Fit für ein neues Arbeitsleben

Schweich/Zemmer · Ein Zentrum für Qualifizierung, Bildung und Arbeit hat der Schönfelderhof im Gewerbegebiet Issel bezogen. In einer Schreinerei und einem Schulungsgebäude werden Menschen mit Beeinträchtigungen dazu befähigt, am Arbeitsleben teilzunehmen.

 Jonas Wagner (rechts) arbeitet gerne in der neuen Schreinerei des Schönfelderhofs in Schweich-Issel. TV-Foto: Albert Follmann

Jonas Wagner (rechts) arbeitet gerne in der neuen Schreinerei des Schönfelderhofs in Schweich-Issel. TV-Foto: Albert Follmann

Schweich/Zemmer. Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat der Schönfelderhof Anfang August im Gewerbegebiet von Schweich-Issel eine neue Betriebsstätte bezogen. Sie besteht aus einer Schreinerei mit angegliedertem Bereich für Firmendienstleistungen und einem Trakt für Qualifizierungs- und Bildungsangebote (siehe Extra). Hier sind unter anderem ein Computerraum, Schulungsräume und Räume zur "handwerklichen Erprobung" untergebracht. Nach und nach sollen dort bis zu 50 Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und besonderem Unterstützungsbedarf betreut und geschult werden. Darunter sind Toni Plötsch und Jonas Wagner.
Plötsch, gebürtiger Eifeler, absolviert derzeit ein Praktikum bei Landwirt Josef Mauer, der die Felder am Schönfelderhof langfristig gepachtet hat. Einmal wöchentlich kommt Plötsch ins Berufliche Bildungszentrum (Bebiz) nach Schweich zur theoretischen Schulung. Er arbeite gerne mit Tieren und habe Interesse an Maschinen und dem Fuhrpark, erzählt Toni Plötsch. "Die Arbeit macht mir Spaß, Herr Mauer hat immer ein offenes Ohr für mich", sagt er. Sein Wunsch ist es, bei einem Bauern als Gehilfe angestellt zu werden.
Werkstätten in Fidei überlastet


Auch Jonas Wagner ist zufrieden, besonders seit er in der neuen Schreinerei in Issel arbeitet. "Hier ist es viel schöner als in Zemmer, da war es voll und laut", sagt Jonas Wagner. Er lebt seit zwei Jahren in einer eigenen Wohnung in Bitburg, wird ambulant betreut. An den Hof vermittelt wurde er über das Arbeitsamt, nachdem er auch schon an einer Jugendbetreuungsmaßnahme in Portugal teilgenommen hatte. Wagner schneidet Kanthölzer zurecht und presst an einer Maschine kleine Holzrähmchen für Sportabzeichen zusammen.
Matthias Gehlen, Kaufmännischer Leiter des Schönfelderhofs und Leiter der St. Bernhardswerkstätten, pflichtet Jonas Wagner bei. Die Werkstätten in der Fidei seien überlastet gewesen, deswegen auch die Auslagerung an die Mosel.
"Seit Jahren haben wir 180 Klienten dort, aber die Werkstätten sind nur für 130 Personen konzipiert" sagt Gehlen.
In den Räumen des Bebiz, aber auch in externen Betrieben, sollen die Menschen fit gemacht werden für einen Beruf oder den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Dazu müsse man zunächst deren Fähigkeiten und den Förderbedarf ermitteln, sagt Psychologin Helga-Martina Schneider. Das sei kein Privileg, die Teilhabe am Arbeitsleben sei in Deutschland verbrieftes Recht. Ein Angebot sei beispielsweise "Servicekraft in der Altenhilfe". Wegen mehrerer Altenheime vor Ort biete hier die Stadt Schweich optimale Bedingungen.Extra

Schönfelderhof: Seit 1920 werden Menschen mit psychischen Behinderungen auf dem Schönfelderhof bei Zemmer (Eifel) betreut. Der Schönfelderhof unterhält in Trägerschaft des Vereins "Barmherzige Brüder Trier" gemeindepsychiatrische Betreuungsangebote für derzeit etwa 460 Menschen. Davon sind knapp 100 stationär in Zimmern untergebracht; 55 bekommen eine Intensivbetreuung in Wohngruppen. Mehr als 300 Personen leben in ambulanten, gemeindenahen Wohngemeinschaften. Etwa 200 Mitarbeiter werden beschäftigt. alfExtra

Bauträger der etwa drei Millionen Euro teuren neuen Immobilie des Schönfelderhofs in Issel ist die Firma Max Düpre. Das Hermeskeiler Bauunternehmen hat dem Mieter Schönfelderhof die Häuser schlüsselfertig zur Verfügung gestellt. Das Schulungsgebäude ist 580 Quadratmeter groß, das Werkstattgebäude 830 Quadratmeter. Das knapp 4000 Quadratmeter große Grundstück mit 30 Parkplätzen liegt an der Straße "Am Bahndamm"; es ist über eine Einbahnstraße angeschlossen. Einzugsgebiet der neuen Bernhards-Werkstätten sind die Stadt Trier sowie die Kreise Vulkaneifel, Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg. alf

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