Ein seltenes Ereignis zur Ehre Gottes

Ein solch würdevolles und hochkarätiges Fest erlebt ein Ort nur alle paar Jahrzehnte: Die Pfarrgemeinde St. Medardus Mehring feierte mit Weihbischof Stephan Ackermann in einem Pontifikalamt die Segnung der neuen Glocke.

 Die vielen Besucher in der Pfarrkirche wollen sich das seltene Ereignis der Glockenweihe nicht entgehen lassen. In einer langen Prozession geleiten die Mehringer ihre neue Glocke vom Ortseingang bis in die Pfarrkirche. TV-Foto: Dietmar Scherf

Die vielen Besucher in der Pfarrkirche wollen sich das seltene Ereignis der Glockenweihe nicht entgehen lassen. In einer langen Prozession geleiten die Mehringer ihre neue Glocke vom Ortseingang bis in die Pfarrkirche. TV-Foto: Dietmar Scherf

Mehring. Sie sind alle gekommen, um diese schöne Stunde in der Pfarrkirche mitzuerleben. Das Gotteshaus ist überfüllt. Stühle wurden zusätzlich aufgestellt, und doch bekommt nicht jeder Gottesdienstbesucher einen Sitzplatz. Alle wollen sie das selten gewordene Fest der Segnung einer neuen Glocke miterleben, das vom Kirchenchor (Leitung Inge Kollmann) sowie dem Kindergarten und der Grundschule mitgestaltet wird. Die Helfer haben die Glocke am Vorabend rechts vor dem Altar aufgehangen. Ein mächtiges Gerüst, es ist verziert mit Palmen- und Tannenzweigen sowie gelben und weißen Blüten, hält sie schwebend über dem Boden. Denn noch heute soll sie, wenn auch nur probeweise, erklingen. Ein Gebet zu jedem Geläut

Mit Weihbischof Ackermann zelebrieren der Hausherr Pastor Matthias Struth sowie die Priester Hermann Zangerl und Willi Heckmann die Eucharistiefeier. "Es ist kein Sonntag wie jeder andere", sagt Weihbischof Ackermann. Er geht in seiner Predigt sowohl auf das Fest von Johannes dem Täufer als auch auf den Evangelisten Johannes ein, dem die Glocke geweiht ist. Für den Bischof ist es wichtig, die Glocke nicht nur zu hören, "sondern auch ihre Botschaft zu verstehen". So lädt er ein, bei jeglichem Glockenläuten einfach innezuhalten, ein Gebet zu sprechen und zu denken "Gott ist da".Der Tag davor: Am Ortseingang hat sich die Gemeinde versammelt, um die Glocke in einer Prozession in die Pfarrkirche St. Medardus zu begleiten. Das neue Prachtstück ist auf einen Anhänger gestellt und mit Tannen-, Palmzweigen und Blumen geschmückt. Einige Wochen war sie im Autohaus Scholtes ausgestellt. Jetzt ist offenbar alles unterwegs, "was Beine hat". Pastor Matthias Struth wenige Minuten vor dem offiziellen Beginn: "Lasst uns anfangen." Dabei schaut er mit zweifelndem Blick auf die aus Richtung Schweich daherziehende dunkle Wolke. Die Winzerkapelle stimmt unter der Leitung von Klaus Madert das Lied "Lobe den Herren" an. Die Messdiener, die Schützen, die Feuerwehr, die Winzertanzgruppe, der Kirchenchor und alle übrigen Gemeindemitglieder stimmen ein, als sich die Prozession langsam in Bewegung setzt. Pastor Struth spricht von einem besonderen Tag, der in die Geschichte des Ortes und der Gemeinde eingehen wird. Investition von rund 110 000 Euro

"Nach der Segnung unserer ersten vier Glocken im Oktober 1948 hat es jetzt wiederum eine Generation verwirklicht, eine weitere Glocke anzuschaffen", sagt er. Die neue Mehringer "Festtagsglocke", sie wird aber auch als erste Glocke bei einem Sterbefall läuten, ergänzt das Geläut im renovierten Glockenturm. In die Renovierung und die Anschaffung der Glocke wurden rund 110 000 Euro investiert. Die Glocke hat einen Durchmesser von 1,40 Metern und wiegt 1400 Kilogramm.Pastor Struth: "Es ist uns etwas Wunderbares gelungen, wir dürfen uns alle freuen." Sein Dank gilt allen Helfern und Sponsoren, aber auch der Glockengießerei in Brockscheid/Eifel für die Meisterleistung. Die Anteilnahme der Bevölkerung ist riesig. Das Gotteshaus ist überfüllt, als das Lied "Ein Haus voll Glorie schauet" gesungen wird, und die Winzerkapelle später von der Empore "Die Himmel rühmen" anstimmt. In seiner Ansprache spricht Pastor Struth von dem hörbaren Zeichen, das von der neuen Glocke ausgehen wird. Es sei auch von denen zu hören, die nichts mit dem Glauben anzufangen wüssten oder mit der Kirche hadern. Die Glocke solle aber auch diese Leute einladen, den Weg in die Kirche zu finden. Mit dem "Te Deum", dem Segen und dem Schlusslied zum heiligen Medardus endet ein denkwürdiger Tag in der Mehringer Kirche. Er findet an beiden Tagen seine Fortsetzung mit einem bunten Treiben an den Festständen und auf der Festbühne auf dem Kirchplatz.

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