Kieslaster sollen durchs Dhrontal

Trittenheim/Klüsserath/ Neumagen-Dhron · Wer nach der Entscheidung zum Kiesabbau auf dem Neumagener Berg Ruhe erwartet, dürfte enttäuscht werden. Wahrscheinlich endet die Geschichte vor Gericht. Irritationen gibt es um die Eignung der abgelehnten Weißhausroute.

Kieslaster sollen durchs Dhrontal
Foto: Biggi Keiser

Die Entscheidung ist gefallen: Die Firma Bandemer wird den Kies, den sie über viele Jahre auf dem Neumagener Berg abbauen möchte, über die sogenannte Dhrontalroute abtransportieren. 40-Tonner-Lastwagen sollen das Material in die Werke bei Klüsserath und Klausen bringen. Betroffen wären in diesem Fall die Ortsteile Papiermühle und Dhron sowie die Gemeinden Piesport und Trittenheim. Ob das Votum von Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, der Weisheit letzter Schluss ist, bleibt offen.
Die Bürgerinitiative (BI) Pro Dhrontal will beim Verwaltungsgericht klagen. "Unter anderem, weil uns die Kreisverwaltung keine Akteneinsicht erlaubt hat", begründet BI-Sprecher Michael Keppeln das weitere Vorgehen (Extra). Die BI hatte darauf gehofft, dass Hangert die Weißhausroute durch die Weinberge wählt. "Damit hätten wir leben können", heißt es mehrfach.
Die jetzt beschlossene Dhrontalroute betrifft in der Abfahrvariante über Papiermühle auch den Leiwener Ortsteil Zummet und Trittenheim. Von dort sollen die Laster über die Brücke fahren und dann weiter über die B 53 in Richtung Klüsserath. Dort geht es in die Salmstraße und weiter zur Kies-Waschanlage in Richtung Hetzerath. Trittenheims Ortsbürgermeister Franz-Josef Bollig hält sich in der Einschätzung, wie stark sein Ort durch die Transporte tangiert wird, noch zurück: "Wir wissen ja nicht, welchen Weg die Fahrer tatsächlich nehmen. Es sind teilweise auch Subunternehmer für die Firma Bandemer tätig." Der LKW-Verkehr durch die Klüsserather Salmstraße wird sich nach Einschätzung des Klüsserather Ortsbürgermeisters Günter Herres verlagern. Nicht mehr so viele an einem Tag, dafür kontinuierlicher die ganze Woche über. "Das wird sich beruhigen", glaubt Herres. Das Problem seien nicht die geladenen Transporter, sondern die "rappelnden" leeren Laster.
Im Gemeinderat in Neumagen-Dhron gab es das gleiche Prozedere wie in der Sitzung Ende Juni. Fast alle Ratsmitglieder, einschließlich Ortsbürgermeister Michael Thomas, erklärten sich für befangen, weil sie oder Verwandte an einer der Strecken Grundbesitz haben. Damals wie jetzt übernahm Ulf Hangert den Vorsitz. Die Kreisverwaltung hatte ihn zum Beauftragten ernannt.Hangert: "Das kleinere Übel"


Ende Juni hatte Hangert beide Routen abgelehnt und die vom Gemeinderat verworfene Friedhofsvariante erneut ins Gespräch gebracht. Der Rat sprach sich im Vorfeld erneut gegen diese Variante aus, weil sie die Bürger im Ortsteil Papiermühle über Gebühr strapaziere. "Ich musste eine Entscheidung treffen und habe das kleinere Übel gewählt", erläutert Hangert gegenüber dem TV. Die BI beschuldigt den Bürgermeister, die Entscheidung gegen die Weißhausroute wider besseres Wissen getroffen zu haben. Schließlich habe der Landesbetrieb Mobilität (LBM) diese Strecke als "sinnvollste Variante" benannt. Auch in einem Schreiben des LBM an den TV vom 30. Juni kommt dies zum Ausdruck. Thomas Bollig, Ratsmitglied und auch in der BI engagiert, bezichtigt den Bürgermeister gegenüber dem TV sogar der Lüge.
In der Sitzung geht Hangert auf die Thematik ein. Es gehe in den Schreiben nicht um die Route an sich, sondern nur um die direkte Zufahrt eines Wirtschaftsweges auf eine klassifizierte Straße. LBM-Fachgruppenleiter Klaus Wagner bestätigt dies. Die Zufahrt sei bei dieser Route ohne großen Aufwand zu realisieren. Auf das Geschehen auf dem Wirtschaftsweg habe der LBM aber keinen Einfluss. Offenbar ist die Formulierung in den Schreiben missverständlich gewesen.
Für Ulf Hangert überwiegen weiter die Gefahren in den Wirtschaftswegen durch die noch voll bewirtschafteten Weinberge. Der Konflikt zwischen Lastwagen und Traktoren sei programmiert. Er wisse, dass er sich mit der Entscheidung Feinde mache, aber das wäre bei einem anderen Votum genauso gewesen. Die Abfuhr über die Dhrontalroute ist nur möglich, wenn Bandemer eine Brücke baut. Auch dagegen will die BI gerichtlich vorgehen.Meinung

Kein Ende in Sicht
2001 wurden die ersten Verträge über den Kiesabbau auf dem Neumagener Berg geschlossen, 14 Jahre später wird über die Streckenführung für den Transport entschieden. War es das nun? Sicher nicht! Es droht viel böses Blut, schrieb der TV vor wenigen Wochen nach der ergebnislos zu Ende gegangenen Sitzung. Daran hat sich nach dem Votum von Ulf Hangert nichts geändert - im Gegenteil. Vielleicht geht es jetzt erst so richtig los. Es ist müßig, einen "Schwarzen Peter" zu suchen. Im Raum steht der Vorwurf fehlender Transparenz. Wäre der Bürgerinitiative Akteneinsicht gewährt worden, wäre vielleicht manches anders gelaufen. Aber natürlich ist auch das nicht zu beweisen. Sicher ist: Das Thema Kiesabbau wird so oder so noch längere Zeit aktuell bleiben. c.beckmann@volksfreund.deExtra

Kieslaster sollen durchs Dhrontal
Foto: (m_mo )

Die Bürgerinitiative Pro Dhrontal vermisst bei dem Verfahren die Transparenz und weist auf eine fehlende Akteneinsicht hin. Bei einem Gespräch von einigen Mitgliedern mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer habe diese Verständnis für die Wünsche geäußert und Unverständnis über die Vorgehensweise der Kreisverwaltung. Es gebe diesen Antrag auf Akteneinsicht, sagt Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Dann wird es juristisch: Das Verwaltungsverfahrensgesetz erlaube diese Akteneinsicht aber nicht, weil die Antragsteller nicht am Verfahren beteiligt seien. Derzeit werde aber geprüft, ob zwei andere Landesgesetze den Informationszugang möglich machten. cb

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