"Jeder weiß es, und keiner tut was"

AACH-NEUHAUS. Der Vater einer 17-Jährigen, die am Donnerstag im Baustellenbereich der B 51 in Neuhaus von einem Auto angefahren und lebensgefährlich verletzt wurde, erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei und Straßenbehörde: Es werde gerast, aber nicht kontrolliert, und auch nichts für die Sicherheit der Fußgänger getan.

Wolfgang Zeisner und seine Frau bangen um das Leben ihrer Tochter Daniela. Die 17-Jährige befand sich am vergangenen Donnerstag gegen 7 Uhr auf dem Weg zum Schulbus, als sie beim Überqueren der B 51 von einem Auto angefahren und schwer verletzt wurde (der TV berichtete) - die Unfallstelle ist nur 50 Meter von Danielas Elternhaus in der Talstraße entfernt. Zur genauen Klärung des Unfallhergangs hat die Staatsanwaltschaft ein Gutachten in Auftrag gegeben. Nun liegt die junge Frau im künstlichen Koma, gestern wurde sie im Trierer Brüderkrankenhaus operiert. Überquerungshilfe und Unterführung geplant

Auch wenn Wolfgang Zeisner zuletzt nicht am Krankenbett seiner Tochter saß, ging ihm der Unfall nicht mehr aus dem Kopf. Dutzende Male griff er zum Telefon, um diejenigen anzuklagen, wie er sagt, die er für den schweren Unfall seiner Tochter mitverantwortlich macht: Polizei und Straßenbehörde. "Jeder wusste, dass Tempo 30 nicht ausreicht, um die Fußgänger zu schützen", sagt Zeisner, "und keiner tut was." Viele Auto- und Lastwagen-Fahrer rasten erheblich schneller als erlaubt durch die Baustelle, doch die Polizei halte es nicht für notwendig, dies durch Geschwindigkeits-Kontrollen zu unterbinden. Dass "lebensbedrohlich gedrängelt" wird, wenn man vorschriftsmäßig fährt, hat Wolfgang Zeisner schon selbst mehrfach erfahren müssen. Auch der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV), zuständig für den dreispurigen Ausbau der B 51 bei Neuhaus, lasse "den Verkehr rauschen". Zeisner fragt: "Warum wird keine Fußgängerampel angebracht, die eine sichere Überquerung ermöglicht?" Besonders tragisch: In einem Schreiben an den LSV hatte seine Frau Monika Johanni bereits vor etwa drei Monaten eine Überquerungshilfe gefordert, damit insbesondere die vier in der Talstraße wohnenden Schulkinder gefahrlos zu ihrem Schulbus auf der anderen Seite der "Bitburger" gelangen können. Die Überquerungshilfe sei kurz vor der Umsetzung, teilt LSV-Sprecher Hans-Michael Bartnick auf TV-Anfrage mit. Die Bauphasen hätten eine frühere Realisierung nicht zugelassen, weil die Markierung erst nach dem Asphaltieren aufgebracht werden könne. In Höhe des Gasthauses "Sonnen" sei eine Unterführung für Fußgänger geplant, die voraussichtlich Ende 2007 fertig gestellt werde. Mit dieser sei dann auch die Talstraße über einen Gehweg verbunden. Im Übrigen, so Bartnick weiter, sei die Baustelle in Neuhaus - gebaut wird eine dritte (Überhol-)Spur in Fahrtrichtung Trier - vorschriftsmäßig eingerichtet worden. Durch die Reduzierung des Tempolimits von 70 auf 30 Kilometer pro Stunde sei an der Baustelle eine Entschärfung der Verkehrssituation eingetreten, sagt der Leiter der Polizei-Inspektion Trier, Walter Marx. Radarüberwachungen seien keine angeordnet worden, weil die B 51 dort keine Unfall-Auffälligkeit aufweise. "Der LSV hat alles Nötige bei der Baustelleneinrichtung getan", bescheinigt der für den Straßenverkehr zuständige Beamte der Polizeidirektion Trier, Winfried Streit. "Bei allem Verständnis für die emotionale Aufgewühltheit des Vaters - die Situation ist jetzt gefahrloser als vor dem Umbau", sagt Streit. Immerhin werde jetzt langsamer gefahren, auch wenn nicht alle das Tempolimit von 30 einhielten, und die Straße sei durch die engen Spuren schmäler als vorher. Doch nach dem Ausbau werden es wieder drei "normale" Fahrspuren sein. Und dann, so befürchten Marie-Louise und Patrick Hutsch, ebenfalls Anwohner der Talstraße, dass es die Kraftfahrer in diesem Bereich sehr eilig haben werden, weil sie noch auf den letzten Drücker vor der Sirzenicher Bergkuppe überholen wollen. "Wir haben in den acht Monaten, seit wir hier sind, schon viel erlebt; bald wird es noch gefährlicher", sagt die zweifache Mutter Marie-Louise Hutsch voraus.

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