Kleine Klassen, große Turnhalle

Schweich/Trier · Neu und schön soll sie werden, die Grundschule im Schweicher Norden, jedoch kleiner als die Eltern erwarten. Trotz der geplanten Kooperation mit der Treverer-Förderschule wird das Musterraumprogramm des Landes zugrunde gelegt. Mensa und Sporthalle sollen hingegen großzügig ausfallen.

Schweich/Trier. Es tut sich was in Sachen Neubau der Grundschule Schweich und der Treverer-Förderschule in Schweich. Am kommenden Donnerstag wird der Stadtrat Schweich voraussichtlich den Bebauungsplan für das künftige Schulzentrum in Bahnhofsnähe beschließen (Standort siehe Luftbild).
Am 24. März wollen die Schulträger - für die Grundschule ist das die Verbandsgemeinde Schweich und für die Trevererschule wird es der Kreis werden - in einer gemeinsamen Sitzung das Raumprogramm festzurren. Dieses ist mit der Schulbehörde, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), weitgehend abgestimmt und soll der geplanten räumlichen und pädagogischen Kooperation beider Schulen (Stichwort: Inklusion) Rechnung tragen. Anfangs sei auch der Elternbeirat der Grundschule in Gespräche und Planungen eingebunden worden, sagt deren Sprecher Stefan Vecellio del Monego, doch seit den Sommerferien werde die Elternvertretung außen vor gelassen. Vecellio spricht von Hinhaltetaktik.
Offenbar solle das "Mindest-Raumprogramm" des Landes für eine vierzügige Grundschule realisiert werden. Das sehe beispielsweise für Klassen nur eine Größe von 60 Quadratmetern vor, zehn Quadratmeter weniger als bei der jetzigen Grundschule am Bodenländchen. "Der Platzbedarf war immer das entscheidende Argument für einen Neubau und gegen eine Sanierung", sagt Vecellio, "aber jetzt sieht der Entwurf weniger vor, als wir am alten Standort haben." Der Elternbeirat hatte nicht zuletzt deswegen auf größere Räume gedrängt, weil einige Treverer-Schüler mit Grundschülern zusammen unterrichtet werden sollen.
In der derzeit noch in Trier ansässigen Schule mit dem Förderschwerpunkt motorische Entwicklung werden etwa 100 schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche aus der Stadt Trier und den Kreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm betreut.
Musik- und Werkraum seien in der Tat im Musterraumprogramm nicht berücksichtigt, sagt Christiane Horsch (CDU), Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Schweich. Dennoch solle der Fachunterricht durch die Mehrfachnutzung von Räumen gewährleistet werden. Davon profitierten beide Schulen.
Auch wenn die Eltern von einem "Draufsatteln" der Räume ausgegangen seien, fühlt sich Horsch vom Land und der ADD unterm Strich gut bedient. Insbesondere die Mensa und die Dreifeld-Turnhalle (27 mal 45 Meter) seien großzügig dimensioniert. "Damit unterstützt das Land den pilothaften Charakter der Schulen", meint Horsch. Der Schweicher Stadtbürgermeister Otmar Rößler (FWG) kann die Elternkritik verstehen: "Das Raumprogramm ist unbefriedigend und nicht zeitgemäß. Es berücksichtigt nicht die Inklusion." Auch sieht Rößler noch ein anderes Damoklesschwert über den Schulneubauten schweben: den Grundstückserwerb.
Einige Landbesitzer weigern sich, zu verkaufen. Spekulationen, dass für die Ackerflächen im Dreieck Bahnhofstraße/Kreisstraße 39 mehr gezahlt wird als die bisher angebotenen 60 Euro pro Quadratmeter, erteilt Verhandlungsführerin Christiane Horsch eine Absage: "Alle kriegen den gleichen Preis. Wenn bis zum Stichtag keine Einigung erzielt wird, geht es ins förmliche Verfahren." Mit anderen Worten: Die Grundstücksbesitzer werden enteignet und erhalten dann den tatsächlich ermittelten Bodenwert, der vermutlich weit unter 60 Euro liegen wird. "Ich will das Verfahren nicht und hoffe, dass auch diejenigen einsichtig werden, die bisher nicht verkauft haben", sagt Horsch. Schließlich gehe es um den Bau von sozialen Einrichtungen, die der Allgemeinheit dienen und nicht um Wohnungen.Meinung

Knifflige Angelegenheit
Welcher Häuslebauer kann schon im Nachhinein von sich behaupten, alles richtig gemacht zu haben? Später ist man halt immer schlauer. Erst recht wird man beim Bau zweier großer Schulen nicht erwarten können, dass im Vorfeld alle Eventualitäten berücksichtigt sind - zumal beide bisher ihren eigenen Betrieb gemanagt haben und künftig eng zusammenarbeiten sollen. Das Pilotprojekt wird eine spannende Sache, man sollte es jedoch nicht schon im Vorfeld erbsenzählerisch zerpflücken. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation von Grundschule und Trevererschule ist zunächst einmal ein pfiffiges Planungskonzept. Die beiden Schulen sollen einerseits ihre eigene Identität wahren und das auch optisch unterstreichen, andererseits aber auch Synergien nutzen, wo immer es geht. Das ist eine riesige Herausforderung für die Architekten. Auch das Raumkonzept ist eine schwierige Angelegenheit: Kostengründe, der demographische Wandel und die Herabsetzung der Schülerzahl nötigen die Träger zu kleineren Klassen, was aber nur schwerlich mit der rollstuhlgerechten Nutzung vereinbar ist. Knifflig, knifflig … a.follmann@volksfreund.deExtra

 Die Standorte von Lebenshilfe, Grundschule Schweich und Trevererschule. Foto: Portaflug

Die Standorte von Lebenshilfe, Grundschule Schweich und Trevererschule. Foto: Portaflug

Nach derzeitigem Stand hoffen die beiden Schulträger VG und Kreis, dass sie in der ersten Jahreshälfte 2014 mit der Planung beginnen können. Vorgesehen ist ein Architektenwettbewerb, der europaweit ausgeschrieben wird. 2015 soll dann die eigentliche Baumaßnahme ausgeschrieben werden, wieder europaweit. Ende 2015, Anfang 2016 soll Baubeginn sein. Der Bezug von Grundschule und Trevererschule wird für das Jahr 2018 angestrebt. alf

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