Einmal London und zurück - per Moped

"Tour der Leiden" nennen die fünf jungen Männer aus Newel augenzwinkernd ihre einwöchige Fahrt nach London: per Moped, ohne viel Essen, Trinken und Schlaf - dafür mit reichlich Komplikationen.

Newel. Ob einer von ihnen die anstrengende London-Tour bedauert hat? "Nein!", antworten Ronny Buzziol, Thomas Mohn, Matthias Schönhofen und Daniel Müller sofort. Sie bedauern nur, dass ihr Freund Martin Mohn nun im Krankenhaus ist: Während des Urlaubs bekam er die seltene "Purpura-Schönlein-Henoch"-Krankheit - eine Entzündung der Blutgefäße - und leidet seitdem unter kolikartigen Schmerzen.Doch auch die übrigen Mitglieder des seit etwa einem Jahr bestehenden Moped-Clubs "Rückenwind" kamen bei ihrer diesjährigen Tour nicht ganz ungeschoren davon. "Unser Trip nach Paris im vergangenen Jahr war dagegen relativ harmlos", erinnert sich Daniel. Die Italienfahrt per Mofa im Film "Total normaaal" habe die Idee dazu geliefert.Ein Tagebuch "Tour der Leiden" berichtet von acht außergewöhnlichen Tagen zwischen Newel und London - technische und gesundheitliche Probleme sowie Missgeschicke bis hin zu einem Unfall inbegriffen. So wurde Matthias, der den VW-Bus mit Ersatzteilen - darunter zwei Motoren - und Gepäck fuhr, in Canterbury gerammt - glücklicherweise weitgehend folgenlos. Schmerzende Knochen selbstverständlich

Wie Martin litt auch er an Magenproblemen, Ronny hatte gegen eine Augenentzündung zu kämpfen. Schmerzende Hände und Knochen waren selbstverständlich, bei bis zu 16 Stunden täglich auf den Maschinen. "Erholung war's nicht!", ist Ronnys Fazit. Unterwegs stießen die jungen Männer auf Reaktionen von Ungläubigkeit bis Erheiterung: "Oh, Jesus!", meinte ein Zollbeamter lachend.Ein Auszug aus dem Tourtagebuch: "Tag 1, 10.45 Uhr, Martin verliert Rücklicht, 13.30 Uhr Tacho defekt; 20.10 Uhr Totalversagen von Ronnys Moped." Abgesehen von Ronnys "Simson" fahren alle "Rückenwind"-Mitglieder rund 30 bis 40 Jahre alte "Zündapp"-Maschinen, die den Mega-Trip insgesamt gut überstehen. "Die Mopeds von Daniel und Thomas haben die Strecke komplett durchgehalten", berichtet Ronny stolz.Der Höhepunkt der Reise: "Tag 4, 13 Uhr Fotos am Big Ben, 14 Uhr Stadtrundfahrt mit Tourbus." Am fünften Tag harrt die ganze Truppe acht Stunden am Friedhof gegenüber dem Southamptoner Krankenhaus aus, in das Martin wegen akuter Schmerzen musste. Mit einer nächtlichen 250-Kilometer-Fahrt zurück nach Dover geht die Tour langsam ihrem Ende zu; Martin reist danach per Zug heim nach Newel. Dort kommen seine vier Mitstreiter am Nachmittag des achten Tages erschöpft, aber froh an. Der nächste Trip des "MC Rückenwind" ist bereits in der Planung: "Wir würden ja gern mal nach Monaco", sagt Ronny lachend. "Einmal die Formel-1-Strecke fahren - mit 40 Stundenkilometern!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort