Jahrhundert-Projekt in Träg

WELSCHBILLIG-TRÄG. Träg steht vor einem Jahrhundert-Projekt: Alle Versorgungsleitungen und Straßen werden erneuert. Zwei Jahre lang wird das Eifel-Örtchen eine riesige Baustelle sein.

 Ortsvorsteher Goswin Olk zeigt schon mal, was Träg erwartet: Für neue Wasserleitungen, Kanäle und Straßen wird mindestens zwei Jahre lang gebuddelt. Kaum ein Stein bleibt mehr auf dem anderen.TV-Foto: Albert Follmann

Ortsvorsteher Goswin Olk zeigt schon mal, was Träg erwartet: Für neue Wasserleitungen, Kanäle und Straßen wird mindestens zwei Jahre lang gebuddelt. Kaum ein Stein bleibt mehr auf dem anderen.TV-Foto: Albert Follmann

Es scheint, als wäre in Träg, dem 130-Seelen-Dorf in der Südeifel, die Zeit stehen geblieben: keine hektische Betriebsamkeit, kaum Verkehr, Häuser und Gehöfte schmiegen sich landschaftlich reizvoll an einen Hang - eine bäuerlich geprägte Idylle wie in den 50er-Jahren. Doch schaut man sich in Träg genauer um, wird einem schnell klar, dass auch die Infrastruktur eher in die Nachkriegszeit passt als in das 21. Jahrhundert: Die Straßen sind Sackgassen, brüchig und mit Flicken übersät, die Bürgersteige sind - wenn es sie denn gibt - unbefestigte Seitenstreifen, die Wasserleitungen sind kaputt und Abwasserkanäle existieren keine. Dieser Zustand soll sich jedoch bald ändern - und zwar grundlegend. Wasserleitung, Kanal, alle Ortsstraßen und die Kreisstraße 20 werden erneuert. Zwei Jahre lang wird Träg eine Mammut-Baustelle sein. Der Ortsbeirat Träg und der Gemeinderat von Welschbillig haben kürzlich dem Ausbau der Infrastruktur zugestimmt. Auch die Bürger wurden beteiligt, denn sie werden dafür ja auch kräftig zur Kasse gebeten. "Anfangs sind die Wogen hochgeschlagen", sagt Ortsbürgermeister Helmut Becker. "Da kursierten Beitragshöhen von 50 000 Euro und mehr." Sogar der Bürgerbeauftragte sei angeschrieben worden. Nun, nach der zweiten Bürgerversammlung, sei aber die negative Stimmung verflogen. Becker: "Wir haben mit jedem Einzelnen gesprochen und die Notwendigkeit der Maßnahmen wird allgemein anerkannt." Es ist das erste Mal, dass die Träger Ausbaubeiträge zahlen müssen, doch es kommt knüppeldick: Angesichts der großen Grundstücke - durchschnittlich 1000 Quadratmeter - müssen die meisten der rund 60 betroffenen Haushalte zwischen 10 000 und 20 000 Euro zahlen. 12,60 Euro fallen pro Quadratmeter an; 7,60 Euro für den Straßenausbau und fünf Euro für den Kanal. 60 Prozent des 780 000 Euro teuren Projekts müssen die Bürger stemmen, 40 Prozent die Gemeinde. Mindestens zwei Jahre werde in Träg gearbeitet, glaubt Becker. Auch Ortsvorsteher Goswin Olk ist froh, dass es in diesem Jahr mit den Arbeiten losgeht. Dann sei Schluss mit vereisten Straßen im Winter, weil das Wasser nicht abläuft, mit ausgespülten Straßenrändern, defekten Wasserleitungen, den Nachteilen durch Klärgruben und über 50 Jahre alten Straßenlampen. "Die bessere Infrastruktur steigert unsere Lebensqualität", glaubt Olk. Träg werde damit auch attraktiver für junge Familien. Zuzugsmöglichkeiten will die Gemeinde mit einem kleinen Baugebiet schaffen. Zunächst sollen die Straßen im Unterdorf ausgebaut werden; 2008 ist der obere Teil an der Reihe. Die Anwohner können während der Bauarbeiten den Ort nur über Wirtschaftswege verlassen; im unteren Ortsteil werde dafür ein Weg mit Schotter befestigt, bemerkt Bärbel Mikler vom Planungsbüro Scherf. In der Ausschreibung festgelegt sei auch, dass die Mülltonnen von der Baufirma an einen zentralen Abholort gefahren werden. Bei aller Vorfreude auf das "neue" Träg gibt es allerdings für Ortsvorsteher Olk auch einen Wermutstropfen bei der Sache: Der innerörtliche Ausbaubereich reicht nur bis zur Kreuzung Richtung Möhn. Fünf Grundstücke liegen damit im Außenbereich. Leider sei der Landesbetrieb Mobilität (LBM) dem Vorschlag "von Ortsschild zu Ortsschild" nicht gefolgt.

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