(Fotos/Video)Bilanz des Großeinsatzes in Sirzenich: Massives Polizeiaufgebot, aber letztlich keine Gefahr

Trierweiler-Sirzenich · Für Trierweiler-Sirzenich war es höchstwahrscheinlich der größte Polizeieinsatz aller Zeiten (der TV berichtete am 12. Juli). Am Ende hieß es: Außer Spesen nichts gewesen. Die Polizei hält den Aufwand für gerechtfertigt, auch wenn von dem zeitweise in Gewahrsam genommenen 40-Jährigen keine tatsächliche Gefahr ausgegangen sei.

(Fotos/Video)Bilanz des Großeinsatzes in Sirzenich: Massives Polizeiaufgebot, aber letztlich keine Gefahr
Foto: David Bittner

Die Region Trier blickte am Montagabend gebannt nach Sirzenich. In Online-Medien wie volksfreund.de und sozialen Netzwerken war live zu verfolgen und zu kommentieren, wie Polizei- und Rettungskräfte den Ortsteil besetzten und für den Ernstfall bereitstanden. Aufklärung über den Grund? Lange Fehlanzeige, denn es galt eine Nachrichtensperre.
Die mögliche Gefahr: Ausgangspunkt war der Anruf eines Zeugen bei der Polizeiinspektion Trier, der auf eine "schwierige persönliche Lebenssituation" eines 40-Jährigen in Sirzenich hingewiesen habe. Polizei-Pressesprecherin Sabine Bamberg: "Nach dieser Schilderung ging (von ihm) eine ernstzunehmende Gefährdung für den 40-Jährigen selbst oder andere aus." Nach TV-Informationen galt der zugezogene Mann als unauffällig, trat im Dorf kaum in Erscheinung, war aber familiär integriert.

Nach dem Großeinsatz in Trierweiler-Sirzenich: Verdacht auf Eigen- oder Fremdgefährdung nicht bestätigt

Großeinsatz der Polizei in Trierweiler-Sirzenich: 40-jähriger Mann in Gewahrsam genommen

Die Einsatzkräfte: Massive Polizeipräsenz prägte die Sirzenicher Straßen. Rettungskräfte hätten im Fall von Verletzungen sofort eingreifen können. Nach stundenlangem Warten nahm ein Sondereinsatzkommando den 40-Jährigen schließlich widerstandslos in Gewahrsam. Er wird medizinisch betreut. "Die Gefährdung aus der Schilderung des Zeugen hat sich nach bisherigen Ermittlungen nicht bestätigt", teilte Bamberg am Dienstag mit.
Die Informationspolitik: Die Polizei gab am Montagnachmittag von sich aus gar nichts bekannt. Auf Nachfrage hieß es lediglich: Ja, es gibt einen Einsatz. Und nein, mehr sagen wir dazu nicht. Erst um 19.27 Uhr, direkt nach dem Zugriff, verschickte die Polizei eine kurze Pressemitteilung.
Die Sperrungen: Warum der Straßenabschnitt mit dem betroffenen Wohnhaus zunächst für den Verkehr gesperrt, dann freigegeben und dann wieder gesperrt wurde, dazu machte die Polizei keine Angaben. Auch nicht dazu, inwiefern persönliche Umstände des 40-Jährigen zu dem massiven Polizeiaufgebot geführt hätten. Der Persönlichkeitsschutz und polizeitaktische Erwägungen verhinderten dies: "Wir bitten um Verständnis, dass wir hierzu keine Auskünfte erteilen dürfen. Dies ist auch das Ergebnis einer Interessenabwägung." Nur so viel: "Hinweise auf das Vorhandensein von Schusswaffen oder anderen gefährlichen Gegenständen haben sich nicht ergeben."
Die Kosten: Böswillige Falschalarme können teuer werden. Im Paragraf 145 Strafgesetzbuch heißt es: "Wer absichtlich oder wissentlich vortäuscht, dass wegen eines Unglücksfalls oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft." Im aktuellen Fall greift das jedoch nicht, weil zum einen der Hinweisgeber wohl tatsächlich eine Gefahr auszumachen glaubte und zum anderen erst die Polizei selbst entschied, die große Maschinerie anzuwerfen. Bamberg: "Bei den Kosten handelt es sich um Polizeikosten." Heißt: Der Staat bezahlt, finanziert vom Steuerzahler.
Die Reaktionen: Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden, der selbst in Sirzenich wohnt, erfuhr während der Kreistagssitzung vom Einsatz: "Ich habe das online verfolgt und Kontakt mit zuhause gehalten. Durch den Großeinsatz war das ganze Dorf in Aufruhr." Die Polizei habe Anwohner gebeten, vorsorglich in ihren Häusern zu bleiben. Sirzenichs Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann ist sich sicher: "So viel Polizei hatten wir noch nie im Dorf. Zum Glück ist nichts passiert."

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