"Ich bin gerne ein Teamspieler"

SCHWEICH. Berthold Biwer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Schweich, hatte 1996 die Leitung im Haus in der Schweicher Brückenstraße übernommen. Als 2003 Neuwahlen anstanden, verzichtete der "politische Gegner" aus "Zufriedenheit über Biwers Amtsführung" auf einen eigenen Kandidaten. Nun blickt Biwer auf die Hälfte seiner zweiten und letzten Amtsperiode zurück. Der TV fragt nach seiner Zwischenbilanz.

Herr Biwer, als Sie 1996 die Leitung des Amtsgerichts Hermeskeil abgaben, um den Bürgermeisterposten in der Verbandsgemeinde Schweich zu übernehmen, tauschten Sie ein sicheres und unabhängiges Amt gegen eine Aufgabe, die auch von politischen Unabwägbarkeiten bestimmt werden kann. Haben Sie die Entscheidung je bedauert?Biwer: Nein. Die Möglichkeit, unmittelbar gestaltend im kommunalpolitischen Bereich tätig zu sein, wiegt die deutlich höhere Belastung mehr als auf. Da ich gerne Teamspieler bin, lege ich auf die Einbindung aller politischen Kräfte großen Wert. Meine Erfahrung als Richter, mich auf die Probleme und ihre Lösung zu konzentrieren, ist eine große Hilfe. Was war das für ein Gefühl, als vor der Neuwahl 2003 die Gegenpartei erklärte, aus "Zufriedenheit mit dem Amtsinhaber" auf einen eigenen Kandidaten verzichten zu wollen? Wohl ein seltener Fall in der Politik. Biwer: Es ist sicher ein positives Gefühl, seine Arbeit in dieser Weise bestätigt zu bekommen. Es ist für mich aber auch eine große Verpflichtung, alle Kräfte anzustrengen für eine positive Entwicklung unserer Gemeinden zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger. Nennen Sie spontan die wichtigsten drei Dinge, die seit Beginn ihrer zweiten Amtsperiode in der VG hatten verwirklicht werden können.Biwer: Die Förderung einer zentralen Schulsportstätte in Schweich aus dem Schulbauprogramm Sportanlage Typ C, die Umwandlung der Hauptschule Schweich in eine Ganztagsschule und der Neubau einer weiteren Schulsporthalle für das Schulzentrum Schweich. Hinzu kommt die umfassende Erweiterung der Gruppenkläranlage Riol für den Industriepark Region Trier. Dass Sie sich als gebürtiger Schweicher im Rathaus in der Brückenstraße sicherlich wohl fühlen, mag verständlich sein. Hätten Sie auch einen Bürgermeisterposten im Hunsrück, an der Saar oder in der Eifel übernommen?Biwer: Es war ursprünglich nicht Teil meiner Lebensplanung, Bürgermeister einer VG werden zu wollen. Als nach dem Kandidaturverzicht meines Vorgängers Harald Bartos mir diese Möglichkeit angetragen wurde, ist mir die Entscheidung auch deshalb leichter gefallen, weil es sich um meine Heimat-Verbandsgemeinde handelte. Mosel, Rieslingreben und steile Anbauflächen - dieses Bild hat jeder sofort im Kopf, sobald von dieser Region die Rede ist. Stimmt es Sie als Moselaner nachdenklich, wenn sich auf den Hängen entlang des Flusses Jahr für Jahr die Weinbergsbrachen weiter ausbreiten?Biwer: Als sich in der VG Schweich die ersten Anzeichen von Weinbergsbrachen zeigten, haben wir mit der Einführung des Flächenmanagements Römische Weinstraße sofort reagiert. In einem parteiübergreifenden Arbeitskreis unter Beteiligung der Landespflege, Landwirtschaftsplanung und des DLR Mosel wurde ein Aktionsprogramm zur Erhaltung der Mosel-Kulturlandschaft aus der Taufe gehoben. Mit Hilfe dieses Programms konnten durch Kauf und Tausch innerhalb der Verbandsgemeinde Schweich rund 130 Hektar Weinbergsbrachflächen im Landschaftsbild neu gestaltet werden. Außerdem blieben innerhalb der VG Schweich insgesamt über 120 Hektar in den Hauptlagen (auch Steillagen) durch Tausch oder Verkauf dem Weinbau erhalten. Zudem ist es gelungen, auch größere Neuanlagen von Weinbauflächen im Rahmen des Flächenmanagements zu fördern. Sollte dem Tourismus an der Mosel insgesamt und in der VG Schweich im Besonderen künftig noch mehr Bedeutung zukommen?Biwer: Die VG Schweich hat den Tourismus immer als zweites Standbein für die Winzerinnen und Winzer angesehen. So haben wir bereits vor Jahren das Konzept für einen Aktiv-Ferienpark Römische Weinstraße entwickelt, mit dem wir die weitere touristische Infrastruktur gestalten können. Ausfluss dieses Konzeptes ist auch die Entwicklung des Rioler Sees sowie der Bau einer Sommerrodelbahn. Sehen Sie nicht die Gefahr, dass der Tourismus gegenüber der Weinwirtschaft zu viel Übergewicht erhält? Wird sich die Mosel in ein "Disney-Land mit weinwirtschaftlichem Freilichtmuseum" verwandeln? Biwer: Diese Gefahr sehe ich nicht. Der Wein wird durch seine Qualität und die professionelle Vermarktung seinen Stellenwert behalten. Die Entwicklung weiterer touristischer Infrastruktur soll im Einklang mit Geschichte und Landschaft erfolgen. An welche Begebenheit in ihrer bisherigen Amtszeit erinnern Sie sich besonders gerne?Biwer: Die Schulen in der Trägerschaft der Verbandsgemeinde waren bei Wettbewerben immer sehr erfolgreich. Die Begegnungen mit den Schülern gehören zu den wirklich schönen Erinnerungen. Erfreut bin ich auch über die stets sachorientierten Diskussionen und Entscheidungen unserer politischen Gremien. Was blieb Ihnen besonders negativ in Erinnerung?Biwer: An ausgesprochen negative Erlebnisse als Bürgermeister kann ich mich nicht erinnern, auch wenn nicht alle Verhandlungen wunschgemäß ablaufen. Natürlich bleibt für meine Familie zu wenig Zeit übrig, sie steht trotzdem voll zu meiner Arbeit. S Das Interview führte TV-Redakteur Friedhelm Knopp.

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