Füttern für die Freiheit

Momentan beherbergt er zwei Schleiereulen, zwei Uhus, drei Mäusebussarde, einen Waldkauz und eine Agame. Aus dem ganzen Umland werden wilde Fundtiere zu Günter Schmiegelts seit fast 30 Jahren bestehender Auffangstation für Wildtiere gebracht.

 Dem vor zwei Wochen angekommenen Mäusebussard geht es gut, schon bald kann Günter Schmiegelt ihn aus seiner Auffangstation für Wildtiere entlassen. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Dem vor zwei Wochen angekommenen Mäusebussard geht es gut, schon bald kann Günter Schmiegelt ihn aus seiner Auffangstation für Wildtiere entlassen. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Osburg. Die Schleiereule ist wunderschön anzusehen, doch sie ist kein Haustier. Kaum hat Günter Schmiegelt sie aus der Voliere geholt, um sie seinen Adventsbasar-Besuchern zu zeigen, schon hat sie sich in seinen Pullover verbissen und versucht ihn in den Finger zu zwicken. Den gelernten Maler und Erzieher kann dies nicht erschüttern, befasst er sich doch bereits seit vielen Jahrzehnten mit heimischen Vögeln aller Art. "Als Kind hab' ich öfters mal einen verletzten Sperling von der Straße aufgelesen", erinnert er sich.Nicht immer können die Tiere aufgepäppelt werden

Nicht immer gelingt es, die Tiere wieder hochzupäppeln. "Manche Vögel sind einfach noch zu jung oder zu schwach", sagt er. Den neuesten Ankömmlingen jedoch geht es gut: Am 18. November wurde in Gusterath ein Mäusebussard gefunden, am 27. November in Osburg ein Uhu. Eine Notiz im Buch verrät: "Vogel ist erschöpft, hatte sich in einer Weidezaun-Verschnürung verfangen". Sobald das Wetter besser sei, könne er sie wieder frei lassen, sagt Günter Schmiegelt. Manches Mal finde auch ein verletzter Fuchs, Hase, Marder oder Igel zu ihm. "Es gibt mehr Tierfreunde, als man glaubt. Ich hab' hier schon alles gehabt, es fehlen nur noch Rehe und Wildschweine." Ein Longuicher Tierarzt behandle die Tiere umsonst. "Ich nehme ihm dafür die Wildtiere ab, die Leute in seine Praxis bringen."Seit 1978 betreibt Schmiegelt, der aus Thüringen stammt, seine Auffangstation für Wildtiere. Über Jahre wurde sie unterstützt durch den Naturschutzbund Deutschland, später durch einen Wiltinger Verein; seit vier Jahren ist er allein für die Station verantwortlich. Die Kosten für Futter und Renovierungsarbeiten an den Käfigen bestreitet der frühere Leiter des Trierer Horts Barbara vorwiegend aus seiner Rente. "Dieses Jahr habe ich bereits weit über 100 Tiere versorgt", berichtet er stolz. Kinder und Jugendliche hat er schon immer gern einbezogen. In Seminaren und naturkundlichen Wanderungen brachte er ihnen die Wildtiere nahe. So ist es kein Wunder, dass noch heute gern ehemalige Schützlinge und Kinder aus der Umgebung vorbeikommen, um einmal einen Uhu oder einen Bussard aus nächster Nähe bewundern zu können.

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