Hoffnung, aber noch keine Rettung

Für das seit März geschlossene Hochwald-Türenwerk in Kell am See ist ein Käufer gefunden. Der ungarische Unternehmer Roland Geiger hat nach TV-Informationen mit Insolvenzverwalter Bernhard Seibel einen Vertrag über den Erwerb der Maschinen und Anlagen im Betrieb abgeschlossen. Ob im Hochwaldort die Türenproduktion wieder aufgenommen wird, ist aber noch offen.

 Ein Investor aus Ungarn hat die Maschinen und Anlagen im Hochwald-Türenwerk erworben. Ob im still gelegten Betrieb ein Neustart der Produktion erfolgt, ist aber noch offen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ein Investor aus Ungarn hat die Maschinen und Anlagen im Hochwald-Türenwerk erworben. Ob im still gelegten Betrieb ein Neustart der Produktion erfolgt, ist aber noch offen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Nach monatelangen, schwierigen Gesprächen und Übernahme-Verhandlungen ist das Hochwald-Türenwerk in Kell am See, in dem seit März die Produktion ruht, zwar noch nicht gerettet. Es scheint aber zumindest die Hoffnung auf einen Neustart im Traditionsbetrieb zu geben.

Seit Freitag liegt ein Kaufvertrag zwischen dem Trierer Insolvenzverwalter Bernhard C. Seibel und dem ungarischen Unternehmer Roland Geiger über den Erwerb der Maschinen und Anlagen vor. Eine weitere Vertragsvereinbarung über den Kauf des Grundstücks und der darauf befindlichen Immobilien in der Keller Kapellenstraße soll Ende des Monats folgen. Das bestätigte Ulrich Rass.

Der Trierer Geschäftsmann hatte zusammen mit seinem Bruder Christoph in den zurückliegenden Wochen die Verhandlungen für den ungarischen Investor geführt. Geiger, der selbst kein Deutsch spricht, komme aus der Branche, habe in seinem Heimatland einen Türen-Großhandel und ein eigenes Zargen-Werk betrieben, dieses aber vor einiger Zeit verkauft, so Rass.

Die Gebrüder Rass, die in der Vergangenheit unter anderem das am Boden liegende Mosel-Stahlwerk wieder auf die Beine gebracht hatten, waren Ende Februar selbst als potenzielle Investoren an der Übernahme des Keller Betriebs interessiert gewesen. "Unser eigenes Konzept konnten wir aus finanziellen Gründen aber nicht umsetzen", sagte Rass dem Trierischen Volksfreund. Weil das Land an EU-Richtlinien gebunden sei, hätte es lediglich eine Bürgschaft über ein Viertel der von den Rass-Brüdern geforderten Summe zur Verfügung stellen können.

Ob der neue Eigentümer aus Ungarn die Türenproduktion in Kell nun fortführen wird und mit vielen Mitarbeitern ein möglicher Neuanfang in kleinerem Rahmen erfolgen kann, ist laut Rass noch offen. "Mit diesem ersten Vertrag wurde aber ein großer Schritt in Richtung Ziellinie gemacht", sagt er.

Mit einer Startgröße von 60 Beschäftigten - wie es noch Ende Februar im Konzept der Rass-Brüder vorgesehen war - werde es bei einer eventuellen Wieder-Inbetriebnahme, die "noch in diesem Jahr" erfolgen könnte, "zunächst aber sicherlich nicht weitergehen", stellt Ulrich Rass klar.

Allerdings steht vor dem definitiven Einstieg des ungarischen Investors noch die Entscheidung der Gläubigerversammlung aus. Sie muss am 6. August die Genehmigung des Kaufvertrags beschließen. Insolvenzverwalter Seibel war gestern bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ortsbürgermeister Markus Lehnen hält es für zu früh, eine endgültige Einschätzung abzugeben. "Ein Funken Hoffnung besteht, und er ist auch größer geworden. Auf der sicheren Seite sind wir aber noch nicht", kommentierte der CDU-Politiker gestern den aktuellen Stand der Dinge. Er könne erst dann beruhigt sein und sich freuen, "wenn im Türenwerk wieder der Schornstein raucht und die ersten Leute wieder am Arbeiten sind". Die Keller Traditionsfirma der Familie Haag war der größte Arbeitgeber in der Hochwaldgemeinde. Vor seiner Schließung waren dort rund 150 Menschen beschäftigt.

Meinung

Kein Grund zur Euphorie

Ja, es gibt endlich einen Käufer für das Hochwald-Türenwerk. Sicher, es besteht damit die Hoffnung, dass das schlimmstmögliche Szenario für Kell, nämlich die komplette Zerschlagung des Betriebs und eine riesige Industrieruine als bleibende Erinnerung an ein einstmals florierendes Familienunternehmen, vorerst abgewendet werden kann. Dass der Investor aus Ungarn die Maschinen und die Produktionsgebäude kaufen will, ist aber noch kein Grund, in Euphorie auszubrechen. Zu viel ist noch in der Schwebe. Vor allem hat noch keiner die Gewissheit, ob es überhaupt und wenn ja, mit wie vielen Beschäftigten es in Kell weitergehen wird. Festzuhalten bleibt bei allen Fragezeichen aber auch: Selbst eine kleine Lösung wäre allemal besser als gar keine Lösung für das Türenwerk. a.munsteiner@volksfreund.de

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