Erziehungs-Lücken

Der Arbeitskampf in den staatlichen Kindertagesstätten (Kitas) ist seit einiger Zeit zu Ende, doch die Probleme sind damit längst nicht alle gelöst. Viele Einrichtungen klagen über fehlendes Personal. Die Zahl der Erzieherinnen-Stellen ist oft zu knapp bemessen.

Trier/Gusterath. Die Leiterin des kommunalen Kindergartens in Gusterath, Anke Alten, zeigt auf gepackte Kartons und zusammengeschobene Stühle. Seit März wird in der Kindertagesstätte umgebaut, um mehr Platz für die 90 Kinder zu schaffen.

Für ein anderes Problem zeichnet sich derzeit keine Lösung ab: "Das Personal reicht oft nicht aus", berichtet Alten. 14 Erzieherinnen arbeiten in der Einrichtung, davon sind nur vier Vollzeit-Kräfte. Durch Krankheitsfälle kommt es zu Engpässen.

Den Behörden zufolge existieren derzeit keine offenen Erzieherinnen-Stellen. Auch arbeitsuchende Erzieherinnen gebe es kaum, sagt Georg Binninger, Leiter der Abteilung Kindertageseinrichtungen im Bistum Trier. Der Experte ist jedoch sicher: Der Personalmangel hat nichts mit dem Arbeitsmarkt zu tun. "Das Personal fehlt, weil der Personalschlüssel zu niedrig ist und die Arbeitsbedingungen schwieriger geworden sind." Der gesetzlich festgelegte Personalschlüssel für Rheinland-Pfalz liegt derzeit zum Beispiel in der Kinderkrippe bei zwei Fachkräften für acht Kinder.

Besonders schwer ist es, Kindergartenleiterinnen zu rekrutieren, wie das Kreisjugendamt Trier-Saarburg berichtet. Auch bei der Kirche kennt man dieses Problem: Wegen knapper Kassen bekämen sie keine Freistellung und müssten oft noch zusätzlich Gruppenbetreuung übernehmen, berichtet Binninger.

Anke Alten ist hingegen überzeugt, dass nicht allein die unzureichende Zahl der Stellen für den Personalmangel verantwortlich ist. "Die Bewerberanzahl ist gesunken, der Beruf bräuchte einen höheren Stellenwert." Die Kita-Leiterin aus Gusterath wünscht sich mehr Freiheit in ihrer Arbeit, um pädagogische Inhalte vorzubereiten.

Der Tarifabschluss nach dem Kita-Streik, an dem sich auch die Kirche orientiert, werde die Situation nicht verbessern, sagt Volker Euskirchen von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Koblenz. Auch wenn Erzieherinnen künftig 180 Euro mehr erhielten, werde das Personal weiterhin fehlen, die Probleme blieben bestehen.

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