Ein Dornröschenschlaf mit offenem Ende

Der Hetzerather Ortsbürgermeister Otmar Mischo ist verärgert: "Das Bahnhofsgelände ist ein Schandfleck." Daran wird sich absehbar nichts ändern, denn der britische Besitzer will sich in den nächsten Jahren nicht damit befassen. Mischo sucht nun das Gespräch.

 Der Hetzerather Bahnhof war einmal ein Schmuckstück. Heute ist er nicht mehr einladend.TV-Foto: Sybille Schönhofen

Der Hetzerather Bahnhof war einmal ein Schmuckstück. Heute ist er nicht mehr einladend.TV-Foto: Sybille Schönhofen

Hetzerath. Verwaist ist das alte Bahnhofsgebäude am Hetzerather Ortsausgang Richtung Naurath. Müll liegt herum, Putz und Anstrich bröckeln ab, Graffiti sind an allen Wänden zu sehen, Gras wächst über den Bürgersteig. Eine Schalterhalle gibt es schon lange nicht mehr. Ein Bahnhofsgebäude sei für einen der kleinsten Bahnhöfe der Republik mit weniger als 500 Ein- und Aussteigern am Tag zu unrentabel, sagt ein Bahnsprecher.

Daher hat ihn die Bahn Ende 2006 verkauft. Käufer war der britische Investor Patron Capital Partners aus London, der in ganz Europa Immobilien aufkauft. In Deutschland hat Patron allein 1004 Bahnhöfe erworben. Die operativen Geschäfte führt mittlerweile die Main Asset Management GmbH, eine hundertprozentige Tochter von Patron, mit Sitz in Dreieich bei Frankfurt.

Geschäftsführer Siegfried Fernitz gibt zu, mit der Vermarktung der mehr als 1000 leer stehenden Bahnhöfe überfordert zu sein. Warum Patron die Bahnhöfe gekauft habe? Fernitz: "Wir glauben, dass der Personennahverkehr eine sehr gute Zukunft haben wird und wir viel Geld damit verdienen können."

Gemeinde sucht Lösung für energetische Bruchbude



Die Gebäude sollen nach und nach marktgerecht hergerichtet und dann verkauft oder vermietet werden. Es gibt keine Prognose, wann sich die Gesellschaft um den Hetzerather Bahnhof kümmern wird. "Wir sind in der Region derzeit nicht aktiv." Mehr als für die Verkehrssicherheit zu sorgen, sei momentan nicht möglich. Ein Unternehmen sei beauftragt, nach dem Rechten zu sehen.

Wie oft das Objekt in Hetzerath begutachtet werde, weiß er allerdings nicht. Auch nicht, warum Kabel aus einem der Fenster im Erdgeschoss nach draußen verlaufen. Die Gemeinde hat eine Chance, das historische Gebäude aus dem Dornröschenschlaf zu befreien: Auf TV-Anfrage versicherte der Geschäftsführer, dass die Gemeinde mit eigenen Ideen den Anstoß dazu geben könnte, dass sich die Firma mit dem Bahnhofsgebäude beschäftige.

Doch Mischo ist pessimistisch: "Da kriegen sie keinen rein. Das ist energetisch eine Bruchbude." Die Kosten für eine Modernisierung seien zu hoch. "Die letzten Mieter heizten noch mit Ölöfen." Durch die Vermittlung des TV will Mischo nun Kontakt mit der Main Asset Management GmbH aufnehmen, um eine Lösung voranzutreiben.

Auch die Bahn hätte die Gemeinde gerne mit im Boot. Die Grünfläche mit dem Baum gehört noch der Bahn, die keinen Hehl daraus macht, dass sie um die Pflege nicht sonderlich bemüht ist: "Der Müll wird irgendwann aufgeräumt. Natürlich nicht so häufig." Sie bietet der Gemeinde an, die Bewirtschaftung zu übernehmen und somit auch die Freiheit der eigenen Gestaltung zu besitzen.

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