Grüne gegen Neubau in Kell

Kell am See/Trier · 181 Schüler besuchen die Realschule plus Kell/Zerf. Sinkt die Zahl unter diese Marke, droht die Schließung. Die Grünen verlangen daher, den geplanten Neubau in Kell zu stoppen.

 Im Februar haben Architekten im Beisein von Landrat Günther Schartz Entwürfe für einen Erweiterungsbau der Realschule plus in Kell präsentiert. Die Grünen im Kreistag Trier-Saarburg fordern jetzt, dass diese Pläne nicht weiterverfolgt werden. TV-Foto: Archiv/Christa Weber

Im Februar haben Architekten im Beisein von Landrat Günther Schartz Entwürfe für einen Erweiterungsbau der Realschule plus in Kell präsentiert. Die Grünen im Kreistag Trier-Saarburg fordern jetzt, dass diese Pläne nicht weiterverfolgt werden. TV-Foto: Archiv/Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Kell am See/Trier Die Diskussion über die Zukunft der Realschule plus Kell/Zerf flammt wieder auf. Sie war abgeflaut, nachdem der Kreistag Trier-Saarburg im Frühjahr 2016 mehrheitlich dafür gestimmt hatte, die Pläne für einen Neubau in Kell zu forcieren. Inzwischen gab es einen Architektenwettbewerb. Die besten Entwürfe wurden im Februar präsentiert. Für etwa fünf Millionen Euro soll das bestehende Schulgebäude erweitert werden und künftig auch die derzeit noch in Zerf untergebrachten Klassen sieben bis zehn aufnehmen. Etwa 150 000 Euro sind in den Wettbewerb geflossen.
Damit verbunden war die Hoffnung des Kreises als Schulträger, dass sich die zuletzt schwachen Anmeldezahlen wieder spürbar nach oben bewegen. Danach sieht es aber nicht aus.
Die Kreistagsfraktion der Grünen will deshalb die Reißleine ziehen. Sie hat für die Sitzung des Gremiums am heutigen Montag (17 Uhr, Kreishaus in Trier) beantragt, das Thema erneut zu beraten. Außerdem fordern die Grünen einen Ratsbeschluss, das laufende Planungsverfahren für den Neubau in Kell einzustellen. Weiter heißt es im Antrag, die Kreisverwaltung solle "unverzüglich" Gespräche mit der Schulbehörde bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier aufnehmen und mit ihr ein Konzept zur geregelten Schließung der Schule entwickeln.
Die Fraktion begründet dies mit den aktuellen Schülerzahlen. Wegen deren negativer Entwicklung könne man von einem längerfristigen Fortbestand der Schule nicht mehr ausgehen. Im Schuljahr 2016/17 waren es laut Zahlen der Kreisverwaltung zum Stichtag 1. März insgesamt 237 Realschüler. Im aktuellen Schuljahr ist die Zahl auf 181 gesunken - und liegt damit nur noch knapp über der vom Landesschulgesetz geforderten Mindestschülerzahl von 180.
Diese Grenze werde zwar noch überschritten, sagt Grünen-Kreistagsmitglied Paul Port. Die Zahlen seien dennoch "erschreckend". Er selbst habe in einer Kreistagsrede geschätzt, dass die kritische Marke in drei, vier Jahren erreicht werde. Nun gehe es viel schneller. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass noch im laufenden Jahr der ein oder andere Schüler abgehe. Vor diesem Hintergrund einer drohenden Schließung, heißt es im Grünen-Antrag, sei es "unverantwortlich, weiter in Schulbauten zu investieren, die mit größter Wahrscheinlichkeit bereits in Laufe dieses Jahres obsolet werden". Damit verschwende man Steuergeld und gaukle den Betroffenen vor, es gebe noch Hoffnung. Die Fraktion halte es auch für unverantwortlich, die Entscheidung "hinauszuschieben" und damit Schüler, Eltern, Lehrer und die Verbandsgemeinde Kell "noch länger im Ungewissen zu lassen".
In der Realschule plus Kell/Zerf läuft der Betrieb schon seit einigen Jahren mit Ausnahmegenehmigung des Landes. Denn das Schulgesetz schreibt für diesen Schultyp Dreizügigkeit vor, sprich drei Klassen pro Jahrgang. In Kell gibt es im fünften und sechsten Schuljahr zurzeit nur eine Klasse. Wenn die stärkeren älteren Jahrgänge demnächst die Schule verlassen und die schwächeren nachrücken, könnte die Gesamtschülerzahl schnell unter die 180-Grenze sinken.
Ein häufig genannter Grund für die wenigen Neuanmeldungen ist, dass Eltern aus der VG Kell Schulen in Nachbarverbandsgemeinden vorziehen. Zwar sind unter den Fünftklässlern in Kell sechs Kinder aus der VG Hermeskeil. Dafür wurden aber 18 Kinder aus der VG Kell an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil angemeldet, neun an der Realschule plus in Saarburg. Die Zahlen stammen vom März 2017.
Ob die Kreisverwaltung angesichts der Entwicklung an den Neubauplänen festhalten will, war vor der heutigen Sitzung nicht in Erfahrung zu bringen. Auf TV-Anfrage kam bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe keine Antwort. Die Schulbehörde äußert sich deutlich: Das Prüfverfahren für eine Schließung erfolge "stichtagsbezogen", teilt eine ADD-Sprecherin mit. Da zum Statistikstichtag im Frühjahr 2017 - als die Anmeldungen für das neue Schuljahr vorlagen - genau 181 Schüler die Realschule plus Kell/Zerf besucht hätten und die Schule bereits eine Ausnahmegenehmigung habe, werde sie im laufenden Schuljahr nicht aufgehoben. Die Behörde werde sich die Situation am Stichtag 2018 aber erneut ansehen. "Sofern dann eine Gesamtschülerzahl von weniger als 181 Schülern und weniger als 26 Schülern in der Klassenstufe fünf vorliegen sollte, wird die Schule ohne weitere Prüfung aufgehoben." Eine Ausnahmegenehmigung sei nicht vorgesehen. Der Schulträger sollte dies "bei möglicherweise geplanten Baumaßnahmen berücksichtigen".Meinung

Augen schließen wär unfair
Es wird ganz eng für die Realschule plus in Kell. Und das, obwohl der Kreis und seine politischen Gremien zuletzt alles daran gesetzt haben, eine positive Entwicklung anzustoßen. Mit der Kür der besten Entwürfe zur Erweiterung des Keller Schulgebäudes sollte noch einmal ein starkes Signal an die Eltern gesendet werden. Sie sollten wissen, dass der Kreis an dem Standort festhält und dort kräftig investieren will. Der erhoffte Effekt ist ausgeblieben. Es wurden nicht spürbar mehr Fünftklässler in Kell angemeldet. Viele Eltern aus der VG Kell bevorzugen stattdessen die Angebote in den Nachbarkommunen. Diese Schülerströme wird man nicht von heute auf morgen umleiten. Und die Zahlen sind jetzt schon - schneller als erwartet - kritisch. Schon nächstes Jahr könnten es weniger als 181 Schüler sein. Das ist die logische Folge, wenn weniger Schüler nachkommen, als in den älteren Jahrgängen abgehen. Und wenn es so weit ist, wird die Schulbehörde handeln. Davor die Augen zu verschließen und stur die Neubaupläne fortzuführen, wäre allen Betroffenen gegenüber nicht fair. c.weber@volksfreund.de

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