Happy End für Lukas und Spiky

IGEL. Fantastischer Höhepunkt eines sechsmonatigen Projekts: 500 begeisterte Zuschauer erlebten am Sonntag in der Turnhalle Igel die ersten beiden Aufführungen des Fantasy-Musicals "Kaktus kommt in die Klasse". 200 Kinder und Jugendliche aus der Region Trier und Luxemburg wirkten vor und hinter der Bühne mit.

 Rührende Szene aus dem Musical "Kaktus kommt in die Klasse": Hund, Katze und Maus befreien den Papagei aus seinem Käfig. Foto: Scot Jefferies

Rührende Szene aus dem Musical "Kaktus kommt in die Klasse": Hund, Katze und Maus befreien den Papagei aus seinem Käfig. Foto: Scot Jefferies

Der Skateboard fahrende Kaktus "Spiky" ist der Held des Stücks. Er und seine Wandlung vom stacheligen, konfliktbeladenen Klassenneuling zum einfühlsamen, liebenswerten Freund stehen im Mittelpunkt von "Kaktus kommt in die Klasse". Das Musical ist der Höhepunkt eines in der Region einzigartigen Projekts zur künstlerischen Aufarbeitung des Themas Gewalt. Doch wäre Spiky, alias Lukas Ruff, fast zum tragischen Helden geworden. Von einer Mittelohrentzündung heimgesucht, war bis wenige Stunden vor der Uraufführung am Sonntag in der Igeler Turnhalle ungewiss, ob der Hauptdarsteller die stachelige Kaktus-Kappe überziehen könnte. Zu allem Überfluss musste aus Zeitgründen auch noch die Generalprobe abgekürzt werden. Nicht nur Projektleiterin Beatrice Bergér wurde in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt; auch ihr Mann, Musical-Autor Scot Jefferies, die 30 Dozenten und die zahlreichen freiwilligen Helfer bangten um den Höhepunkt des gemeinsamen, monatelangen Schaffens. Doch - wie im Stück - wendet sich mit Spiky alles zum Guten: Stimmlich noch leicht angeschlagen, meistert Lukas seine Rolle - wie alle anderen Schauspieler, Musiker, Tänzer und Techniker im Alter von fünf bis 23 Jahren ebenso. "Es ist wie Magie", sagt Beatrice Bergér nach der zweistündigen Premiere und muss sich erst einmal eine Träne aus dem Augenwinkel wischen und um Fassung ringen. Bevor sich der Vorhang öffnet, zollt die eigens aus dem Mainzer Bildungsministerium angereiste Schirmherrin Vera Reiß den Musical-Machern "höchsten Respekt". Mit Musik ließen sich gewaltpräventive Themen viel besser transportieren als mit Reden. Eine hervorragende künstlerische und pädagogische Leistung bescheinigt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land, Wolfgang Reiland, dem ganzen Ensemble. Beatrice Bergér leiste bereits mit den Igeler "Singing Kids" Hervorragendes. Unter den 500 Besuchern, die jede einzelne der 17 Szenen mit viel Applaus quittieren, sind auch der Merterter Bürgermeister Gust Stefanetti (etwa 50 Akteure kommen aus Luxemburg) und viele Förderer des Projekts, zu dem neben dem Musical auch gewaltpräventive Workshops für Kinder und Eltern sowie eine umfangreiche Dokumentation in Form von Diskussionsrunden, einer Musik-CD und einem Dokumentarfilm gehören. Vor allem auf die Bild- und Tonträger darf man sich schon freuen, denn Spiky & Co. werden hervorragend in Szene gesetzt. Die musikalische Bandbreite korrespondiert mit der unterschiedlichen Gefühlslage der Protagonisten: vom ausgelassenen "Blumengarten-Rap" bis zum elfenhaften "Tanz der Schneeflocken" zur Musik aus Tschaikowskys Nussknacker. Effektvoll und trotzdem kindgerecht die Kostüme: So sind die Bäume, die Spiky den Weg aus dem verhexten Wald der Probleme zurück zur Klasse zeigen, aus Papierrollen geschneidert, die die Kinder angemalt haben. Überhaupt wird Teamarbeit groß geschrieben. Genauso wie die Akteure lernen, dass Spiky ihre Hilfe braucht, um seine wahren Gefühle zu entdecken, erkennen sie auch, dass Theater weit mehr ist, als im Rampenlicht zu stehen. Zum Erfolg des Ganzen gehört auch das Zuarbeiten im Hintergrund. "Viel Arbeit und eine super Aufführung." Dieses Kompliment macht Premieren-Besucher Günther Schüssler aus Liersberg. Und seine Tochter Laura, die Schneeflocke, Baum und Katze spielen durfte, schaut ihn dabei an und strahlt übers ganze Gesicht.

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