Hotelzimmer statt Hosenträger

Bernkastel-Kues/Neumagen-Dhron · Innovative Ideen können mit Mitteln aus dem Programm Leader plus umgesetzt werden. In Bernkastel-Kues ist ein Hotel geplant, das zum Teil barrierefrei ist. In Neumagen-Dhron soll die Lauschtour Besucher anlocken.

Hotelzimmer statt Hosenträger
Foto: (m_mo )

Bernkastel-Kues/Neumagen-Dhron. Mehr als jede zehnte Übernachtung (750 000) in der Region Mosel/Saar (zwischen Palzem und Koblenz) verzeichnen Betriebe in der Stadt Bernkastel-Kues. An der Mittelmosel ist ein Ende des Booms auch nicht abzusehen. Besonders Fahrradfahrer und Wanderer können von der Region offenbar gar nicht genug bekommen. Und wie sieht es mit den Übernachtungsmöglichkeiten aus? Viele Hotels haben eine lange Tradition und auch treue Kundschaft.
69 Zimmer geplant


Frischer Wind fegt aber kaum durch die eng bebaute Kernstadt - auch weil der Platz fehlt. Professor Dr. Nicolaus Wenzel hat den Platz - 3600 Quadratmeter an der Wuppertalstraße im Kueser Gewerbegebiet.
Dort hat die Firma Wenzelband bis vor einigen Jahren textile Bänder, zum Beispiel Hosenträger und Träger für Büstenhalter, hergestellt. Nach dem verheerenden Hagelschlag im August 2011, bei dem Dach und Maschinen zerstört wurden, fuhr Wenzel die Produktion herunter. Die Folge: Es stehen Hallen leer. In die soll ein Hotel integriert werden.
"In einer ersten Phase sollen 69 Zimmer entstehen", berichtet Wenzel. In einer zweiten Phase sind weitere 31 Zimmer geplant. Deren Merkmal: barrierefrei und zum Teil auch für Allergiker eingerichtet. Umgesetzt werden soll in dem Bereich das Konzept "bed & bike". Der Arbeitstitel lautet: Gastfreundschaft für alle.
Mit den Merkmalen barrierefrei und allergikergeeignet, passt der kleinere Teil des Hotels in das Anforderungsprofil des Förderprogramms Leader plus. Auf lokaler Ebene sei das Projekt schon durchleuchtet und für gut befunden worden, berichtet Helmut Ulmen, Geschäftsstelle der Lokalen Arbeitsgruppe Mosel (LAG). "Auch die zuständigen Tourismusorganisationen vor Ort und im Land haben schon ihr Einverständnis gegeben", sagt der Mitarbeiter der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich.
Allein 1,447 Millionen Euro will die von Nicolaus Wenzel gegründete Betreibergesellschaft in diesen Teil des Hotels stecken. Maximal 200 000 Euro könnten aus dem Leadertopf kommen. "Die Summe ist aus Wettbewerbsgründen gedeckelt", sagt Ulmen. Unternehmen müssten sich auch dazu verpflichten keine weiteren Fördertöpfe anzuzapfen. Ob die Beihilfe gewährt wird und wie hoch sie ausfällt, entscheidet die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion.
Die 69 Zimmer würden auf jeden Fall gebaut, sagt Wenzel. Ob er auf 100 aufstocke, wenn es keine Förderung gebe, sei noch offen. Mit dem Fördergeld würde auch nur der Mehraufwand für diesen Bereich abgedeckt. Wenzel ist aber optimistisch schon 2017 das Gesamtprojekt verwirklichen zu können.
Ein paar Nummern kleiner geht es bei der sogenannten Lauschtour in Neumagen-Dhron zu. Die Absicht dahinter: Die Ortsgemeinde möchte allen Besuchern die Möglichkeit bieten, saison- und tagesunabhängig Informationen zur römischen Geschichte und zum Weinbau zu bekommen. Mini-Reportagen mit Originaltönen von Experten (Gästeführer, Kulturexperten, Winzer) sollen auf spannende Art Hintergründe zur Historie und zur Gegenwart liefern - unterstützt von szenischen Geräuschen.
Der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde das in der Lauschtour App auf dem Smartphone, sagt Ortsbürgermeister Michael Thomas. Als Kosten sind circa 25 000 Euro im Gespräch. Thomas hofft auf einen Fördersatz von 60 Prozent. "Ansonsten können wir das nicht machen, weil uns die Kommunalaufsicht die Ausgabe verbieten würde", sagt er.Extra

 Mit der Lauschtour-App Neumagen-Dhron erkunden: Die Gemeinde hofft auf Fördermittel für diese Idee.

Mit der Lauschtour-App Neumagen-Dhron erkunden: Die Gemeinde hofft auf Fördermittel für diese Idee.

Foto: klaus kimmling (m_mo )

In Rheinland-Pfalz gibt es 20 Lokale Aktionsgruppen. Die LAG Mosel verfügt im Zeitraum zwischen 2014 und 2020 über Fördermittel in Höhe von 2,6 Millionen Euro. Das Gebiet der LAG Mosel umfasst das Moseltal zwischen Trier und Koblenz sowie die Weinbaugemeinden des Ruwer- und Liesertals. Mittlerweile ist der dritte Aufruf erfolgt, sich um solche Mittel zu bewerben. Gefördert werden können innovative Idee aus den Bereichen Genuss (Landschaft & Produkte), Vielfalt (Dörfer & Kultur) und Qualität (Tourismus & Freizeit). Bewerbungen bei der LAG-Geschäftsstelle bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, Telefon 06571/142262, Mail: Helmut.Ulmen@Bernkastel-Wittlich.de sind noch bis Ende März 2017 möglich. Für bis dahin gemeldet. Projekte stehen, so LAG-Geschäftsführer Helmut Ulmen, 460 000 Euro an Fördergeldern zur Verfügung. cb

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