Langsur und die neue Mitte

LANGSUR. In Langsur tut sich was. So ist mit dem Abriss des Schmidtke-Hauses die Verkehrssituation entschärft worden, und bald soll in der Ortsmitte ein Dienstleistungszentrum mit betreutem Wohnen entstehen. Die Bürger freuen sich auf den Ausbau der Infrastruktur, wie der "Dorfansichten"-Termin mit dem TV zeigte.

"Der Ortseingang ist professionell gemacht", lobt Helmut Steil. Der langjährige Langsurer Postbote ist mit dem Fahrrad zum Dorfansichten-Termin mit der Zeitung gekommen. Auch sein Namensvetter Peter Steil ist mit der Entwicklung seiner Gemeinde zufrieden: "Einige alte Häuser müssten restauriert werden, sonst ist alles in Ordnung." Die beiden erinnern sich noch gut, wie sich Ortsbürgermeister und Gemeinderat jahrzehntelang vergeblich darum bemühten, das Meuer-Grundstück im Ortszentrum zu kaufen, um dort Gestaltungsspielraum zu bekommen. Nun ging plötzlich alles ruckzuck: Der in Hamm/ Westfalen lebende Kurt Meuer verkaufte - die Gemeinde nutzte die Gunst der Stunde, erwarb das Anwesen, und kann nun ihr Dienstleistungszentrum bauen.Luxemburger schätzen günstiges Bauland

Neben Geschäften sollen dort insbesondere Wohnungen für Senioren entstehen. "Es kann nicht sein, dass ältere Menschen nach Trier müssen, wenn sie betreut wohnen wollen", sagt Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Orth. "Es gibt ganze Straßenzüge, wo fast nur noch Ältere leben", weiß Daniela Hoffmann. Junge Familien mit Kindern zogen erst wieder durch das neue Baugebiet nach Langsur. Die knapp 1000 Einwohner zählende Sauergemeinde (mit den Ortsteilen hat Langsur 1700 Einwohner) ist als Wohnort sehr gefragt, vor allem bei Leuten, die im nahen Luxemburg arbeiten, oder bei Luxemburgern, die dort wesentlich günstiger bauen können als im "Ländchen". Das Verhältnis zu Luxemburg und den Luxemburgern sei traditionell hervorragend, meinen die Langsurer - dennoch macht Ortsbürgermeister Orth auf ein strukturelles Problem aufmerksam: Die Gemeinde hält (auch) für die Luxemburger Bewohner die Infrastruktur bereit, sie erhält aber nicht - wie das bei Deutschen der Fall ist - von diesen Bürgern einen Anteil an der Einkommenssteuer. Orth: "Das müsste europaweit geregelt sein. Der Luxemburger Staat müsste einen Abschlag an die deutsche Wohnsitzgemeinde überweisen." Als die Gruppe, die mit dem TV-Redakteur im Ort unterwegs ist, im Kindergarten auf einen wärmenden Kaffee einkehrt, macht Orth die Problematik an diesem Beispiel deutlich: Der kommunale Kindergarten soll 2007 als Tagesstätte für Nachwuchs vom Stillalter bis zum sechsten Lebensjahr ausgebaut werden. Kosten: 650 000 Euro, wobei alleine die Gemeinde 200 000 Euro aufbringen muss. Das Gebäude soll aufgestockt und von der Straße her mit einer Rampe angebunden werden. Wesentlich günstiger dürften die Wünsche des ältesten Langsurer Einwohners, des 95-jährigen Ernst Ries, zu erfüllen sein. Er dreht noch fast jeden Tag seine Runde hin zur Sauer und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass die zugewachsene "Engelstreppe" an einem Fußweg zum Fluss wieder hergerichtet wird. Sie heißt so, weil früher dort die Fronleichnamsprozession auf dem Rückweg zur Kirche vorbeiführte. Auch der Fischerklub und die Theatergruppe haben ein besonderes Anliegen. Sie suchen eine neue Bleibe für ihre Utensilien, die jetzt noch in dem alten Lagerraum im Dorfzentrum untergebracht sind. Der soll aber bald dem neuen Dienstleistungszentrum weichen. "Wir würden auch den Raum oder die Scheune ausbessern und aufräumen", sagt Daniela Hoffmann von der Theatergruppe. Bisher haben die Theaterleute vergeblich nach einer Bleibe für ihre immerhin drei kompletten Bühnenzimmer und die diversen Requisiten gesucht. Einen Neuanfang hat der Karnevalsverein nach dem kompletten Rücktritt des Vorstands vor zwei Jahren gewagt. Umzug, Kinderkarneval und Weiberfastnacht stehen auf dem Programm der diesjährigen Session; 2008 soll es wieder ein Prinzenpaar und eine Garde geben.

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