zum 750. Geburtstag
Foto: Silke Jessen (sj) ("TV-Upload Jessen"

Holzerath. Im Dorf ist mächtig was los. Gefeiert wird nach dem Motto: "Im Wandel der Zeit - vom Mittelalter bis heute". Und weil es nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch drei Feuerstellen im Ort gab, wird an drei Orten gleichzeitig gefeiert: auf dem Bouleplatz, dem Festplatz und vor der Kapelle.Deftiges nach alten Rezepten

 Der Kelte Peter Gerling erklärt der Familie Mesch den keltischen Wasserbehälter und Blasebalg aus Ziegenhaut. Im Hintergrund Helge Haasler als Stadtwächter und Birgit Marx im Höllenfensterkleid (rechts). In der Ahl Scheier präsentieren Dorothea und Armin Kusch mann alte Küchenutensilien, die die Holzerather zusammengetragen haben. Mike Mokelke wirft mit der Holzkugel Alle Neune auf der Kegelbahn (Fotos im Uhrzeigersinn). TV-Fotos (3): Silke Jessen

Der Kelte Peter Gerling erklärt der Familie Mesch den keltischen Wasserbehälter und Blasebalg aus Ziegenhaut. Im Hintergrund Helge Haasler als Stadtwächter und Birgit Marx im Höllenfensterkleid (rechts). In der Ahl Scheier präsentieren Dorothea und Armin Kusch mann alte Küchenutensilien, die die Holzerather zusammengetragen haben. Mike Mokelke wirft mit der Holzkugel Alle Neune auf der Kegelbahn (Fotos im Uhrzeigersinn). TV-Fotos (3): Silke Jessen

Foto: Silke Jessen (sj) ("TV-Upload Jessen"
Ein Dorffest wie aus einer anderen Zeit - Holzerather feiern Party zum 750. Geburtstag
Foto: Silke Jessen (sj) ("TV-Upload Jessen"



Auf dem Festplatz herrscht reges Getümmel und die verlockensten Düfte schweben in der Luft. Aus den hölzernen Marktständen lugen fröhliche Damen mit mittelalterlichen Hauben und Rüschenschürzen hervor. Sie preisen wortgewandt ihre selbstgemachten Marmeladen an, liebevoll auf Holz arrangierte Gestecke und handgefertigte Stoffvögel. Andere Damen bieten den hungrigen Gästen Krompern-Stippcher, Glatt Knäpp oder Roppisch Knäpp an - deftige Hausmannskost nach Rezepten aus früheren Tagen. Darauf freut sich die Holzeratherin Dorothea Kuschmann besonders, denn die Knäpp und Stippcher, so sagt sie, seien eine besondere Spezialität.
In der "Ahl Scheier" ihrer Tochter haben sie, ihr Mann Armin und andere Holzerather allerlei alte Sachen, wie Nähmaschinen, Waffeleisen, Wagenräder und Fleischwölfe, zusammengetragen und sie wie in einem Freilichtmuseum liebevoll zu Gruppen arrangiert. "Man darf natürlich alles anfassen", erklärt Dorothea Kusch mann. Neben der bunt mit Sonnenblumen und Hortensien geschmückten Bühne gibt es mit der "Schmiede" eine Bar zum Anbahnen neuer Kontakte. Wer will, kann sich mit seiner Angebeteten und einem Gläschen Sekt in das "Ahl Schloafzimmer" verziehen. Oder wirft Alle Neune beim Open-Air-Kegeln auf der hölzernen Kegelbahn.
Auf dem Jahrmarkt fahren Kinder wie anno dazumal mit dem Kettenkarussell und werfen mit Bällen auf aufgestapelte Büchsen. Jugendliche messen ihre ungestümen Kräfte am "Hau den Lukas". Oberkraftprotze können sogar "Poarhero" (Pfarreienheld) werden. Auf der Wiese unter dem riesigen, ausladenden Walnussbaum hat die Keltengruppe "Treveromagus" ihre Zelte aufgeschlagen. Den Neugierigen zeigen sie anschaulich, wie in keltischer Zeit Leder und Felle bearbeitet, wie getöpfert und geschmiedet wurde.
Gegenüber vom Bouleplatz haben die Traktorfreunde aus Holzerath ihren Stand, den die "Aufschrift "Trecker, Schlepper, Bauernhänger" ziert. Auf dem Kirchenvorplatz stellen Männer der "Irreler Bauerntradition" Seile in Handarbeit und die Frauen Butter in Fässern, ganz so wie früher, her. Andere Männer der Kulturgruppe dreschen das Getreide mit Dreschflegeln. Dass diese mühsame Arbeit in Holzerath seit den 1960er Jahren von einer Dreschmaschine übernommen wurde und wie sie funktioniert, sehen die vielen neugierigen Zuhörer anhand eines roten Ungetüms. Mit viel Herzblut haben die Holzerather ein buntes, facettenreiches Dorffest auf die Beine gestellt, bei dem fast alle Bürger mitgeholfen haben: ob beim Schälen ganzer Berge von Kartoffeln, beim Nähen unzähliger mittelalterlicher Hauben, beim Schreiben des Jubiläumsbuches, beim Drehen des Filmes "Die drei Mörder" oder beim Sammeln der Fotos für die Ausstellung. Mit Stolz bedankt sich Ortsbürgermeister Friedbert Theis bei den 290 helfenden Holzerather Bürgern, die allen Gästen gezeigt haben: "Mir seijn Roed".

volksfreund.de/Bilder

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort