"Kleine Fortschritte sind oft große Erfolge"

Noch in der Einarbeitungsphase befindet sich Julia Eiter, die neue Jugendpflegerin und Schulsozialarbeiterin der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer. Als ihre Vorgängerin Claudia Allar im Herbst 2005 die Arbeit aufnahm, stellte ihr der TV einige Fragen. Ähnlich - aber nicht deckungsgleich - lauten die Fragen an Julia Eiter.

Waldrach. Nicht geplant war in der VG Ruwer die kurzfristige Neubesetzung der Jugendpfleger- und Schulsozialarbeiterstelle. Ein überraschendes Angebot aus Luxemburg hatte Claudia Allar zum Wechsel veranlasst. Will die Nachfolgerin an die Arbeit ihrer Vorgängerin anknüpfen oder völlig neue Wege gehen?50 Prozent Jugend-, 50 Prozent Schulsozialarbeit - eine Aufgabe, die sicher nicht leicht zu stemmen ist. Werden Sie Prioritäten setzen? Eiter: Grundsätzlich müssen die Prioritäten gleich gewichtet werden. Je nach Bedarf und aktuellem Anlass können sie sich zeitweilig auf das eine oder das andere Gebiet verlagern. Vor allem aber möchte ich sich ergebende Synergieeffekte nutzen.Sie hatten ja schon Gelegenheit, sich auf ihrem neuen Tätigkeitsfeld umzuschauen. Und auch ihre Vorgängerin wird sicher einiges berichtet haben. Wo sehen Sie Brennpunkte in der VG Ruwer? Gibt es jugendliche Problemgruppen, die kaum oder gar nicht für ihre Arbeit erreichbar sind? Eiter: Es gibt immer wieder Gruppen von Jugendlichen, die sich in den Gemeinden auf öffentlichen Plätzen treffen, dort Alkohol konsumieren und durch Lärm und hinterlassenen Müll Anwohner stören. Diese lassen sich nur bedingt in vorhandene Jugendtreffs integrieren.Jugendarbeit in den Orten heißt oft auch Überzeugungsarbeit bei den Erwachsenen. Motto: "Ein Jugendraum im Dorf ist ja wünschenswert, aber bitte nicht in unserer Nachbarschaft." Vermute ich da richtig?Eiter: In vielen Gemeinden liegt der Jugendraum zentral im Dorf, es besteht ein verständnisvolles Miteinander und die Probleme mit der Nachbarschaft halten sich in Grenzen. In der Verbandsgemeinde gibt es in fast jedem Ort einen Jugendraum, was grundsätzlich akzeptiert wird. Daran anknüpfend die Frage, die ich schon ihrer Vorgängerin stellte: Was ist wichtiger - der in Eigenregie betriebene Jugendraum oder die Ruhe der Anlieger?Eiter: Beides muss bestmöglichst in Einklang gebracht werden. Jugendliche müssen lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen und müssen dabei auch gelegentlich Fehler machen dürfen. Gegenseitiges Verständnis zu fördern, sehe ich als meine wichtigste Aufgabe an.Nur ein Klischee oder Tatsache: Intakte Familie = intakte Kinder - Problemfamilie = Problemkinder? Eiter: Eine risikobehaftete Familie beinhaltet auch ein hohes Risiko für die Kinder, sozial auffällig zu werden. Jedoch zeigt mir meine Berufserfahrung, dass pauschale Be- und Verurteilungen nicht zutreffen. Was halten Sie von der Idee eines allgemeinen Alkoholverbots für Jugendliche? Eiter: Jugendliche probieren aus und testen ihre Grenzen, auch im Bezug auf Alkohol. Sie aufzuklären, zu begleiten und zu unterstützen, halte ich für wichtiger als rigide Verbote. Versuchen sie, die Rolle des Drogen- und Alkoholkonsums in der VG Ruwer einzustufen. Eiter: Alkohol ist als Teil unserer Kultur nicht nur für Jugendliche problematisch. Er wird mit Geselligkeit und bei den Jugendlichen mit "Coolness" in Verbindung gebracht. Suchtprävention ist deshalb bei meiner Arbeit ein "Dauerbrenner".Gab es eine Situation, in der sie resigniert haben? Eiter: Nein. Wer mit Menschen arbeitet, weiß, dass auch kleine Fortschritte oft schon große Erfolge sind. * Das Interview mit Julia Eite r führte Friedhelm Knopp Zur person Julia Eiter wurde 1981 in Eichstätt/Bayern geboren. Schon von 1996 bis 2000 war sie in Gremien der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Nach dem Abitur in Eichstätt folgte von 2000 bis 2004 das Studium der Sozialen Arbeit in Würzburg mit dem Schwerpunkt "Familienhilfe". Von 2004 bis 2007 war sie im Haus auf dem Wehrborn, Aach, in der heilpädagogischen Intensivgruppe für jugendliche Mädchen tätig

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