Eine Attraktion für Mesenich

Teile einer römischen Bad-Anlage haben Bauarbeiter beim Ausschachten in Mesenich entdeckt (der TV berichtete). Die Gemeinde will nun diese Attraktion für die Öffentlichkeit zugänglich machen und dokumentieren lassen.

 Karl-Josef Gilles vom Landesmuseum Trier (mit hellem Mantel) und Grabungshelfer an der römischen Bad-Anlage in Mesenich. TV-Foto: Albert Follmann

Karl-Josef Gilles vom Landesmuseum Trier (mit hellem Mantel) und Grabungshelfer an der römischen Bad-Anlage in Mesenich. TV-Foto: Albert Follmann

Langsur-Mesenich. Oberkustos Karl-Josef Gilles ist sehr angetan von dem Fund, den Bauarbeiter dieser Tage beim Ausschachten für drei Garagen am Anwesen Hauptstraße Nummer 2 in Mesenich gemacht haben. "Römische Mauern in einer solchen Höhe sind in der Umgebung von Trier in den letzten fünf Jahren nicht mehr aufgedeckt worden." Bis zu 1,80 Meter hoch und nach Beurteilung von Gilles "recht solide" ist das Mauerwerk des römischen Kaltbades (Frigidarium) aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Es sei Teil einer privaten römischen Bad-Anlage, die zu einer nahe gelegenen römischen Landvilla gehört habe. Bei den Römern sei das Baden ein wichtiger Bestandteil des Lebens gewesen und habe mehrere Stunden in Anspruch genommen, so der Experte (siehe auch unser "Extra"). Das Frigidarium sei der letzte Raum, den die Römer beim Baden betreten hätten. Dort seien sie in ein Kaltwasserbecken gesprungen.

Laut Gilles war die Fundstelle bisher unbekannt. Man habe Kenntnis von zwei Villen aus Mesenich. Eine sei bereits 1883/84 vom Landesmuseum oberhalb von Mesenich ("Hinter Kopfbüsch") ausgegraben worden, die zweite liege im Ort in Friedhofsnähe. Zu ihr gehöre auch eine Grabkammer im "Peterberg", die wie ihr rekonstruiertes Gegenstück bei Igel im Volksmund "Grutenhäuschen" heißt.

Der Gemeinde Langsur ist daran gelegen, dass diese "Attraktion" (Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Orth) für die Allgemeinheit erhalten bleibt. Orth: "Dieser Platz würde sich schön als Begegnungsstätte eignen, vorausgesetzt, die Eigentümerin und der Gemeinderat stimmen zu."

Grundstücksbesitzerin Brigitte Schaaf lebt am Bodensee. Sie wollte für ihr Mietshaus in der Mesenicher Hauptstraße drei Garagen bauen lassen. Beim Ausschachten waren die Bauarbeiter dann auf den römischen Fund gestoßen.

"Die drei Garagen müssten dann natürlich verlagert werden", sagt der Ortsbürgermeister. Neben der Suche nach einem geeigneten Ausweichplatz beschert das Römerbad der Gemeinde noch ein anderes Problem: Die Begegnungsstätte muss finanziert werden, und ob es dafür Zuschüsse gibt, ist fraglich. Beim Landesmuseum, so viel steht fest, wird nichts zu holen sein - außer der Mithilfe bei der Dokumentation. EXTRA Römische Bäder: Die Anlagen hatten stets die gleiche Raumfolge: Im apodyterium legten die Römer ihre Kleidung ab, dann gingen sie ins caldarium mit dem Heißwasserbecken (40 Grad warm). Danach begaben sie sich ins tepidarium, das lauwarme Bad, das nur selten über ein eigenes Becken verfügte. Abschließend wurde sich im frigidarium, dem Kaltbad, abgekühlt. Einige Bäder verfügten zusätzlich über ein sudatorium, ein Schwitzbad mit trockener Hitze ohne Becken. (alf)

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