Gusterath. Alles begann mit dem "Herrn an der Theke, der die ganze Zeit alleine im Wirtshaus saß und traurig unter sich schaute", berichtet Karl-Heinz Becker (79). Seine Frau sei verstorben, erzählte der Mann. Wenn er nach Hause käme, sei niemand da, mit dem er sich unterhalten könne, und auch seinen Kaffee müsse er morgen früh wieder alleine trinken, habe er erklärt. Einem Impuls folgend, antwortete Becker seinerzeit noch an Ort und Stelle: "Das ändern wir!", und die Idee zum Erfolgsmodell "Gemeinsam ist besser als einsam" - einem Frühstückstreffen für alleinstehende Senioren in Gusterath, war geboren.
Reden, lachen, Vorträge anhören

Im November 2008 luden Karl-Heinz Becker und sein Helferteam dann zum ersten gemeinsamen Frühstückstreffen ein. Seither findet die Aktion regelmäßig an jedem zweiten Donnerstag im evangelischen Gemeindehaus statt. Für die Organisation und einen reibungslosen Ablauf sorgen die Gusterather Karl-Heinz Becker und seine Ehefrau Inge Becker, Helga Schüttö, Sandra Dotzel und Marlene Scherer. Für ein paar Stunden wird dann geredet, gelacht und gefrühstückt, es werden Vorträge angehört, Telefonnummern ausgetauscht und neue Freundschaften geschlossen.
Ein großes Thema an der mittlerweile auf 32 Männer und Frauen angewachsenen Seniorentafel sind auch immer die schönen Erinnerungen an die gemeinsamen Ausflüge per Bus und Schiff, die Becker von Beginn an ebenfalls einmal im Jahr zum Selbstkostenpreis für die Truppe auf die Beine stellt. Ganze 200 Mal haben die Senioren bis heute gemeinsam gefrühstückt. Die Aktion ist so erfolgreich geworden, dass sie im August 2015 sogar mit dem Volksfreund-Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurde. Und der Herr von der Theke, durch den Karl-Heinz Becker seinerzeit inspiriert wurde? "Der ist bis heute jedes Mal mit von der Partie", lächelt Becker.
Besucher Peter Schmitt und Hermann Jodes aus Pluwig freuen sich: "Hier hat man Gespräch und ein reichhaltiges Frühstück an einer schön dekorierten Tafel. Wir singen, feiern gemeinsam Geburtstage und freuen uns auf die gut organisierten Jahresausflüge." Besucherin Inge Willems aus Gusterath meint: "Ich bin fast von Anfang an mit dabei. Wenn man alleine ist, da tut das gut." Auch Teilnehmer Alfred Bug aus Gusterath liebt die Treffen: "Ich bringe zu jedem Treffen meinen Terrier Bobby mit. Das hat sich so ergeben, und da niemand was dagegen hat, kommt er jetzt sogar mit zu den Ausflügen. Ich komme gerne her, wir lachen viel und man erfährt mal, was im Dorf so los ist." Landrat Günther Schartz lobt: "Großes Kompliment und Gratulation zum 200. Frühstück! Es ist Ihnen gelungen, auch Menschen aus anderen Gemeinden für dieses Frühstück zu gewinnen. Es birgt für Qualität, eine Gemeinschaft über eine so lange Zeit zu pflegen. Das unterstützen wir vom Kreis gerne auch in die Zukunft hinein." Bürgermeister Bernhard Busch schließt sich den Worten an: "Gratulation. Gemeinsam ist besser als einsam ist eine beispielhafte Initiative für die Zukunft auf unseren Dörfern. Es braucht Disziplin und Menschen, die mit Begeisterung bei der Sache sind und andere anstecken. Das ist Ihnen hier gelungen." Ortsbürgermeister Alfred Bläser meint: "Ich bin sehr stolz auf euch. Hier treffen Einheimische, Zugezogene und Menschen von außerhalb aufeinander. Durch dieses Zusammensein wird Gusterath positiv nach außen getragen. Was will man als Ortsbürgermeister mehr?"
Und Pfarrer Matthias Jens fügt hinzu: "Als Hausherr stelle ich das evangelische Gemeindehaus gerne zur Verfügung. Eine Kirche ist nicht das, was gemauert ist. Eine Kirche sind die Menschen, die sie füllen. Ich bin froh, dass Sie alle hier sind. Sie geben dem Haus eine Ehre."