Grinsender Riese

OSBURG. Die amerikanische Esche am Kindergarten fiel beim Sturm Anfang Dezember dem starken Wind zum Opfer. Die Gemeinde will jetzt ihrer Verkehrssicherungspflicht genügen und alle alten Bäume in der Ortslage überprüfen lassen.

8. Dezember, am späten Nachmittag: Der Sturm wütet bereits seit mehreren Stunden, als sich im Außenbereich des Kindergartens der etwa 25 Meter hohe Baum mit einem Durchmesser von 1,20 Meter bewegt. Er neigt sich dem Tal zu und verharrt danach wieder für kurze Zeit. Der nächste Windstoß gibt dem auf 180 Jahre geschätzten und bereits in starker Schieflage befindlichen Gewächs den Rest. Langsam - quasi wie in Zeitlupe - senkt er sich zu Boden und bleibt auf der Verbindungsstraße zwischen Kindergarten und Friedhof liegen. Im Innern des Stammes ist er fast hohl, nur die Wurzeln haben ihn bis zum Schluss in senkrechter Position gehalten. Baumfachmann soll Gutachten erstellen

"Das ‚Sterben‘ dauerte über fünf Minuten", erinnert sich Ortsbürgermeister Werner Mergens. Zu keiner Zeit hat dadurch eine Gefahr für Menschen bestanden, sagt er heute. Lediglich die Zäune am Friedhof und am Kindergarten seien beschädigt. Durch das natürliche Geländegefälle in Richtung Friedhof war die Fallrichtung vorgegeben. "Nie hätte er dadurch auf den Kindergarten fallen können", sagt der Ortsbürgermeister. Er ist ein Freund der alten Baumbestände innerhalb der Ortslage. So gesteht er denn auch: "Ich hatte Tränen in den Augen, als ich den Baum am Boden liegen sah." Die Osburger haben das Beste aus dem umgestürzten Koloss gemacht. Die Krone und das Wurzelwerk wurden abgeschnitten. Die Schnittstellen wurden zum Schutz gegen Verletzungen abgekantet und die verbleibenden Flächen zieren inzwischen aufgemalte Gesichter. "Unsere Bäume haben einen hohen ideellen Wert. Daher sind auch die Ratschläge von Forstleuten, sie einfach abzuschneiden und neue zu pflanzen, nicht annehmbar", sagt Mergens. Nach dem "Vorfall" sei auf Bitten der Kindergartenleitung ein weiterer Baum im Bereich des Sandkastens der Motorsäge zum Opfer gefallen. "Das war total unnötig", weiß heute Gemeindearbeiter Markus Schmitt, "der Ahorn war in seinem Stamm noch zu drei Vierteln bestens erhalten und hätte bestimmt noch viele Jahre Schatten gespendet". Schon einmal waren die altehrwürdigen Bäume am Kindergarten Thema in der Gemeinde, und zwar beim damaligen Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft - unser Dorf soll schöner werden" - die Gemeinde belegte übrigens den zweiten Platz im Bezirksentscheid - bezeichnete die Kommission ihn wegen des wunderbaren Bewuchses als den schönsten Kindergarten in Rheinland-Pfalz. In Sachen Baum will Ortsbürgermeister Mergens mit größter Vorsicht handeln und alles mögliche dafür tun, um die Bäume weitgehend zu erhalten - allerdings ohne einen Mitmenschen oder dessen Hab und Gut zu gefährden. Daher wird in Kürze ein Baumfachmann ein Gutachten erstellen. Im Rahmen einer visuellen Untersuchung, die durch Abklopfen, Zugprüfungen und Bohrungen ergänzt wird, sollen mögliche Schäden an Bäumen gefunden und entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Bereits vor etwa zwölf Jahren konnte auf diese Art eine alte Linde am Friedhof gerettet werden. Ein Korb aus Stahlbeton ("Wir mussten einen hohen Geldbetrag investieren", sagt der Ortsbürgermeister) hat den Baum bis heute in seiner (fast) senkrechten Position gehalten.

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