Flüsse erleben ihr blaues Wunder - Land steckt in den nächsten Jahren 350 Millionen Euro in den Gewässerschutz

Trier/Leiwen · Als Reaktion auf das Moselhochwasser 1993 und 1995 hat das Land vor 20 Jahren die "Aktion Blau" ins Leben gerufen. Seitdem ist viel Geld in Renaturierungs- und Wasserschutzprojekte geflossen - doch das ist nur der Anfang. 70 Prozent der Bäche und Flüsse sind noch eingeengt, verrohrt und mit Sperren versehen.

 Der Schantelbach lief früher in Röhren oder Betonwannen durch Leiwen (links), heute ist das Gewässer renaturiert. TV-Fotos (2): Albert Follmann

Der Schantelbach lief früher in Röhren oder Betonwannen durch Leiwen (links), heute ist das Gewässer renaturiert. TV-Fotos (2): Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Trier/Leiwen. Für Umweltministerin Ulrike Höfken ist der heutige Auftritt im Moselort Leiwen nicht nur geografisch gesehen ein Heimspiel. Die Eifelerin betritt mit dem Besuch des Schantelbachs, der derzeit in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird, auch thematisch ein Terrain, bei dem selbst die Opposition kaum etwas zu Kritteln finden dürfte. Seit 20 Jahren gibt es in Rheinland-Pfalz die Gewässerschutz-Initiative "Aktion Blau". Mit zuletzt 90 Prozent hat das Höfken-Ministerium die ökologische Aufwertung von Gewässern bezuschusst. So großzügig werden die Millionen in kaum einem anderen Fördertopf an die Kommunen weitergegeben.Hochwasser fließt in Talaue



Dank der "Aktion Blau" ist die Lieser heute renaturiert und für Wassertiere durchgängig. Von 2000 bis 2013 wurden zwei Millionen Euro investiert. Unter anderem wurden zwischen Nerdlen und Daun-Rengen die Ufer abgeflacht und Strömungslenker eingebaut. Das Hochwasser fließt jetzt wieder in die Talaue ab.
Noch nicht abgeschlossen ist das Programm für die Kyll. Sie soll von der Quelle bis zur Mündung für Lachs, Meerforelle und andere Fische wieder passierbar werden. Das Wehr an der Hüttinger Mühle bei Bitburg ist saniert, an der Itteler Mühle ist eine 60 Meter lange Fischtreppe errichtet worden, die Kyllmündung in Trier-Ehrang wurde renaturiert. Der Spatenstich für den Umbau der Kyll bei Gerolstein fand vor wenigen Wochen statt.Laichplätze für die Bachforelle


Auch an der Leuk zwischen Saarburg und der Landesgrenze hat sich viel getan - das Ufer wurde abgeflacht, es wurden Profile erweitert und Wehre umgebaut. Ziel ist es, den natürlichen Wasserrückhalt zu stärken und Auen zu reaktivieren. Um den Grenzfluss Our aufzuwerten, haben Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Belgien eine Flusspartnerschaft gegründet. In der Enz soll die Eifeler Bachforelle wieder ihre angestammten Laichplätze erreichen können.
Rund 350 Millionen Euro will das Land nach Auskunft der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) bis zum Jahr 2021 für den Gewässerschutz bereit stellen. Darunter sind Projekte, die auf die biologische Durchgängigkeit von Gewässern abzielen, beispielsweise durch den Umbau von Wehren. Auch Maßnahmen, die den Bachlauf verändern, den natürlichen Wasserrückhalt begünstigen oder die Uferbereiche aufwerten werden gefördert (siehe Extra). Es bleibt noch viel zu tun: Etwa 70 Prozent der Bäche und Flüsse im Land sind noch eingeengt, verrohrt oder mit Sperren versehen.
Beim Hochwasserschutz konzentriert sich das Land auf den Objektschutz. Statt klassischer Schutzmauern am Ufer wird in die Sicherung von Häusern investiert, beispielsweise demnächst in Langsur (Sauer) und voraussichtlich im Jahr 2017 in Reil (Mosel).Extra

Flüsse erleben ihr blaues Wunder - Land steckt in den nächsten Jahren 350 Millionen Euro in den Gewässerschutz
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Stadt Trier: Renaturierung Biewerbach (im Bereich der Grundschule in Biewer), Quintbach, Tiergartenbach in Olewig, Eitelsbach in Ruwer, Filscherbach, Irscher Bach. Trier-Saarburg: Kahlenbach (Bekond) Geischbach (Kenn), Lehmbach (Schweich), Schantelbach (Leiwen). Vulkaneifel: Projekt Stadt im Fluss in Gerolstein. Bernkastel-Wittlich: Projekt Stadt am Fluss in Wittlich, Renaturierung Deuselbach, Flussgebietsentwicklungskonzept Kleine Dhron. Eifelkreis Bitburg-Prüm: Renaturierung Spanger Bach und Dahlemer Bach, Renaturierung Kannenbach in Biersdorf am See. alf

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