Jeder Tag ein Abenteuer

Mehr als ein Erlebnisurlaub: Zwei junge Frauen aus Igel haben in Afrika in einem Waisenhaus und einer Tierstation gearbeitet. Insgesamt sieben Wochen betreuten sie in Ghana und Namibia Kinder und Tiere.

 Die beiden Igelerinnen Nadine Marggrander (links) und Alena Latal aus Igel inmitten „ihrer“ Kinder, die sie in einem Waisenhaus in Ghana betreut haben. Foto: privat

Die beiden Igelerinnen Nadine Marggrander (links) und Alena Latal aus Igel inmitten „ihrer“ Kinder, die sie in einem Waisenhaus in Ghana betreut haben. Foto: privat

Igel. (mehi) "Wir sind nicht mit dem Vorsatz gefahren, Afrika zu verändern", sagt Alena Latal. Doch Selbsthilfe könne was bringen. Deshalb reiste die 34-Jährige aus Igel mit ihrer Freundin Nadine Marggrander (31) nach Ghana und Namibia. Nicht um einen Erlebnisurlaub zu machen, sondern Waisenkinder und -tiere zu unterstützen (der TV berichtete).

"Wir sind mit leeren Händen im Waisenhaus in Ghana angekommen", erzählt Latal. Denn die Koffer mit den kleinen Geschenken für die Kinder seien vier Tage länger unterwegs gewesen als die jungen Frauen mit ihrer 40-Stunden-Anreise nach Aflao an der Grenze zu Togo. "Wir haben Klatschspiele und Blindekuh gespielt und gemerkt, dass die Kinder nicht viel brauchen." Neben der Unterhaltung gehörten auch Mathe- und Englisch-Unterricht zu den Aufgaben der Frauen. 23 Kinder zwischen sechs und 15 Jahren seien in einer Klasse. "Die haben teilweise keinen Respekt", sagt Marggrander, "nach zwei Stunden warst du erstmal fertig." Doch sie haben durchgehalten - mit Erfolg. "Nach drei Wochen haben wir gemerkt, dass sie nicht mehr so rabiat sind." So hätten die Kinder die aus Deutschland mitgebrachten Spielsachen jeden Abend in das selbst gebaute Regal gelegt.

"Den höchsten Stellenwert haben Gott und die Kirche", weiß Latal, "weil die Kinder sonst wenig Beschäftigung haben." Denn es gebe zwar Lehrer, aber keine Erzieher im Waisenhaus; die älteren Jugendlichen würden sich um die Kleinen kümmern.

"Es war erfüllend", resümiert Latal. Auch hätten sie entdeckt: Die Kinder sind teilweise sehr begabt. "Da sind Gesangs- und künstlerische Talente dabei." Deshalb möchten die beiden den 15-jährigen Lucas unterstützen und ihm den Besuch einer Designerschule ermöglichen.

Die Wochenenden waren frei. Dann zogen die Igelerinnen auf eigene Faust mit Neunsitzer-Bussen los und haben das "wunderschöne Land mit den freundlichen Menschen" erkundet. "Es gibt kaum Kriminalität. Deshalb hatten wir keine Angst, alleine zu fahren", meint Marggrander. An zu Hause hätten sie wenig gedacht. Latal: "Wir sind abends fix und fertig ins Bett gefallen."

Nach vier Wochen ging es von Ghana nach Namibia, von menschlichen zu tierischen Waisenkindern in ein Wildlife-Schutzgebiet. "Jeder Tag war ein Abenteuer", sagt Marggrander. Gemeinsam mit rund 20 Freiwilligen aus aller Welt und allen Altersgruppen - vom Teenager bis zu älteren Leuten - haben die Frauen die Tiernahrung zubereitet und gefüttert - unter anderem Samira, ein Gepard-Weibchen -, oder sie haben Zäune kontrolliert und Käfige gebaut. Jeden Tag ein anderer Job. Sie hätten Schwerstarbeit geleistet unter höchsten Temperaturen.

"Die Gruppendynamik war überwältigend", erinnert sich Latal, "ebenso abends zu sehen, was wir geschafft haben." Anfangs hätte sie oft Angst gehabt, mit den Tieren, den Affen, aber auch dem Gepard spazieren zu gehen. "Aber die verliert man", weiß sie. Und die kleinen Äffchen, denen beide die Flasche gegeben und die sie über Nacht betreut haben, hätten nicht nur die Angst wieder gutgemacht, sondern auch die anstrengende Arbeit vergessen lassen.

"Die Kombination - Waisenhaus und Tierstation - war perfekt", resümiert Latal, "beides allein wäre nicht vollkommen gewesen."

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