"Ich lasse die Leute nicht im Regen stehen"

Wenn das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden Mitte Februar in Kraft tritt, soll vor dem Rathaus Trier-Land ein Raucherpavillon aufgestellt wer- den. So will es der Bürgermeister, nicht aber die Grünen.

 Rauchen im Käfig oder in der Kälte?TV-Foto: Albert Follmann/Grafik: Birgit Keiser

Rauchen im Käfig oder in der Kälte?TV-Foto: Albert Follmann/Grafik: Birgit Keiser

Welschbillig/Trier. Bei einer Investitionssumme von 1,4 Millionen Euro, die die VG Trier-Land 2008 investieren möchte, sind die 5000 Euro für einen Raucherpavillon geradezu "Peanuts". Doch das Thema gesetzliches Rauchverbot ist immer für eine kontroverse Diskussion gut, so auch in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderats in Welschbillig. Neben einer Sanierung des Sitzungssaals sei eine "Einrichtung für Raucher im Außenbereich" vorgesehen, kündigte Bürgermeister Wolfgang Reiland an. Die Grünen beantragten schließlich, den Raucherpavillon zu streichen und 5000 Euro in gesundheitsfördernde Maßnahmen für Mitarbeiter zu stecken. Damit würde das Image der Verwaltung mehr gestärkt als mit einem von Steuergeldern finanzierten Raucherpavillon. Mit dessen Bau werde das gesetzliche Verbot, dass in öffentlichen Gebäuden nicht mehr geraucht werden dürfe, umgangen, sagte Grünen-Sprecherin Heide von Schütz. "Es werden doch auch keine Säuferecken eingerichtet", bemerkte sie, und bezeichnete das Vorhaben als "von der Verwaltung eingerichteter Ort der Suchtverstärkung"."Ich lasse meine Mitarbeiter nicht im Regen stehen", konterte Reiland. Unabhängig davon, dass sich die Mitarbeiter draußen leichter eine Erkältung holen könnten, mache es auch keinen guten Eindruck bei Rathaus-Kunden, wenn "Mitarbeiter an der Ecke stehen und rauchen", so der Verwaltungschef. Auch Beigeordneter Karl-Heinrich Orth, wie Reiland Nichtraucher, spricht sich für das Raucherdomizil aus: "Der Pavillon dient der Menschenwürde, wir sollten diese Mitarbeiter nicht wie Aussätzige behandeln." SPD-Fraktionschef Edgar Schmitt ("Wir brauchen eine praktikable Lösung") warnte davor, eine Grundsatzdiskussion über Raucher und Nichtraucher zu führen. Die Idee, Mittel zur Gesundheitsprävention für Mitarbeiter einzustellen, hält er für überlegenswert.Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo @volksfreund.de Meinung Ein Käfig voller Raucher Ein Raucherpavillon vor dem Rathaus? Bürgermeister und Ratsmehrheit von Trier-Land sind dafür, die Grünen dagegen. Aber wollen die Betroffenen, die Raucher, überhaupt so "verwöhnt" werden? Sie werden durch das Nichtrauchergesetz ohnehin schon zu Außenseitern gestempelt, nun sollen sie auch noch draußen in einem "Käfig" ihre Sucht befriedigen. Der Pavillon wird aus Steuergeldern bezahlt - das wird den Rauchern natürlich auch aufs Brot geschmiert werden. Die Frage ist, ob sie sich bei diesen Aussichten nicht lieber freiwillig unter freiem Himmel ins Eckchen verdrücken wollen? Dem Vernehmen nach gibt es im Rathaus von Trier-Land bei mehr als 60 Mitarbeitern gerade mal ein halbes Dutzend Raucher, von denen einige (wen wundert's?) bald aufhören möchten. Es könnte also sein, dass sich das Streitthema Raucherpavillon bald ebenso schnell in Luft auflöst wie Zigarettendampf. a.follmann@volksfreund.de

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