Kilowatt statt Hektoliter

FÖHREN/REINSFELD/ARENRATH. Auf eine steile Entwicklung kann der Anlagenbauer Ökobit zurückblicken: Der 2000 gegründete Spezialist für Biogas-Anlagen beschäftigt heute an seinen Standorten in Reinsfeld und Föhren 35 Fachkräfte. 2007 soll die Beschäftigtenzahl auf rund 50 steigen. Dieser Tage übergab die Firma ihre jüngste Biogasanlage an einen Investor in Arenrath.

Das neue Biokraftwerk auf dem Hof von Markus Lieser in Arenrath ist eine von rund 50 Anlagen, die von den Firmengründern Achim Nottinger und Christoph Spurk bisher verwirklicht wurden. In Leistung und Größe entspricht die dort installierte Technik dem Durchschnitt der von Ökobit gefertigten Anlagen. Besonders auffallend sind die beiden Großbehälter mit jeweils 1500 Kubikmeter Rauminhalt. In ihnen findet bei Temperaturen von 40 und 30 Grad der Gärprozess statt, bei dem das begehrte Methangas anfällt. Zurück bleibt hochwertiger Dünger. Bei Volllast-Betrieb schluckt die Anlage täglich rund 24 Tonnen Maissilage, die von den Feldern von Landwirt Lieser stammt. Die für ein Jahr im Freien gelagerte Gesamtmenge beziffert Lieser auf 3500 Tonnen. Aus Mais-Silage wird Motor-Kraftstoff

Das daraus erzeugte Methangas wandert über Rohrleitungen in die benachbarte Maschinenhalle, die noch auf Verputz, Farbe und Türen wartet. Doch die Stromproduktion ist dort schon unüberhörbar im Gange: Ein 580-PS-Gasmotor von MAN bollert gleichmäßig vor sich hin und treibt den Generator mit einer Leistung von 340 Kilowattstunden an. Die erzeugte Energie wird schließlich über eine 20 000 Kilovolt-Leitung ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Das reicht, um insgesamt 3000 Personen ganzjährig mit Strom zu versorgen. Ausgelegt ist die dauerlastfähige Anlage auf jährlich 8000 Betriebsstunden. Landwirt Lieser: "Um in der Milchwirtschaft konkurrenzfähig zu bleiben, hätte ich auf rund 200 Tiere aufstocken müssen - doch dieser Arbeitsaufwand ist alleine nicht mehr machbar. So entschloss ich mich vor einigen Jahren zum Umsatteln auf Bioenergie." Bei Recherchen im Internet ist er dann schnell auf den naheliegensten Anbieter gestoßen: Firma Ökobit aus Reinsfeld mit Niederlassung im Industriepark Föhren. 2004 wurde die Arenrather Anlage - ein Millionenprojekt - in Angriff genommen. "Schwer war es, die Banken zu überzeugen. Und zäh war das Genehmigungsverfahren durch 14 verschiedene Fachbehörden", erinnert sich Investor Lieser. Doch nun läuft die Arenrather "Stromfabrik" wie ein Uhrwerk. Für die beiden Ökobit-Geschäftsführer Achim Nottinger und Christoph Spurk ist sie eine von rund 50 Anlagen, die bisher unter ihrer Regie entstanden, aber erst die dritte ihrer Art im Kreis Bernkastel-Wittlich. Begonnen hatte Ökobit im Jahr 2000 als Ein-Mann-Konstruktionsbüro. Spurk: "Inzwischen beherrschen wir das Thema ,Biogas' von A bis Z - mit Konstruktion, Bau und späterer Wartung." Zurzeit beschäftigt man 35 Mitarbeiter, "querbeet" durch verschiedene qualifizierte Berufszweige - Ingenieure, Kaufleute, Techniker, Umweltexperten und Facharbeiter. Und im nächsten Jahr soll auf rund 50 Kräfte aufgestockt werden. Ökobit-Anlagen arbeiten schon in ganz Deutschland. Weitere Projekte entstanden und entstehen mit Partnern auch in Luxemburg, Frankreich, Spanien, auf Zypern, in Kanada und Brasilien. Ziel ist es, das Auslandsgeschäft weiter auszubauen. Ein Ende des Biogas-Booms befürchten Christoph Spurk und Achim Nottinger nicht. Schon wegen der Vorteile, die Biogas nach Ansicht der beiden Unternehmer gegenüber anderen alternativen Energien bietet. Biogas ähnele dem Erdgas und sei entsprechend vielseitig verwendbar - sogar zum Antrieb von Fahrzeugen, erklärt Nottinger. Und noch einen Vorteil habe Biogas-Strom gegenüber Windkraft und Sonnenenergie: Das Methangas sei speicherbar, somit rund um die Uhr verfügbar und könne termingerecht zu den Spitzenbedarfszeiten verstromt werden.

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