Früher wie heut', Spaß an der Freud

ZEMMER-SCHLEIDWEILER. (ae) In Schleidweiler wird ein Jubiläum gefeiert: 40 Jahre Weiberfastnacht! 1967 war das Möhnenfest Auslöser für die Gründung des Frauenclubs, der noch heute die Fastnacht, aber auch Feste im Dorf (mit)gestaltet. Die Mitglieder blicken zurück auf vier Jahrzehnte, in denen sich viel verändert, aber immer der Spaß regiert hat.

Vor vierzig Jahren gab es noch tiefe mentale Gräben zwischen den Dörfern der Fidei, erzählen die Frauen vom Frauenclub Schleidweiler. Wer aus Rodt oder Zemmer kam, galt als fremd. Ausgerechnet eine "Fremde" aber, Anna Peters aus Preist, brachte mit einer Tradition aus ihrer Heimat eine Idee mit, die das Dorfleben seither bereichert: die Weiberfastnacht. "In Schleidweiler damals eine Sensation, die Frauen kannten weder Lippenstift noch Nagellack", erzählt Sonja Schneider, die mit Elisabeth Wollscheid, Maria Stark, Franziska Cordie, Sonja Peil und Jutta Reuter das heutige Orga-Team bildet. Franziska Cordie, genannt Sissi, ergänzt: "Es gab damals noch keinen Verein für Frauen, und dass sie mal alleine weg gehen konnten, war was Besonderes!" Wie sie, hat auch Maria Stark die Anfänge miterlebt. Sie hatte Landwirtschaft, vier Kinder und das Problem, aus Rodt zu stammen: "Ich kam ja nirgendwo hin und wollte endlich in der Dorfgemeinschaft anerkannt werden, deshalb bin ich in den Frauenclub gegangen."Ziel der 35 Gründerinnen war, Weiberfastnacht zu feiern. "Dafür hat Nikolaus Schuh uns sogar ein Stammeslied geschrieben: Der schönste Tag im ganzen Jahr die Weiberfastnacht war...", erzählt Sissi. Ebenfalls dazu gehör(t)en "Lustig ist das Zigeunerleben" und Zigeunerkostüme. ",Zigeuner' ist der Spitzname der Schleidweilerer", erzählt Elisabeth Wollscheid. Beim ersten Umzug durchs Dorf rollte denn auch ein "Zigeunerwagen", ein Leiterwägelchen, von dem aus Zuschauer mit Rosinenweck, Speck, Wurst und Schnaps versorgt wurden.

Männer und Kinder ausdrücklich erwünscht!

Die Frauen gestalteten ein Fest am Weiberdonnerstag, "in der Wirtschaft" bei Therese Schmitt, genannt "Therres", wo sie sich bis 1989 jeden Monat einmal trafen. Es gab Tanzmusik, und die Frauen traten tanzend und singend auf.

Ihre Freiheiten nahmen sie sich nicht, indem sie Männer und Kinder wegschickten - die waren ausdrücklich erwünscht - sondern, indem sie das im Alltag Undenkbare taten: "Manche rauchten Zigaretten oder gar Zigarillos", erinnert sich Maria Stark. Über Fastnacht hinaus pfleg(t)en die Frauen ihre Gemeinschaft in Tages-, später auch Mehrtagesfahrten, Gestaltung von Feiern oder Seniorennachmittagen.

Doch es hat sich viel verändert. "Therres" gibt es nicht mehr, man trifft sich bei "Lissi" im "Alten Steinmetz". Die Tradition eines Weiberfastnachtsfestes im Bürgerhaus musste vor drei Jahren wegen zu hoher Kosten und Auflagen aufgegeben werden, und auch fehlender Nachwuchs macht Kummer. "Der Generationenbruch ist da", sagt Sonja Peil, "90 Prozent sind über 60, uns fehlt die Mittelschicht". Berufstätigkeit habe das Frauenclubbild verändert, und weil sich auch das Freizeitangebot erweitert habe, seien Frauen nicht mehr angewiesen auf den Verein als einzige Gelegenheit zum "Rauskommen". Sonja Peil ist dennoch bewusst dem Frauenclub beigetreten: "Wir wollen nicht, dass die Tradition stirbt - es ist ja ein Stück Dorfkultur". Und so wird zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 40. auch heute wieder der traditionelle Umzug mit anschließender Einkehr im "Alten Steinmetz"starten.

Wer Lust hat, beim Frauenclub mitzumachen, kann sich bei Maria Stark, Telefon 06580/8416, melden.

Infos, Fotos und Termine zur Fastnacht auf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort