Hunsrücker Eis und Welschbilliger Köpfe

Zemmer/Lörsch/Waldrach · Die von den Lokalen Aktionsgruppen für eine EU-Förderung angemeldeten Projekte nehmen allmählich Gestalt an. Ob es die Vinothek in Lörsch ist, das Speiseeis aus der Milch von Hunsrücker Kühen oder die App, die antike Bauwerke wie die Langmauer in Zemmer neu erstehen lässt - es gibt bald viel Spannendes zu entdecken.

Hunsrücker Eis und Welschbilliger Köpfe
Foto: Patrick Pleul (h_hochw )

Zemmer/Lörsch/Waldrach. Nicht alle Kulturdenkmäler sind so gut erhalten wie die Igeler Säule. Das einzige Römergrabmal nördlich der Alpen ist glücklicherweise in voller Größe und Schönheit zu besichtigen. Zumindest virtuell soll das bald auch bei antiken Denkmälern möglich sein, von denen nur Reste übrig geblieben sind. Antike Realität mobil erleben, abgekürzt Armob, heißt das 1,4 Millionen Euro teure Projekt, das vom Fachbereich Archäologie der Uni Trier realisiert wird. Armob ist von mehreren Lokalen Aktionsgruppen (LAG, siehe Extra) für eine Förderung bei der Europäischen Union (EU) angemeldet worden. Die Genehmigung liege mittlerweile vor, sagt Thomas Wallrich, Geschäftsführer der für die VG Trier-Land zuständigen LAG Moselfranken.

Projekte der LAG Moselfranken: 13 der 105 Armob-Projekte liegen in der VG Trier-Land. Spätestens im Jahr 2019 sollen historisch Interessierte dreidimensionale Rekonstruktionen römischer, keltischer und mittelalterlicher Bauwerke auf ihrem Tablet oder Smartphone vor Ort betrachten können. Sie müssen nur die passende App herunterladen. Unter anderem wird dann die spätrömische Befestigungsanlage "Langmauer" bei Zemmer zu sehen sein. Auch die spätantike Skulpturengalerie Hermenweiher ist dabei. Hier wurden 50 "Hermenköpfe" gefunden, das sind berühmte Gelehrte, Feldherren und Götter aus dem Römerreich auf Steinpodesten. Die Originale befinden sich im Trierer Landesmuseum. Auch das römische Kupferbergwerk "Putzlöcher" bei Butzweiler ersteht dank Armob in einstiger Pracht - oder zumindest so, wie es die Archäologen anhand von Mauerresten oder Funden rekonstruieren konnten.
Projekte der LAG Mosel: Die Aktionsgruppe Mosel hat einen neuen Förderaufruf gestartet. Bis zum 1. März können Projekte bei der Geschäftsstelle in der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich in Wittlich für die laufende Förderperiode bis 2020 angemeldet werden. Bei zwei Projekten wird nach Mitteilung des zuständigen Sachbearbeiters Helmut Ulmen täglich mit dem Bewilligungsbescheid gerechnet: Zum einen geht es um die Sanierung eines alten Winzerhauses in Lörsch (der TV berichtete am 18. April 2016), zum anderen um ein neues Online-Marketingkonzept der Mosellandtouristik. Das Ehepaar Kühner-Adams aus Mehring möchte ein um das Jahr 1900 erbautes Haus originalgetreu herstellen und dort eine Vinothek errichten. Winzer Hans-Josef Adams kann nun in die Planung einsteigen, weil ihm der vorzeitige Maßnahmenbeginn erteilt wurde.
Loslegen möchte auch die Mosellandtouristik. "Unser Projekt ist reif zur Umsetzung, wir warten täglich auf Post", sagt Geschäftsführerin Sabine Winkhaus-Robert. Ziel sei es, das "Content-Marketing" zu verbessern, sprich die Inhalte auf der Internetseite und in sozialen Netzwerken für potenzielle Moselurlauber noch interessanter zu gestalten. Winkhaus-Robert: Die Inhalte im Netz werden immer wichtiger, fast alle Urlauber informieren sich mittlerweile online, obgleich viele nach wie vor telefonisch oder per Mail buchen." Die Projektkosten betragen 40 000 Euro, es ist eine Zuwendung von 12 000 Euro beantragt.

Projekte der LAG Erbeskopf: Insgesamt 222 000 Euro fließen in drei Projekte öffentlicher Träger, über insgesamt 163 000 Euro dürfen sich zwei private Investoren freuen. Eine Zusage erhielt zum Beispiel der Naturpark Saar-Hunsrück für das Projekt "Lebendige Blumenwiesen für alle". Der Verein will Landwirte und Bewohner der Region für die Bedeutung offener Grünflächen und ihrer Artenvielfalt sensibilisieren.
Dazu beitragen sollen geführte Audio-Touren, Workshops und Infobroschüren. Als "Musterprojekt" bezeichnete der LAG-Vorsitzende Michael Hülpes das Vorhaben eines Ehepaars in Niederbrombach (VG Birkenfeld). Das Paar will ein altes Schulgebäude zur barrierefreien Landeisküche umbauen. Dort soll mit Milch aus der Region Speiseeis produziert und vor Ort vermarktet werden. Geplant sind Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Ein Raum soll den Dorfbewohnern als Treffpunkt offen stehen. Keinen Zuschuss gibt es für die Waldeigentümer-Gemeinschaft Kell am See. Darin haben sich 2016 nach einer Flurbereinigung private Besitzer kleinerer Parzellen zusammengetan, um ihren Wald künftig gemeinsam zu pflegen und zu bewirtschaften.
Sie hatten auf 12 000 Euro gehofft, um auf kahlen ehemaligen Waldflächen Fichten und Lärchen zu pflanzen.Extra

Hunsrücker Eis und Welschbilliger Köpfe
Foto: Sarah-Lena Gombert (slg) ("TV-Upload Gombert"

Die Europäische Union und das Land Rheinland-Pfalz fördern die Entwicklung des ländlichen Raums. Darum, dass das Geld gerecht verteilt wird, kümmern sich sogenannte Lokale Aktionsgruppen (LAG). Darin haben sich öffentliche und private Akteure zusammengeschlossen. Über ihre Mitgliederversammlungen wählen die LAG die Projekte aus, die sie in ihrem Zuständigkeitsbereich für besonders unterstützenswert halten und helfen den Projektträgern beim Formulieren der Anträge. Das Gebiet der LAG Erbeskopf umfasst unter anderem die Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See, Thalfang am Erbeskopf, die Gemeinde Morbach und die Höhengemeinden der VG Ruwer. Zur LAG Moselfranken gehören die Verbandsgemeinden Trier-Land, Saarburg und Konz, zur LAG Mosel gehören die Moselgemeinden der VG Schweich sowie die untere VG Ruwer (Kasel, Mertesdorf, Morscheid, Riveris und Waldrach). cweb/alf

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