Kaseler Pastor wird Bischof von Regensburg

Kasel · Während die Diözese Regensburg gestern in einer Pressekonferenz Rudolf Voderholzer als neuen Bischof vorstellt, feiert der Trierer Theologieprofessor und „Seelsorger mit Herzenswärme“ in seiner Gemeinde in Kasel eine Nikolausmesse für Senioren. Sowohl der 53-Jährige als auch die Ruwertaler Katholiken befinden sich in einem Gefühlskarussell.

Seit gestern gibt es unter den Kaseler Katholiken nur noch ein Gesprächsthema: "Unser Pastor wird Bischof in Regensburg." Eigentlich wollte Rudolf Voderholzer den Gläubigen die frohe Botschaft während der gestrigen Nikolausmesse für Senioren mitteilen, doch die Neuigkeit war vorab durchgesickert. Der 53-Jährige selbst hatte am Dienstag durch einen Anruf des Erzbischofs und päpstlichen Botschafters Jean-Claude Périsset erfahren, dass auch der bayerische Ministerpräsident seiner Ernennung zum Bischof zugestimmt hatte. Seitdem er weiß, dass er der Nachfolger von Gerhard Ludwig Müller wird, der zum Präfekten der Glaubenskongregation in Rom aufgestiegen ist, tost in seinem Herzen "ein Seesturm".

Voderholzer gestern in der Messe: "Es toben in mir Freude, Dankbarkeit und Stolz - aber mir zittern auch die Knie und die Stimme." Er geht davon aus, dass er Ende Januar in der Regensburger Kathedrale zum Bischof geweiht wird. Hat der als Papst-Vertrauter geltende Kirchenmann damit geliebäugelt, Bischof zu werden? Er sei "gefährdet" gewesen, weil Papst Benedikt XVI. ihm zuerst die Herausgabe seiner gesammelten Schriften anvertraut habe, dann die Leitung der theologischen Begegnungsstätte in seinem Wohnhaus in Pentling. "Das hat man nun davon", scherzte Voderholzer im Gespräch mit dem TV. Der gebürtige Münchener gilt auch als langjähriger Wegbegleiter des bisherigen Regensburger Bischofs Müller. Bei ihm hat er studiert und war jahrelang dessen wissenschaftlicher Assistent. Seit sieben Jahren lehrt Voderholzer an der Trierer Uni Dogmatik. Er wohnt im Kaseler Pfarrheim und ist dort auch Seelsorger. "Das war unser Pastor", sagt Kasels Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald. In seiner Brust schlagen zwei Seelen: Freude über die Berufung und Trauer über den Weggang. So geht es allen Kaseler Katholiken.

"Wir verlieren etwas Besonderes", sagt eine Seniorin. Obwohl schon seit einigen Wochen über seine Ernennung zum Bischof gemunkelt wurde, schmerzt nun offenbar die Gewissheit. Voderholzer ist dankbar, dass der Papst ihm "diese Kostbarkeit, die Menschen im Bistum Regensburg" anvertraut, aber das "Kaseler Nieschen" und die Gemeinde, mit der er sich in den nun fast acht Jahren "mit dem Herzen an gewöhnt hat" wird er vermissen. Aber es sei ja nicht mehr so wie in Zeiten des heiligen Wolfgang zu Regensburg (10. Jahrhundert). "Heute gibt es Handys und E-Mails und sicher Wege, den Ruwertaler Wein auch in Regensburg zu genießen", sagt Voderholzer.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Geistlicher aus dem Kaseler Pfarrheim einen Bischofsstuhl besetzt: Helmut Dieser war im Februar 2011 zum Trierer Weihbischof ernannt worden.

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