Eine längere Leiter muss her

Waldrach · Damit Wehren aus der VG Ruwer ohne Trierer Hilfe auskommen können, sollen rund 600 000 Euro investiert werden,

 „Der war schon beim Kauf zu klein“: Wehrleiter Frank Rhode erklärt die Probleme, die man 30 Jahr lang mit diesem Fahrzeug hatte. TV-Foto: Friedhelm Knopp

„Der war schon beim Kauf zu klein“: Wehrleiter Frank Rhode erklärt die Probleme, die man 30 Jahr lang mit diesem Fahrzeug hatte. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Waldrach Die Verbandsgemeinde (VG) Ruwer wird für ihre Feuerwehr schon 2018 ein modernes und leistungsfähiges Drehleiterfahrzeug beschaffen. Dies entschied in jüngster Sitzung der VG-Rat einstimmig nach kurzer Aussprache. Und das war bisher einmalig im VG-Rat: Zu wenig Sitzplätze für die Zuhörer und zusätzliche Stühle, die sich die Besucher in Selbsthilfe aus den Rathausfluren besorgten. Für die drangvolle Enge im Waldracher Rathaussaal sorgten die in starker Zahl erschienenen ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männer aus der gesamten Verbandsgemeinde. Ihr Hauptinteresse galt diesem Tagesordnungspunkt: "Weiteres Vorgehen zur Beschaffung einer Drehleiter für die Freiwillige Feuerwehr der VG Ruwer". Im Fachjargon heißt das Objekt DLK 23/12. Es handelt sich um einen LKW auf MAN-, Mercedes- oder Iveco-Basis (Fahrgestell), auf dem eine hydraulische Drehleiter mit Korb (K) montiert ist, die im oberen Bereich wie ein Kranausleger geknickt werden kann. Mit dem Gerät, das heute bei deutschen Feuerwehren Standard ist, lassen sich Menschen aus bis zu 23 Metern Höhe retten und brennende Dachstühle mit dem Hochdruckschlauch löschen. Weitere Anwendungen: Beleuchtungsträger an Unfallstellen, Gebäudebelüftung nach einem Brand oder auch die Sicherung der eigenen Mannschaft im Gebäudeinnern. Rund 595 000 Euro kostet so ein Gerät, das nach der Beschaffung in der Regel über Jahrzehnte im Einsatz bleiben soll. So wie die alte Drehleiter DLK 16/4 der VG-Feuerwehr Ruwer mit ihren 16 Metern maximale Arbeitshöhe. Das Fahrzeug dient seit rund 30 Jahren bei der Stützpunktfeuerwehr Waldrach und wirkt gegen eine neue DLK 23/12 fast wie ein Spielzeug. Entsprechend bescheiden ist seine Leistungsfähigkeit besonders in der Höhe, was bei den jüngsten drei Großbränden 2016/2017 in der Verbandsgemeinde Ruwer wieder offensichtlich wurde. Erst durch den technischen Beistand der Berufsfeuerwehr Trier mit einer DLK 23/12 konnte Schlimmeres verhindert werden.Eine neues Fahrzeug war nach der Feuerwehrkonzeption 2020 erst für 2022 geplant. Dazu Erster Beigeordneter Karl-Heinrich Ewald: "Somit war es noch zu früh für die Sammelausschreibung, über die Trier und mehrere Verbandsgemeinden insgesamt acht dieser Fahrzeuge beschafft haben (der TV berichtete). Doch dann hatten die jüngsten Vorfälle Verwaltung und Kommunalpolitik an der Ruwer aufschrecken lassen: Sollte mit der (Brand-)Sicherheit der Bevölkerung noch vier Jahre lang gefackelt werden? Zumal die Zahl hoher Gebäude in der Verbandsgemeinde steigt. "Nein" meinen Verwaltung, Verbandsgemeinderat und die Feuerwehrführung.Daher lautete die Beschlussvorlage in der Ratssitzung: "Die Verwaltung ist zu beauftragen, die Beschaffung der Drehleiter voranzutreiben und ein Planungsbüro mit der Ausschreibung zu beauftragen". Die von der Verwaltung vorgeschlagene Finanzierung: Im ersten Nachtragshaushalt 2017/2018 werden für das Fahrzeug (Fahrgestell) 150 000 Euro eingestellt. Der 445 000 Euro teure Drehleiteraufbau wird über Kredite finanziert. Die VG erwartet dazu eine Landeszuwendung in Höhe von 167 000 Euro. Die Notwendigkeit der Beschaffung wurde vom Land bereits per Bescheid anerkannt. Für das Planungsbüro müssen 7000 Euro bereitgestellt werden.Eine große Grundsatzdebatte löste die Vorlage nicht aus. Tenor der Fraktionen: Diese Anschaffung ist im Interesse der Sicherheit erforderlich. Eine ausführliche und begründete Vorlage, meinte Stephanie Nickels für die CDU. "Der Großbrand von Gusterath hat gezeigt, wie notwendig das Gerät ist", sagte Stefan Metzdorf (SPD). Aber warum müsse für 7000 Euro ein Ingenieurbüro mit der Ausschreibung beauftragt werden?Dazu sagte Beigeordneter Ewald: "Aus Sicht der Verwaltung wäre das bei einer so komplexen Beschaffung sinnvoll für ein optimales Ergebnis." Skepsis im Rat, ob für ein genormtes Gerät ein solcher Aufwand erforderlich sei. Dies verneinte entschieden und unter Applaus Wehrleiter Frank Rhode, den der Rat um fachmännische Hilfe gebeten hatte. Rhode: "Durch die jüngsten DLK-Beschaffungen existieren ausführliche Unterlagen, nach denen wir uns bei der Ausschreibung richten können."KommentarMeinung

Investition in Sicherheit für die kommenden JahrzehnteTeurer Luxus oder eine Notwendigkeit? Viele werden mit ihrer Meinung eher in Richtung "Luxus" tendieren. Denn was kann man mit rund 600 000 Euro sonst alles machen, statt es in ein Gerät zu investieren, das die meiste Zeit nur in der Halle steht? Stimmt, es steht in der Halle - aber wehe, wenn es doch benötigt wird. Geht oft schneller, als manche glauben. Das alte Fahrzeug, einst schon ein Billiglösung, erneut durch eine Billiglösung zu ersetzen, wäre rausgeworfenes Geld. Es geht um eine Investition in die Sicherheit für Jahrzehnte. Und im Ernstfall um die Kooperation mit benachbarten Wehren aus anderen Verbandgemeinden, die schon über das Modell verfügen. Motto: Gleicher Typ, gleiche Bedienung, gemeinsames Wissen über die Anwendung. Unverzichtbar bei Alarmen an Wochentagen, wenn die freiwilligen Brandbekämpfer nur in Minimalbesetzung ausrücken können und sich am Einsatzort gegenseitig unterstützen sollen. Und das ohne vorherige Einweisung in fremdes Gerät. trier@volksfreund.de

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