Galloways bessern Igels Ökokonto auf

Igel geht neue Wege bei der Bewirtschaftung ehemaliger Weinbergsflächen: Auf den Drieschen weiden schottische Galloway-Hochlandrinder. Das ist gut für die Natur und fürs Ökokonto der Gemeinde.

 Hinter Gestrüpp kaum zu erkennen sind die Galloway-Rinder, auf die der Igeler Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig (rechts) zeigt. Neben ihm Revierförster Joachim Otto.TV-Foto: Albert Follmann

Hinter Gestrüpp kaum zu erkennen sind die Galloway-Rinder, auf die der Igeler Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig (rechts) zeigt. Neben ihm Revierförster Joachim Otto.TV-Foto: Albert Follmann

Igel. Man muss schon genau hingucken, um die drei Mutterkühe und den Stier inmitten der Sträucher zu entdecken. Unweit des "Grutenhäuschens" am Moselhang hoch über Igel sorgen seit kurzem Galloways dafür, dass ehemalige Weinbergsflächen nicht wild zuwachsen. Die aus Schottland stammende Galloway-Rinderrasse (Foto: dpa) ist extrem widerstandsfähig, anspruchslos im Futter und ein hochwertiger Fleischlieferant. Für die Bewirtschaftung von Weinbergsdrieschen seien die Tiere optimal geeignet, meint Revierförster Joachim Otto: "Die fressen alles, ob Brennnesseln, Brombeeren oder alte Reben." Die mit Galloway-Rindern ganzjährig extensiv bewirtschafteten Flächen erreichten auf Dauer eine höhere biologische Vielfalt. Die Gemeinde Igel hatte das drei Hektar große Areal nach mehrjähriger Brachlage von den Eigentümern über 20 Jahre angepachtet. Vorausgegangen war ein Verfahren zum freiwilligen Landtausch unter Federführung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR). Aufwertung des Landschaftsbildes

Nach der Planung der Anlage in Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung wurde mit Landwirt Bernhard Heintz aus Liersberg ein Bewirtschaftungsvertrag abgeschlossen. Igels Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig kann sich nicht nur über die Aufwertung des Landschaftsbildes an dieser exponierten Stelle freuen, der positive Beitrag zum Naturschutz sichert seiner Gemeinde auch eine Einbuchung auf das Ökokonto (siehe dazu unser "Extra").Ökologisch wertvoll, und damit ebenfalls für das Ökokonto geeignet, ist die Anlegung einer Streuobstwiese in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Gemeinde hat hier 1,5 Hektar ehemalige Wingertsfläche gepachtet; im Frühjahr wurden 101 hochstämmige Obstbäume angepflanzt. Die Sorten, unter anderem Birne, Apfel, Mirabelle, Zwetschge, Kirsche, Weinbergspfirsich und Quitte, wurden so gewählt, dass sie sich für Brennereien oder die Saftherstellung eignen. Im näheren Umfeld gibt es bereits Viezobstbäume wie die "Liersberger Viez-Allee" entlang der Kreisstraße 1. Eine weitere ehemalige Weinbergsfläche, 4,4 Hektar groß und östlich gleich neben der Galloway-Weide liegend, hat die Gemeinde Igel aufforsten lassen. Dort gab es früher bereits Wald, der aber zur Anlegung von Wingerten gerodet worden war. Auch westlich schließt sich eine Ökokontofläche an. Sie gehört zu Langsur. Dort sorgen Ziegen dafür, dass Drieschen in der Vegetationsperiode abgeweidet werden. Die Kletterkünstler, eine anspruchslose Mischrasse aus Berg- und Zwergziege, fühlen sich besonders wohl auf Steinrauschen und Trockenmauern. Das Areal ist in drei eingezäunte Bereiche aufgeteilt, die nacheinander mit den Tieren besetzt werden. Für Wanderer oder andere Interessierte ist am Moselhang ein Rastplatz mit einer Sitzgruppe eingerichtet worden. Auf Tafeln soll über die Öko-Projekte informiert werden. Ökokonto Auf dem so genannten Ökokonto werden Maßnahmen, die der Aufwertung des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes dienen, zu Gunsten einer Gemeinde eingebucht. Kommunen haben dadurch die Möglichkeit, bereits im Vorgriff auf auszugleichende Eingriffe in die Natur (Versiegelung von Flächen, beispielsweise durch Baugebiete oder Straßenausbau) Kompensationsflächen bereitzustellen. Der wesentliche Vorteil dieses Verfahrens ist, dass Eingriff und Ausgleich zeitlich voneinander getrennt werden können. Zu den Ausgleichsmaßnahmen sind die Verursacher eines Eingriffs per Landes-Naturschutzgesetz verpflichtet. (alf)

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