"Lieber den Slalom versuchen"

TRIER/NEWEL. Für die meisten Bürger in der Region Trier ist Christian Baldauf, neuer Landes- und Fraktionsvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz, noch ein unbeschriebenes Blatt. Für Baldauf ein Anlass, in Trier und Umgebung das persönliche Gespräch zu suchen. Der TV begleitete ihn auf zwei Stationen.

In Sachen "Bekanntheitsgrad" geht es dem 39-jährigen Pfälzer aus Frankenthal anders als seinem Vorgänger Christoph Böhr, der wegen seiner kommunalpolitischen Aktivität in Trier und Umland schon vor dem Aufstieg in die CDU-Landesspitze als fester politischer Begriff galt. Das führt dazu, dass bei Bald-aufs ersten Auftritten in der Region die Gesprächspartner unwillkürlich den Vergleich mit seinem Vorgänger ziehen. Zu welchem Schluss die Einzelnen kommen, mag verborgen bleiben. Aber sie werden feststellen, dass der neue CDU-Spitzenmann aufmerksam zuhören kann. Und er vermeidet die in der Politik so beliebten Sprechblasen und Worthülsen. Wenn er im Gespräch das Wort ergreift, bleibt er am Thema, ohne in weitläufige Phrasen abzurutschen. Die ebenfalls "neuen" örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten Arnold Schmitt und Bernd Henter begleiten ihn bei seinem Besuch in der Industrie und Handelskammer (IHK) Trier, wo sie von Vizepräsident Peter Adrian und Hauptgeschäftsführer Arne Rössel empfangen werden. Rund 90 Minuten dauert der Gedankenaustausch, bei dem kein wirtschaftsrelevantes Thema ausgelassen wird. Sicherlich bewegt sich dabei der CDU-Mann an diesem Ort nicht auf allzu schwierigen Terrain. Viel Konsens schwebt über der Runde - etwa darüber, dass die Trierer Verkehrssituation desaströs ist und langfristig an Moselaufstieg und der Nordumgehung festzuhalten sei. Leicht ins Rudern gerät der Gast, als der IHK-Vizepräsident über "Berliner Kompromisse" klagt, die "zu keiner grundlegenden Verbesserung der bedrückenden Arbeitsmarktsituation führen". Nun auf die Große Koalition eindreschen, das will und kann Baldauf nicht. Das sei "eine Situation, mit der man leben muss". Doch begeistert klingt er nicht. Baldauf nennt Dinge beim Namen

Anschließend, in der Schreinerei von Wolfgang Hank in Newel, sind die Mitglieder des Gewerbevereins angetreten. Sie haben ein Problem: Das örtliche Projekt eines Gewerbegebiets an der B 51 steckt in der Klemme zwischen den Förderrichtlinien und den Vorgaben des Zweckverbandes Trierer Tal. Man setzt hohe Erwartungen in den Baldauf-Besuch. Der Gast lässt sich das Problem schildern und bittet auch um eine spätere schriftliche Darstellung. Doch der Jurist erkennt auch die rechtlichen Fußangeln und erinnert an seine Mainzer Oppositionsrolle. "Mit dem Kopf durch die Wand ist nicht ratsam, wir sollten es im Slalom versuchen", sagt er. Gerne hätten die Gastgeber eine andere Antwort gehörtS. Aber ihr Gast nennt die Dinge beim Namen.

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