Lieber Trier-Land als Neuerburg

Trier/Minden · Das Thema Kommunalreform interessiert die Trier-Saarburger bisher nur am Rande. Nämlich am Ostrand, wo die Verbandsgemeinden Schweich und Hermeskeil an die Verbandsgemeinde Thalfang im benachbarten Landkreis Bernkastel-Wittlich treffen. Doch auch Ortsbürgermeister von Gemeinden am Südrand des Eifelkreises Bitburg-Prüm können sich einen Wechsel vorstellen.

Trier/Minden. Das TR anstelle des WIL auf den Autokennzeichen ist wohl für viele Trittenheimer der markanteste Unterschied. Ansonsten ist der Wechsel der Moselgemeinde von einem Landkreis in den anderen erstaunlich geräuschlos verlaufen. Die Mosel fließt weiter Richtung Koblenz, die Arbeit im Wingert ist immer noch mühsam und Feuerwehr ist immer noch zur Stelle, wenn es brennt.
Was die Trittenheimer können, das können wir auch, denken sich wohl auch Vertreter einiger Ortsgemeinden aus der Verbandsgemeinde Thalfang. Auch sie wollen Trier-Saarburger werden, da ihre Verbandsgemeinde aufgelöst werden soll.Trier-Saarburg gesprächsbereit


Der Kreisausschuss des Landkreises Trier-Saarburg hat sich mit der Frage beschäftigt, wie mit dem Ansinnen von Gemeinden umgegangen werden soll, die sich dem Landkreis anschließen wollen. Einig sind sich in der Diskussion Landrat Günther Schartz und die Ausschussmitglieder, dass man nicht aktiv für einen Wechsel in den Landkreis werben will.
Vielmehr seien die Trier-Saarburger immer gesprächsbereit, heißt es salomonisch. Das verärgert einerseits die Vertreter des Kreises Bernkastel-Wittlich nicht, die bei einem Weggang zu vieler Ortsgemeinden die Existenz des eigenen Landkreises bedroht sehen. Er macht jedoch auch den Ortsgemeinden Malborn, Breit, Büdlich, Heidenburg, Neunkirchen und Talling nicht die Tür komplett zu.

Diese Haltung dürfte mit Interesse an eher unerwarteter Stelle aufgenommen werden. An der Nordgrenze des Landkreises Trier-Saarburg gibt es schließlich fünf Gemeinden, die bis zur Kommunalreform in den 1970er Jahren zum Landkreis Trier gehört haben.
Die Ortsbürgermeister von Gilzem, Eisenach, Minden und Menningen können sich mehr oder weniger deutlich einen Wechsel in die VG Trier-Land vorstellen und hätten wenig Probleme damit, BIT- gegen TR-Kennzeichen einzutauschen.
Am konkretesten wird Ortsbürgermeister Leo Zehren (Minden). Er hat sogar an das Mainzer Innenministerium geschrieben und dort einen Wechsel nachgesucht. "Mir ist der Wechsel zur VG Trier-Land allemal lieber als der Wechsel zur VG Neuerburg", sagt Zehren (siehe Extra). Auch um den Preis, dass Minden seinen Status als eigenständige Ortsgemeinde verliert. "Es ist sowieso schon lange kein Geld mehr da, um als Ortsgemeinde etwas zu gestalten", sagt Ortsbürgermeister Zehren.Kommunal Reform


Auch für seinen Amtskollegen Peter Hinkes (Menningen) wäre der Kreiswechsel keine Horrorvorstellung. Man habe lange Zeit für den Fortbestand der VG Irrel gekämpft und deshalb nicht offensiv einen Wechsel über die Kreisgrenze vertreten. Er kann sich jedoch vorstellen, dass es 2019 so weit ist. Dann sollen in einer zweiten Stufe der Kommunalreform auch die Kreise neu zugeschnitten werden. "Vielleicht hätte man schon früher Richtung Trier-Saarburg schauen müssen", sagt Ortsbürgermeister Martin Rau (Eisenach) nicht frei von Selbstkritik.
Mario Bisdorf (Gilzem) fasst die aktuelle Lage so zusammen: "Die Ortsgemeinde Gilzem würde natürlich lieber der VG Trier-Land angehören." Als Gründe nennt er beispielsweise eine niedrigere VG-Umlage, die kürzere Entfernung nach Trier als nach Neuerburg und den Wasserbezug aus Trier-Land.
Kein Thema ist ein Wechsel für die Orenhofener, sagt Ortsbürgermeister Walter Schönhofen. Der Ort gehört zur VG Speicher, über deren Schicksal erst 2019 entschieden werden soll. Deshalb sei ein Wechsel zur Verbandsgemeinde Trier-Land derzeit kein Thema. "Was 2019 ist, kann ich nicht vorhersagen", sagt Schönhofen ähnlich salomonisch wie Landrat Schartz und die Mitglieder des Kreisausschusses Trier-Saarburg.
Meinung

Alte Liebe rostet nicht
Das Zugehörigkeitsgefühl von Bürgern macht sich an vielen Dingen fest. Beispielsweise am bevorzugten Schulort oder dem Haupteinkaufsort. Und auch an der Zugehörigkeit zu einer Pfarrei. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass es die früher schon zum Landkreis Trier gehörenden Orte in Richtung Trier-Saarburg zieht. Alte Liebe rostet eben nicht. Außerdem scheint Neuerburg als vom Land vorgesehener neuer Hauptort der fusionierten Verbandsgemeinde unheimlich weit. Doch aus der Rückkehr wird wohl vorerst nichts. Denn die Landesregierung schafft es vermutlich allenfalls mit Ach und Krach, die kreisinternen Zwangsfusionen durchs Parlament zu bringen. Für einen Wechsel über Kreisgrenzen hinweg ist da nicht die richtige Zeit. Doch das bedeutet nicht, dass der Zug für immer abgefahren ist. Nein, spätestens nach der Kommunalwahl im kommenden Jahr sollten Gespräche aufgenommen werden. Ansonsten werden die Kommunalpolitiker irgendwann feststellen, dass 2019 doch nicht mehr so weit entfernt ist. Und, dass es für eine Diskussion über sinnvolle neue Gebietszuschnitte eigentlich zu spät ist. Was dann kommt, ist eine von oben verordnete Kreisreform, mit der keiner der Beteiligten zufrieden ist. So eine Reform muss nicht noch einmal sein. h.jansen@volksfreund.deExtra

Im Landkreis Trier-Saarburg ist allenfalls der Fortbestand der VG Kell gefährdet. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich stehen die Verbandsgemeinden Manderscheid, Kröv-Bausendorf sowie Thalfang zur Disposition. Einige Thalfanger Gemeinden streben einen Wechsel zu den Verbandsgemeinden Hermeskeil und Schweich an. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm müssen die Verbandsgemeinden Kyllburg und Bitburg-Land fusionieren. Das Land wünscht zudem eine Fusion der chronisch finanzschwachen Verbandsgemeinden Neuerburg und Irrel. Das lehnen viele Kommunalpolitiker im Irreler Land ab. Was aus der ebenfalls auf der Streichliste stehenden VG Speicher wird, ist noch offen. Ebenso wie bei Kell sollen bis 2019 die Gebietszuschnitte neu geregelt werden. Welche Gemeinde zu welchem Landkreis und zu welcher VG gehört, entscheidet der Landtag. har

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