Ein Gigant rollt von der Ruwer in Richtung Hochwald

Ein insgesamt 390 Tonnen schwerer Sondertransport rollte in der Nacht zum Mittwoch von Trier-Ruwer zur Baustelle des neuen RWE-Umspannwerks bei Osburg. Hunderte Zuschauer beobachteten die spektakuläre Nachtfahrt quer durch Ruwer und über abgesperrte Schnellstraßen.

Trier-Ruwer/Osburg. Transportiert wird ein 192 Tonnen wiegender Großtransfomator (Spannungsumformer). Zusammen mit einem bereits installierten "Kollegen" gleichen Umfangs bildet er das Herzstück des neuen RWE-Umspannwerks bei Osburg im vorderen Hochwald, das die regionale Stromversorgung verstärken soll. Der erste Riesentrafo war im August per Schiff über die Mosel nach Longuich gebracht worden und von dort nach Osburg gerollt. Das zweite Aggregat erreicht nun vom Herstellungsort Halle/Saale die Region Trier per Bahn. Endstation ist das eigens präparierte Gleis vor dem ehemaligen Bahnübergang vor Trier-Ruwer, wo der Koloss am Dienstag auf ein Spezialstraßenfahrzeug umgesetzt wird. Die Federführung bei dem Transportprojekt hat die Bahn-Tochter Amprion GmbH.

Gegen 21 Uhr sammelt sich am Verladepunkt der umfangreiche Begleittross des Konvois, darunter auch ein Dutzend Polizeifahrzeuge. Alle Beteiligten wissen, dass es eine lange Nacht wird - aber wenigstens hat der tagelange Regen aufgehört. Auch Amprion-Projektleiter Gerd Pröpper ist zuversichtlich. Allerdings warnt er: "Solche Unternehmungen sind auch immer für Überraschungen gut".

Straßenbuckel und eine verstärkte Ruwerbrücke



Gezogen von zwei zusammen rund 1400 PS starken Straßenzugmaschinen setzt sich das 50 Meter lange 390-Tonnen-Gespann gegen 22 Uhr langsam in Bewegung. Kniffllich erweist sich die enge Ortsdurchfahrt Trier-Ruwer. So etwa am "Straßenbuckel" beim ehemaligen Schrankenwärterhäuschen (heute Fahrradweg). Dort muss die von einem Leopardpanzermotor angetriebene Hauptzugmaschine hydraulisch erhöht werden, weil hinter ihr sonst der Auflieger mit dem Trafo aufsetzen würde. Danach geht es über die Ruwerbrücke, die eigens mit Beton- und Titanstützen verstärkt wurde.

Die meisten Ruwerer und viele angereiste Schwertransport-Fans lassen sich das Spektakel der Ungetüme nicht entgehen. Die Hauptstraße ist von Zuschauern dicht gesäumt, als sich der Konvoi im Schritttempo und immer wieder stockend durch den Ortskern vorarbeitet. Schwarzer Dieselqualm steht zwischen den Häuserreihen - doch heute stört sich niemand daran. Gegen 23 Uhr erreicht der von zwölf Polizeiwagen begleitete Konvoi die A-602-Auffahrt Kenn. Um schräg über die Ab- und Auffahrtspur auf die A 602 zu kommen, werden die beiden Hilfszugmaschinen zunächst umgekoppelt: Was vorher vorne war, ist nun hinten und umgekehrt. Gleichzeitig wird die A 602 in Fahrtrichtung Koblenz ab der Anschlussstelle Ehrang komplett gesperrt. Als die letzten Autofahrer, die noch in Richtung Moseltaldreieck "durchkamen", vorbei sind, heißt es "freie Bahn". Nun wird der Schwertransport zum gewollten Geisterfahrer: Gegen die Fahrtrichtung rollt er zur vier Kilometer entfernten B-52-Abfahrt, die ebenfalls in Gegenrichtung genommen wird. Oben auf der B 52 Trier-Hermeskeil folgt der eher gemütliche Teil des Abends. Im Schleichtempo bewegt sich der Konvoi gemächlich und qualmend bergan in Richtung Osburg. Autofahrer, die von hinten "auffahren", benötigen Geduld - Überholen ist nicht möglich. Der zweispurige Abschnitt zwischen Mertesdorf und Osburg wird komplett gesperrt. Vor zwei Brücken über die B 52 muss das Gespann von 4,95 Metern Gesamthöhe hydraulisch auf 4,75 Meter abgesenkt werden. Ein Vorgang, der jeweils rund 15 Minuten dauert. Pünktlich um 2.17 Uhr ist das Ziel - das neue Umspannwerk bei Osburg - erreicht.

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