Kampf dem Flickenteppich

Die Weinhänge oberhalb von Waldrach gleichen einem Flickenteppich. Zahlreiche verwilderte Weinbergsbrachen (Drieschen) und gerodete Anbauflächen stören das Ortsbild. Die Gemeinde will die Eigentümer nun zum Verkauf bewegen. In einer eigens einberufenen Versammlung zeigten sich die Betroffenen noch zurückhaltend.

 Lücken in der Weinkulturlandschaft: Drieschen, Rodungen und Gehölzstreifen machen die Weinberge oberhalb von Waldrach zum Flickenteppich. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Lücken in der Weinkulturlandschaft: Drieschen, Rodungen und Gehölzstreifen machen die Weinberge oberhalb von Waldrach zum Flickenteppich. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Waldrach. In der Hoffnung auf bessere Quadratmeterpreise halten die Eigentümer an ihren unbestellten Parzellen fest. Versuche der Gemeinde, eine Einigung herbeizuführen, scheiterten in der Vergangenheit. Nach Auffassung von Ortsbürgermeister Heinfried Carduck, Bürgermeister Bernhard Busch und Claus Piedmont von der Landwirtschaftskammer ist es inzwischen "fünf vor zwölf". Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis Brüssel seine Förderschwerpunkte nach Osten verlege und die Waldracher Flächen unverkäuflich würden. Das Interesse potenzieller Käufer wecken

Um einen Anstoß zu geben, hatte Ortsbürgermeister Carduck nun alle Waldracher Eigentümer von Weinbergsparzellen zur Aussprache in den Rathaussaal eingeladen. Das Interesse war groß, und der Saal voll besetzt, als Carduck zum Grußwort ansetzte mit dem Hinweis, dass dies der Versuch sei, die derzeit gute Marktlage für einen Neuanfang zu nutzen. Claus Piedmont appellierte an den Gemeinsinn der Versammelten. Wenn es schon nicht um den Verkauf gehe, dann wenigstens um den Grundstückstausch. So hätten alle, die weitermachen wollten, wenigstens eine Grundlage.Bernhard Theis vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) erläuterte anhand einer Lagekarte die heutige Situation in Waldrach: Von den 41,4 Hektar noch vorhandener Anbaufläche sind 0,7 Hektar Drieschen, 5,1 Hektar mit Gehölzen bewachsen, auf 0,4 Hektar stehen Bäumchen, 13,8 Hektar sind gerodet und auf 21,4 Hektar findet noch richtiger Weinbau statt. Dazu Rainer Krämer, Vorsitzender des örtlichen Winzer- und Bauernverbandes: "Es geht darum, die Flächen so zusammenzufassen, dass die Bewirtschaftung wieder lohnt und das Interesse von potenziellen Käufern geweckt wird." Weitere eindringliche Appelle nach dem Motto "Leute verkauft, bevor es zu spät ist" kamen von Bürgermeister Busch und von Reinhard Lichtenthal vom DLR Trier. Er schlug außerdem die Bildung eines Pools vor. Man solle die Flächen zusammenfassen und zu einem marktgerechten Preis anbieten. Dann habe man die Chance, einen Käufer für eine große Fläche zu finden. Außerdem erhalte jeder Verkäufer so denselben Preis. Auch sei es eine Illusion zu glauben, dass der heutige Preis von etwa 1,50 Euro/Quadratmeter noch mal steigen könnte. Eher das Gegenteil sei der Fall - bis irgendwann gar nichts mehr gehe. Die anschließende Aussprache verlief eher einsilbig. Parzelleneigentümer, die sich zu Wort meldeten, sprachen sich jedoch für die Vorschläge aus. "Der Anfang ist gemacht"

Nur zehn Grundstückseigentümer erklärten sich spontan bereit, ihre Flächen abzugeben. "Wir wollen über diese Eigentumsfragen keine öffentlichen Aussagen machen, sondern lieber Einzelgespräche", lautete der Tenor. Dies wiederum veranlasste Ortsbürgermeister Carduck zu einer optimistischen Bilanz: "Der Anfang ist gemacht - die Diskussion ist in Gang gekommen." Der Hintergrund: Der Verfall der Weinpreise in den 80er Jahren bedeutete für viele Klein- und Nebenerwerbsbetriebe das Aus. Hinzu kam die fortschreitende Mechanisierung auch im Weinbau. Sie machte die Bewirtschaftung kleiner Flächen unrentabel. Zudem fielen die Bodenpreise. Dies hinderte Winzer, die aufgegeben hatten, am Verkauf. So blieben an Mosel, Saar und Ruwer immer mehr Anbauflächen unbestellt. Verwilderte Flächen - sogenannte Drieschen - störten zunehmend das Bild einer uralten Weinkulturlandschaft.

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