Korlinger Drachenfest: Vom Winde verschmäht (Fotostrecke)

Korlingen · Tausende Besucher sind nach Korlingen zum 23. Drachenfest gekommen. Bei fast durchgehender Windstille blieben die Drachen meist am Boden, die Laune der Besucher aber nicht.

Korlinger Drachenfest: Vom Winde verschmäht (Fotostrecke)
Foto: Frank Göbel

Es liegt in der Natur eines Drachenfests, dass es versuchen muss, terminlich den Bereich zu treffen, wo der Sommer gerade so seinen letzten Hauch macht - dieser aber auch stark genug ist, um viele kleine Fluggeräte und ein paar richtig große in die Luft zu heben. Doch an diesem Wochenende, dem des 23. Drachenfests des Vereins Drachenfreunde Trier, ist dem Sommer so gar nicht nach Aushauchen. Lieber reißt er, überraschend lebendig, das Fest an sich: Kinder tollen in T-Shirts über eine Burg aus Heuballen, die Erwachsenen sitzen gemütlich mit einem Kaffee oder einem Bier in der Sonne und genießen den grandiosen Ausblick ähnlich dem Indian Summer (Indianischer Sommer, herbstliches Farbenspiel der Wälder im Nordosten der USA), der den Berg und Mosel- und Ruwertal in tausend Farben angemalt hat. Auch der Sonnenuntergang ist eine Pracht und beendet einen Tag, dem es nur an einer Wonne fehlte: etwas Wind.

So blieb der Himmel, der in anderen Jahren voller kleiner und großer Flugobjekten hing, meist ziemlich leer.

"Ja, das ist schon ein bisschen blöd", sagt Markus Flender aus Völklingen, der mit ein paar anderen Leuten in Klappstühlen auf der Wiese sitzt. "Dabei sind unsere Autos voller Ausrüstung", sagt der Drachenfan, der dieses Jahr mit seiner Frau schon auf 17 Festen war: Unter anderem in England, Italien und Holland - nächstes Wochenende geht's nach Frankreich. Für den Volksfreund breitet er den 30-Meter-Drachen dann wenigstens auf der Grasfläche aus. "Es macht aber trotzdem Spaß, hier mit den anderen Bekloppten zusammenzusitzen", betont der Völklinger. Schließlich ist das Wetter nicht zu schlecht, sondern zu gut: Und so machen nicht nur die aktiven Sportler keine langen Gesichter - auch die Tagesbesucher aus der Region haben trotz Windstille durchaus Spaß auf dem Fest.

"Ich komme schon seit Jahren her und finde es wieder sehr gelungen", sagt etwa Christian Wolf aus Trier, der mit seinem Sohn Tim (5) da ist - welcher sich nach Herzenslust auf der Strohburg austoben konnte.

Ebenfalls zufrieden zeigt sich Mitorganisator Winfried Thomm, der schon 1992 beim ersten Drachenfest federführend war. Die 23. Ausgabe wird von zwölf Vereinsmitgliedern gestemmt. "Das ist ein Fest von Familien und für Familien - und wird ja auch gut angenommen", sagt der 61-Jährige auf dem Hauptplatz, wo die Menschen in der Sonne sitzen oder sich die ausgestellten Großdrachen und Windspiele ansehen. "Und am Vormittag war ja doch Wind, da flogen durchaus einige Drachen!" Auch die Landung der Fallschirmspringer sei wieder sehr beliebt gewesen. Thomm freut sich jedenfalls, dass wieder vier Landwirte ihre Wiesen zur Verfügung gestellt haben. Wegen deren landwirtschaftlicher Nutzung musste das Fest in manchen Jahren ausfallen.

Ganz leer bleibt der stahlblaue Himmel aber Nachmittag übrigens nicht: Einige Heißluftballons erheben sich, angeseilt, in die Luft. Und manche Besucher schaffen auch ihre Drachen trotz Flaute hinauf: Meist dauert der wackelige Flug aber nur an, solange an, wie sie mit ihren "Einleinern" über das Stoppelfeld laufen. Bei den schwereren Lenkdrachen nutzt selbst das nichts.

Dank ordentlicher Laufleistung bringt der 10-Jährige Joshua aus Gusterath seinen mit einem Adler verzierten Drachen so tatsächlich ein paar Sekunden recht weit nach oben: Genug, dass er sich wundert, "wie gut sogar so ein einfaches Modell fliegt" - und er bestimmt nächstes Jahr wieder mit dabei ist.

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