Kreuze, Kriegsspiele und Karrieren

RIOL. Neuaufbruch der CDU Trier-Saarburg: Auf ihrem Parteitag wählten die Delegierten den Rioler Bürgermeister Arnold Schmitt zum Nachfolger von Günther Schartz, der nicht mehr antrat. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die abgehängten Kreuze im Trierer Landgericht.

Michael Billen befürchtet den Untergang des Abendlandes. Der zum "Kreuzritter" gewordene CDU-Bezirksvorsitzende lässt keine Gelegenheit aus, das Verschwinden der Kreuze im Trierer Landgericht als Beispiel für den Werteverfall Deutschlands zu nennen. So natürlich auch beim CDU-Kreisparteitag im Bürgerhaus in Riol. Er hoffe, so ereifert sich der Eifeler Landwirt mit dem Kruzifix im Rücken, dass der Druck irgendwann so groß wird, dass der Ministerpräsident den Trierer Landgerichtspräsidenten anweist, die Kreuze wieder aufzuhängen. Damit ist das Hauptthema der Versammlung gesetzt. Bosbach: "Kreuz ist kein Wandschmuck"

Selbst Bundestagsfraktions-Vize Wolfgang Bosbach, der auf dem Weg zum CDU-Parteitag in Dresden Zwischenstation bei seinen Parteifreunden in Riol macht, kommt nicht dran vorbei. Ein Kreuz in einem öffentlichen Raum sei kein Wandschmuck sondern Ausdruck "unserer christlichen Kultur". "Zunächst hängen wir Kreuze ab, dann verleugnen wir das christliche Leben in der Gesellschaft", polemisiert Bosbach, um dann rhetorisch geschickt den Bogen zum Verbot von Killerspielen und der Gefahr durch islamistische Terroristen zu schlagen. Schließlich will er ja über "Mehr Sicherheit für Deutschland" zu den 151 Delegierten sprechen. Auch der bisherige Vorsitzende der Kreis-CDU, Landrat Günther Schartz, kann sich in seinem halbstündigen Rechenschaftsbericht den ein oder anderen Schlenker nicht verkneifen und kommt immer wieder auf christliche Werte zu sprechen, die auch ins öffentliche Leben gehörten. Als Erfolge wertet er die Wirtschaftspolitik im Kreis und die nun begonnene Fusion der Sparkassen Trier und Bitburg-Prüm. Eine starke, regional verankerte Bank sei ein guter verlässlicher Partner für die Wirtschaft. Kritik an der Mainzer Verkehrspolitik

Im Stich gelassen vom Land fühlen sich die Christdemokraten bei der Verkehrspolitik. In einer Resolution fordern die Delegierten Mainz auf, bis Ende nächsten Jahres mit dem Ausbau der Bahnstrecke Trier-Luxemburg zu beginnen. Ebenso steht weiter der Moselaufstieg auf der Agenda der Christdemokraten. Darüber herrscht Einigkeit. So wie es ohnehin nur wenig Diskussionsbedarf bei dem Parteitag gibt. Die Delegierten schlucken ohne Murren den Vorschlag des Vorstands, den Rioler Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Arnold Schmitt zum Nachfolger von Schartz zu wählen. Schartz tritt nach drei Jahren an der Spitze ab. Er begründet das mit seinen Ämtern als Landrat und als stellvertretender CDU-Landesvorsitzender. Schartz werden Ambitionen nachgesagt, die parteiinterne Karriereleiter noch weiter nach oben steigen zu wollen. Allerdings ist auch zu vernehmen, dass die Partei auf Kreisebene zu wenig Profil habe, es in jüngster Zeit immer wieder heftige Diskussionen um Entscheidungen gab. Die CDU im Kreis müsse wieder ein Gesicht bekommen, fordert daher auch Schmitt: "Wir müssen wieder an einem Strang ziehen."Kandidaten-Diskussion nur hinter den Kulissen

Zumindest hinter den Kulissen scheint es Diskussionen über die Schartz-Nachfolge gegeben zu haben. Landtagsabgeordneter Bernd Henter aus Konz wäre es wohl gerne geworden. Da hat ihm dann aber der Regional-Proporz einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit Bürgermeister Winfried Manns als Stellvertreter sitzt bereits ein Konzer im Vorstand. Manns selbst, seit kurzem Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes, hat sich dem Vernehmen nach auch nicht um einen neuen Posten in der Partei gerissen. Einer, der vielen als "präsidiabel" gilt, ist Rudolf Müller. Doch er will offenbar seinen Posten als Kopf der Kreistagsfraktion nicht aufgeben, kann er doch dort viel stärker aktiv Politik gestalten. Daher ist die Wahl auf den bisherigen Stellvertreter Schmitt gefallen. Der 52-jährige selbständige Kaufmann ist seit 1974 in der CDU und seit zwölf Jahren Bürgermeister in Riol und Mitglied im Verbandsgemeinderat Schweich. Er gilt als gewiefter und erfahrener Kommunalpolitiker. Das schafft Vertrauen. Ergebnis: 135 Delegierte stimmen für Schmitt.

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