Flickenteppich ade!

Von der Driesche zurück zum Weinanbau: An der Mosel ist dies leider ein ungewöhnlicher Weg, doch in Leiwen wird er nun beschritten. Aus zahlreichen verwilderten kleinen Einzelparzellen entsteht dort eine große und rationell zu bearbeitende Gesamtanbaufläche.

 Neuaufbereitung des Leiwener Josefsbergs (von Links): Claus-Peter Feller (Ortsbürgermeister), Kurt Bierbrauer (DLR), Bernhard Theis (DLR), Reinhard Lichtenthal (DLR), Heinz und Susanne Schneider (Winzer). Im Hintergrund auf der anderen Talseite laufen die weiteren Flächenaufbereitungen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Neuaufbereitung des Leiwener Josefsbergs (von Links): Claus-Peter Feller (Ortsbürgermeister), Kurt Bierbrauer (DLR), Bernhard Theis (DLR), Reinhard Lichtenthal (DLR), Heinz und Susanne Schneider (Winzer). Im Hintergrund auf der anderen Talseite laufen die weiteren Flächenaufbereitungen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Leiwen. Vor einem Jahr bot der "Josefsberg" bei Leiwen noch einen traurigen Anblick: Drieschen, so weit das Auge reichte. Weinbau schien dort längst der Geschichte anzugehören. Pläne wurden geschmiedet, um die Ödnis alternativ als Sonnenenergie-Fläche zu nutzen (der TV berichtete). Das Projekt scheiterte jedoch. Zwar entstehen bei Leiwen Solaranlagen - aber nicht an Hängen, die nach dem Flächennutzungsplan dem Weinbau vorbehalten sind. Stattdessen wurde nun in Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), der Ortsgemeinde und einem örtlichen Winzer ein anderer Weg beschritten. Im Rahmen des Flächenmanagements werden auf dem Josefsberg zahlreiche kleine Einzelparzellen, deren Bewirtschaftung nicht mehr lohnte, zu einer rund sechs Hektar umfassenden Terrassenanlage zusammengefasst. Dabei verliert die Steillage durch intensive Erdbearbeitung soviel Gefälle, dass sie maschinell bearbeitet werden kann. Waren dort früher für die Bestellung eines Hektars rund 1200 Arbeitsstunden erforderlich, werden es in Zukunft mit maschineller Hilfe nur noch rund 450 Stunden sein. Bei sechs Hektar bedeutet dies eine jährliche Ersparnis von rund 36 000 Euro pro Jahr. Seit März laufen die Erdarbeiten an der neuen Terrassenanlage auf Hochtouren. Ihre künftige Struktur ist schon erkennbar. Bauleiter Kurt Bierbrauer und Planer Bernhard Theis vom DLR erläutern den bisherigen Ablauf: Voraussetzung für das Bodenordnungsverfahren "Josefsberg" war das Einvernehmen mit allen ehemaligen Eigentümern, was zahlreiche Einzelgespräche erforderte. Im Januar konnte das Verfahren eingeleitet werden. Im März begann der Ausbau mit der Rodung der Drieschen. Auch wurden neue Auffahrt- und Bewirtschaftungswege angelegt. Im nächsten Schritt folgt in Kürze die Begrünung der Böschungen und Ende April die maschinelle Neupflanzung von Reben. Ende April Neupflanzung der Reben

Planierraupen und Bagger arbeiten auf dem gegenüberliegenden Hang. Auch dort werden zwei kleinere Steillagenflächen von jeweils 0,8 Hektar für die maschinelle Bearbeitung ausgebaut. Der Kommentar von Ortsbürgermeister Claus-Peter Feller: "Eine erfreuliche Entwicklung für den Weinbau und für den Tourismus." Bewirtschaftet wird die Fläche vom Leiwener Winzerehepaar Susanne und Heinz Schneider. Die Schneiders hoffen, schon bald mit dem Anbau von Qualitätsprodukten beginnen zu können. Heinz Schneider: "Das Potenzial dieses Bodens hier ist fantastisch. Es wäre eine Schande gewesen, das alles einfach verkommen zu lassen. Aber dazu musste man das Terrain auf einen betriebswirtschaftlich vertretbaren Standard bringen." Ihm sei auch klar gewesen, dass Kauf und Neugestaltung der Flächen teuer kommen würden. Aber als das DLR eine Förderung aus EU-Mitteln in Aussicht gestellt habe, sei die Entscheidung gefallen. Meinung Ein wahres Pilotprojekt Die Uhr zurückdrehen und dabei auf die Zukunft setzen - in Leiwen wird dieses scheinbare Paradoxon in die Tat umgesetzt. Natürlich gehört Mut dazu, mit großem Aufwand den Weinbau auf Flächen zu reaktivieren, die andere längst aufgegeben hatten. Und es gehört die Einsicht der Altbesitzer dazu, gegen einen vertretbaren Preis von Grundstücken loszulassen, die dem Einzelnen keinen Nutzen mehr bringen würden. Vor zwei Jahren reifte in Leiwen der Plan, auf einem Teil dieser Drieschen eine Fotovoltaikanlage zu errichten nach dem Motto "Wenn schon kein Wein - dann wenigstens Strom". Die als Pilotprojekt gedachte Alternativ-Nutzung ehemaliger Anbauflächen scheiterte. Nicht scheitern darf nun das Bemühen, neuen und qualifizierten Weinanbau zurück an die Mosel zu bringen. Ein wahres Pilotprojekt mit Vorbildcharakter. f.knopp@volksfreund.de

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