Leiter von 230 Aktiven auf der Bühne

MEHRING. Wenn zum Winzerfest am Samstag, 2. September, die "Original Moselländer" Winzerkapelle Mehring in die Festhalle einzieht, geht Dirigent Klaus Madert wie selbstverständlich vorweg. Ihm ist dann nicht anzusehen, was er alles für die Musik und den Weinort geleistet hat.

Der fast 67-jährige "Vollblut-Musiker" kann beeindruckende Zahlen aufweisen und erzählt von vielen schönen Auftritten im Laufe seiner Karriere. Dass er seit der Gründung der Kapelle im Jahr 1932 erst der zweite Dirigent ist, verwundert. Und doch: Es stimmt. Der in Mehring unvergessene Karl Bollenrath hatte das Orchester 58 Jahre lang dirigiert und die Weichen für die folgenden Jahrzehnte gelegt. Klaus Madert trat in dieser Zeit dem Verein bei. 1954 erhielt er seine erste gebrauchte Querflöte. "50 Mark kostete sie damals. Die habe ich in Raten bezahlt", erinnert sich der Dirigent. 1977 stieg auch Sohn Walter Madert mit ins musikalische Leben in Mehring ein. Bollenrath hatte Klaus Madert inzwischen zu seiner rechten Hand gemacht. Er brachte ihm Partituren von Musikstücken, die der Flötist dann für die Kapelle umschreiben sollte. "Wir hatten ein gutes Verhältnis miteinander. Als Karl 1990 mit 79 Jahren das Dirigat an mich übergab, hatte ich schon einige Jahre zuvor als zweiter Mann am Taktstock mitgewirkt", sagt Madert. Ihm gelang es nahtlos, dem Niveau der Kapelle entsprechend, die musikalische Entwicklung weiter voranzutreiben. Dazu verhalfen ihm die unter Professor Fritz Heckler in Heidelberg erfolgreich belegten Seminare als Jugendleiter und Dirigent. Zum Winzerspiel, das immer während des Weinfestes aufgeführt wird, kam Klaus Madert "wie die Jungfrau zum Kinde". Sein Vorgänger hatte dieses Schauspiel mit über 230 Aktiven auf der Bühne eingeführt. In diesem Jahr ist es am 2. und 4. September sowie ausschnittweise am 3. September zu sehen. "Diese schöne Tradition galt es für mich fortzuführen," weiß Madert. Vom heimischen Winzerfest abgesehen, sieht der Dirigent eine besondere Herausforderung in der Bewältigung des breiten Programms des Orchesters. Hier gilt sein Augenmerk der Pflege des moselländischen Liedgutes und auch der konzertanten Blasmusik. "Immer ein entsprechendes Repertoire für den jeweiligen Auftritt zu beherrschen, abhängig vom Anlass und Publikum, ist mir wichtig", sagt er. Selbstverständlich werden dabei auch moderne Inhalte der musikalischen Bandbreite einstudiert und gepflegt. Dass der "Prophet im eigenen Lande nichts gilt", hat sich bei Madert nicht bewahrheitet. Er hat sich in den vielen Jahrzehnten sowohl als Dirigent wie auch als Musiker Anerkennung und Respekt erarbeitet. Dies auch, weil er es immer verstand, sowohl die älteren als auch die jüngeren Musiker mit einem "guten Händchen" unter den berühmten Hut zu bringen. Hier sei insbesondere der 78-jährige Hans Frick erwähnt, der seit 60 Jahren im Verein tatkräftig mitwirkt. Von ungezählten schönen Auftritten weiß der Dirigent zu berichten. Der bedeutendste liegt erst sechs Jahre zurück. "Damals spielten wir vor 50 000 Zuhörern auf dem Petersplatz in Rom," erzählt er. Von der Privataudienz bei Papst Johannes Paul II. hängen noch viele Bilder in den Häusern von Mehring.

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