"Einseitige Wahrnehmung"

SCHWEICH. Die Nachricht kam kurz vor den Weihnachtsfeiertagen: Heinrich Bentemann, Leiter des evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Schweich, war vom Vorstand der Schulträger-Stiftung mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Als Gründe genannt wurden "Vertrauensverlust und Kommunikationsstörungen zwischen Bentemann und Stiftungsvorstand". Nun äußerte sich der Betroffene selbst zu den Vorgängen.

In der von seiner Wittlicher Rechtsanwältin Margit Bastgen übermittelten Stellungnahme kündigt Bentemann (TV-Foto: Kerstin Pätzold) an, dass er sich mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Beurlaubung zur Wehr setzen werde. Die genannte Begründung rechtfertige keine Maßnahme dieser Tragweite. Weitere Gründe lägen nicht vor. Bentemann erklärt: "Die im TV-Artikel vom 22. Dezember veröffentlichten Aussagen sind einseitige Wahrnehmungen einer sehr kleinen Elterngruppe. Sie entsprechen in keiner Weise der großen Mehrheit der Elternschaft am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium."Nicht zuständig für Elternvertretungen

Als Gründungsdirektor des Gymnasiums habe er seit 2001 eine vielfältige Aufbau- und Schulentwicklungsarbeit geleistet. In dieser Zeit sei die Schule zu einer weithin angesehenen Einrichtung geworden. Ein reformpädagogisch orientiertes Konzept, wie es an dieser Schule gelebt werde, sei naturgemäß das Ergebnis eines intensiven, zuweilen auch kontrovers verlaufenden Diskurses in Erziehungs- und Bildungsfragen. Bei den Aussagen einiger Eltern im TV-Bericht vom 22. Dezember handelt es sich nach Bentemanns Auffassung um "irreführende Behauptungen", wozu er in mehreren Punkten Stellung nimmt. Zur Aussage, unliebsam gewordene Mitglieder des Elternbeirats seien aus dem Gremium "hinauskomplimentiert" worden, bemerkt Bentemann: "Für Strukturen und mehrheitliche Entscheidungen innerhalb der Elternvertretungen ist der Schulleiter nicht zuständig."Anerkannte Reformpädagogik

Zu den angeblich "absurden pädagogischen Ideen" nach dem Motto "Wir machen alles anders", sagt Bentemann: "Die von mir verfolgten pädagogischen Ideen sind in Wirklichkeit national wie international anerkannte reformpädagogische Positionen." Die im TV-Artikel genannte Idee eines fachfremden Einsatzes von Lehrern stamme aus dem Buch ,Schule kann gelingen‘ von Enja Riegel, der ehemaligen Leiterin der Wiesbadener Helene-Lange-Schule. "Enja Riegel hatte beim Neujahrsempfang des Evangelischen Schulreferats Trier im September 2005 vor einem begeisterten Publikum von über 300 Lehrern, Schulleitern und Eltern den erfolgreichen Weg ihrer Schule geschildert", betont Bentemann. Zum Thema "fehlender Informationsfluss und Meinungsaustausch": Dem Wunsch der Eltern nach einem erfolgreichen schulischen Werdegang ihrer Kinder werde am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium durch ein beispielhaftes System häufiger Beratungskontakte zwischen Schule und Elternhaus Rechnung getragen. Festzustellen bleibe, dass der TV-Artikel die vielen Schüler, Eltern und Lehrer unberücksichtigt lasse, die mit der Entwicklung des Gymnasiums und der Arbeit des Schulleiters sehr zufrieden seien. Bentemann abschließend: "Ich widme mich meiner Aufgabe mit vollem Engagement. Die ausgesprochene Beurlaubung, die für mich völlig überraschend kam und jeder Grundlage entbehrt, werde ich daher nicht hinnehmen."

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