Kahlschlag auf Kenner Ley erregt die Gemüter

Kenn · Die Fällung von Fichten in einem Wäldchen auf der Kenner Ley sorgt für Unmut. Der Kahlschlag sei unnötig und schade Mensch und Natur, sagen Anwohner. Die Initiatoren des Holzeinschlags, Gemeinde und Forst, verteidigen den Eingriff. Er sei aus Sicherheitsgründen erfolgt.

 Der Kahlschlag im Wäldchen ist Gesprächsthema Nummer eins auf der Kenner Ley. Hinter dem Hang wird ein neues Baugebiet erschlossen. TV-Foto: Albert Follmann

Der Kahlschlag im Wäldchen ist Gesprächsthema Nummer eins auf der Kenner Ley. Hinter dem Hang wird ein neues Baugebiet erschlossen. TV-Foto: Albert Follmann

Kenn. Zu Dutzenden liegen die großen Fichten kreuz und quer im Hang. Seit die Nadelbäume in dem Wäldchen auf der Kenner Ley gefällt worden sind, hat man freie Sicht nach Osten. Die Anwohner hören jetzt nicht nur die Raupen, die die Straßen im gegenüberliegenden neuen Baugebiet Kenner Ley II planieren, neuerdings sehen sie sie auch.Schutz vor Lärm und Staub


Auf der Kenner Ley I, dem Baugebiet aus den 1970er Jahren, stößt die Rodung auf Kritik: "Das Wäldchen bietet Schutz vor dem Lärm der Autobahn und vor Staub", sagt Horst Kahren aus der Alten Poststraße. "Da wurde wertvolles Holz rausgeholt. Das Mindeste ist ja, dass man die Anwohner informiert und begründet, warum man das macht."
Auf der Bürgerversammlung habe der Ortsbürgermeister versichert, das Wäldchen bleibe erhalten.
Kenns Ortsbürgermeister Rainer Müller räumt ein, dass ursprünglich nur einige Bäume im Randbereich des neuen Baugebiets entfernt werden sollten. Es habe sich aber herausgestellt, dass der alte und ungepflegte Fichtenbestand zu rund einem Drittel mit Totholz oder Käferholz durchsetzt sei. Hätte man nur die geschädigten Bäume beseitigt, so Müller, dann hätte das zu großen Lücken im Bestand und damit zu einer größeren Angriffsfläche für Windbruch geführt. "Die Gemeinde und die Forstverwaltung haben die Verkehrssicherungspflicht, uns blieb keine andere Wahl", sagt Müller. Er sagt, es hätten sich auch schon Bewohner beschwert, die Bäume seien zu hoch.
Müllers Namensvetter, Förster Rainer Helmut Müller, bestätigt diese Aussage. "Alle Bäume waren instabil. Das Risiko war zu groß. Wenn was passiert, hafte ich mit meinem Privatvermögen." Schließlich führe am Wäldchen ein Weg vorbei, und auch entlang des neuen Baugebiets sei ein Weg geplant. Seine Entscheidung, die Nadelhölzer fällen zu lassen, hat sich der Förster von höherer Stelle absegnen lassen. "Ich wusste, dass es Ärger geben könnte." Gundolf Bartmann, Chef des Forstamts Trier, und ein Forstwissenschaftler hätten sich das Wäldchen angeschaut und die Rodung befürwortet, sagt Förster Müller. Der Einschlag, laut Müller sind es rund 100 bis zu 25 Meter hohe Fichten, wurde im oberen Teil des Wäldchens vorgenommen. Im unteren Teil sollen im Herbst noch vereinzelte geschädigte Laubbäume gefällt werden. Der kahle Hang soll im Frühjahr mit Laubbäumen - Eschen, Bergahorn und Kirschbäumen - aufgeforstet werden.
In den Besitz des kleinen Waldes war die Gemeinde durch den Ankauf des Areals für das neue Baugebiet gelangt. Laut Ortsbürgermeister Müller ist der Baumbestand nie gepflegt oder durchforstet worden. Dadurch hätten die Fichten auch zu dicht gestanden.
Die Erschließung des Baugebiets Kenner Ley II mit seinen 93 Bauplätzen verläuft nach Mitteilung des Ortsbürgermeisters planmäßig. Straßen und Regenrückhaltebecken seien angelegt, bald werde man mit der Verlegung von Kabeln beginnen. Die Verträge mit den in einem Bieterverfahren ermittelten ersten 13 Bauherren würden demnächst unterzeichnet, kündigt Müller an. Die Nachfrage nach Grundstücken sei weiterhin hoch. Der Quadratmeterpreis liegt in der Größenordnung für Bauland, die man auch in Trier und Schweich hinblättern muss: rund 250 Euro für den Quadratmeter.

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