Kein Platz mehr für Hinkelsteine

MEHRING. Mit der mutmaßlichen Zerstörung eines Naturdenkmals befassen sich die Kreisverwaltung Trier-Saarburg und das Rheinische Landesmuseum Trier: Beim Bau der Windräder auf der Mehringer Höhe verschwand ein tonnenschwerer Menhir aus Felsgestein.

Seit Generationen hatte das Felsstück am Rande des Weges gelegen, der von Mehring in Richtung Naurath/Wald/Bescheid/Hochwald führt und heute - im asphaltierten Zustand - die Bezeichnung Kreisstraße 85 trägt. Vor langer Zeit wollten die Mehringer dort oben einen neuen Ort errichten - doch von dem Vorhaben blieb nur ein Weiler mit ein paar Häusern und dem Namen "Neumehring" zurück.Grenze für drei Gemarkungen

Der kantige Felsbrocken, den Asterix-Kenner auch als "Hinkelstein" bezeichnen würden, diente einst als Grenzstein. Er markierte das "Dreiländereck", an dem die Gemarkungen Mehring, Naurath/Wald und Bescheid aufeinander treffen. Im Volksmund war er daher unter der Bezeichnung "Die drei Marken" bekannt. In jüngerer Zeit hatte man den Menhir unter Denkmalschutz gestellt und ins entsprechende Register des Rheinischen Landesmuseums aufgenommen. Als die Mehringer Höhe vor einigen Jahren zum Windpark-Standort werden sollte, bezog man auch den Menhir ins Planungsverfahren ein. Bevor die Arbeiten begannen, erhielt das "schützenswerte Objekt" auf Anordnung des Landesmuseums eine Mini-Bannmeile. Danach waren jegliche Erdarbeiten in einem Radius von 20 Metern rund um den Stein untersagt. Im Jahr 2004 rückten dann die Windrad-Bauer mit schwerem Gerät an und machten sich ans Werk. Nach einigem gerichtlichen Hin und Her mit Baustopp und Baustopp-Ende standen die Windanlagen schließlich fertig da und konnten ihre Tätigkeit in Sachen "Energieerzeugung und Gemeindekassen-Aufbesserung" aufnehmen. Während nun hoch oben in den Lüften die Rotoren kreisten, schauten eher erdverbundene Spaziergänger verärgert auf eine leere Fläche am Wegesrand. Dort, wo einst die "Drei Marken" zwischen den Sträuchern gelegen hatten, präsentierte sich nun eine säuberlich planierte und gewalzte Zufahrt zu einem der Rotortürme. Der Empörung über die Freveltat, bei der ein Bagger oder ein schwerer Radlader im Einsatz gewesen sein muss, ist groß. In der Kreisverwaltung Trier-Saarburg ist von der "Zerstörung eines Denkmals" die Rede.Abtransportiert oder nur vergraben?

Pressesprecher Thomas Müller teilt mit: "Unsere Denkmalschutzbehörde hat nun die am Bau beteiligten Firmen angeschrieben und zur Stellungnahme aufgefordert. Eine Antwort steht aber noch aus." Auch der Mehringer Ortsbürgermeister Helmut Reis teilt die Empörung: "Ich hoffe nur, dass der Menhir wieder aufgefunden wird. Die für sein Verschwinden Verantwortlichen haben alles wieder so herzurichten, wie es einmal war." Inoffiziell geht nun von Mehring bis hinauf nach Lorscheid das Gerücht um, der Stein befinde sich tatsächlich noch an Ort und Stelle - man habe den "lästigen Klotz" im Laufe der Bauarbeiten einfach nur vergraben. Ganz abwegig ist diese Theorie übrigens nicht. Den Stein einfach zu vergraben, wäre bei Baggerarbeiten die schnellste und billigste Lösung gewesen, um sich das schwergewichtige Objekt "aus den Füßen" zu schaffen.

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