Friedliche Invasion: Wenn Rallye-Fans Wiesen, Mittelmosel, Stadt und Porta Nigra für sich vereinnahmen

Trierweiler · Rallye-Fans sind nicht nur Frühaufsteher, sondern auch richtige Outdoor-Spezialisten. Und sie haben in der Regel eine weite Anreise hinter sich. Bei der ersten Wertungsprüfung der ADAC Deutschland Rallye 2015 an der deutsch-luxemburgischen Grenze hat der TV sich unter das Adrenalin-getränkte Zuschauervolk auf den Wiesen und Hängen gemischt.

 ADAC Deutschland Rallye, Shakedown in Konz. Zahlreiche Rallyebegeisterte pilgern zum Renngeschehen an die Strecke ins Tälchen, mit Kamera, Stühlen ausgestattet. Auch ein Besuch im Fahrerlager im Messepark steht bei den eingefleischten Fans auf dem Programm.

ADAC Deutschland Rallye, Shakedown in Konz. Zahlreiche Rallyebegeisterte pilgern zum Renngeschehen an die Strecke ins Tälchen, mit Kamera, Stühlen ausgestattet. Auch ein Besuch im Fahrerlager im Messepark steht bei den eingefleischten Fans auf dem Programm.

Foto: Friedemann Vetter


Die spinnen, die Finnen. Und nicht nur das. Manchmal, sind sie auch ganz richtig hart zu sich selbst und den normalen menschlichen Gepflogenheiten. Am Rande der Arena Udelfangen hat es sich am Freitag so gegen halb acht in der Früh ein Trupp junger Rallye-Fans mit großer Suomi-Fahne bequem gemacht. Und hat dabei schon die erste Flasche zischenden Eifel-Goldes aus der unweiten Kreisstadt geköpft. Wohl bekomm's auf dem nassen Tau der abgemähten Wiesen!

Pentti aus Kesälahti ganz oben im Land der 1000 Seen erzählt, dass er und seine Freunde Rallye-Urlaub genommen haben. Nach der Finnland-Rallye, die als letzter WM-Lauf vor der "Deutschland" anstand, sind sie mit der Autofähre über die Ostsee geschippert und dann von Rostock aus gemütlich ins gelobte Rallye-Land unweit Trier gefahren.

Jetzt sind sie da - und das nicht zum ersten Mal. Die "Deutschland" gehört zum Pflichtprogramm der Latvala-Fans. Sie haben sich in der Jugendherberge einquartiert. "Das ist besser und billiger als bei uns in der Heimat." Außerdem, so meint Marie, eines von zwei Mädchen des wilden Motorsport-Haufens aus dem hohen Norden, kämen sie ohnehin kaum zum Schlafen.

Am Donnerstagabend waren sie noch beim Showstart in der Innenstadt gewesen. Ein tolles Erlebnis. Die vielen Leute aus aller Herren Länder. Die Stars zum Anfassen, okay, das gäbe es in Jyväskylä zu Hause beim Start des finnischen WM-Laufes auch. Das sei nichts Neues für sie. Aber so viel Aufwand werde da nicht betrieben. Am besten hätten sie das alte Schloss mitten in der Stadt gefunden, das so toll in allen Farben gestrahlt hätte. Altes Schloss? - Ach ja, es dämmert. Die meinen die Porta! Auf unseren Einlass, das sei ein altes römisches Stadttor, reagierten sie entweder gelassen bis gar nicht. "Okay, but it was great."

Die Finnen sind so eine Stunde vor dem Start der ersten Prüfung längst nicht mehr unter sich. Belgier, viele Südeuropäer, suchen sich einen Platz. Ein Sprachen-Wirrwarr. Alles laut, bunt, lärmend aber friedlich. Rallye-Fans sind keine Hools! Auch wenn sie ihre ganz speziellen Lieblinge haben. Das können mal die Fahrer, aber mal auch die Automarke sein. Wir verabschieden uns, ohne das angebotene "Stubbi" am frühen Morgen mitgetrunken zu haben.
Aber Pentti versichert mir dann doch mit sprichwörtlichem Bierernst: "Du musst keinen schlechten Eindruck von uns haben. Um diese Zeit trinken wir nur Bier, nix Scharfes. Wodka gibt es erst ab zehn." Na dann, Prost!

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