Longuicher Rat macht den Weg frei

Punktsieg für die Befürworter der Solaranlage "Kenner Sang": Der Gemeinderat Longuich fasste mehrheitlich den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan. Anregungen und Bedenken wurden erörtert.

 Modulreihe hinter Modulreihe: Die neueste Anlage in Mehring (Foto) soll größenmäßig vom Kenner Solarpark noch übertroffen werden. Foto: Archiv/Reiner Drumm

Modulreihe hinter Modulreihe: Die neueste Anlage in Mehring (Foto) soll größenmäßig vom Kenner Solarpark noch übertroffen werden. Foto: Archiv/Reiner Drumm

Longuich/Trier-Ruwer. Der von einer Münchner Firma in Kooperation mit der Bürgerservice Trier GmbH auf Longuicher Gemarkung geplante 21 Hektar große Solarpark auf der "Kenner Sang" nimmt Konturen an - zumindest planungsrechtlich. Der Gemeinderat Longuich fasste bei acht Ja-Stimmen, drei Gegenstimmen und einer Enthaltung den Satzungsbeschluss. Vorher erörterten die Ratsmitglieder die von Planer Egbert Sonntag vorgestellten Anregungen und Bedenken, die von privater und öffentlicher Seite während der Planoffenlage eingereicht worden waren.
Klimagutachten: Keine negativen Auswirkungen

Dabei wurde - ebenfalls mehrheitlich - die unter anderem von der Stadt Trier, einigen Ruwer-Winzern und der Bürgerinitiative "Naherholung Ruwer" vorgebrachte Kritik als unbegründet zurückgewiesen. Es seien keine negativen Auswirkungen auf Klima, Umwelt, Weinbau und Vogelwelt zu befürchten, lautete der Tenor des Gremiums.

Im Planungsverlauf hatte es erhebliche Nachbesserungen gegeben. So wurde der Zuschnitt der Anlage geändert, die Größe zurückgefahren und Flächen in unmittelbarer Nähe ökologisch aufgewertet. Ein Gutachten des Trierer Klimatologen Professor Heinemann kam zu dem Ergebnis, dass die Solaranlage keine negativen Auswirkungen auf Kleinklima und Luftströmungen habe. Ein avifaunisches Gutachten widerlegte weitgehend die von Gegnern angeführte Problematik für Zugvögel.

Insbesondere Ruwerer Bürger hatten die Beeinträchtigung des Naherholungsgebietes "Kenner Sang" beklagt. Diesem Argument wurde entgegengehalten, dass "der Landschaftsausschnitt an der B 52 keine Aufenthaltsqualität aufweist". Die Stadt Trier habe die Wege nicht in geeigneter Weise für Wanderer unterhalten und ausgebaut. Mit großer Mehrheit hat sich unterdessen der Bauausschuss des Trierer Stadtrates am Donnerstag gegen die geplante Anlage ausgesprochen. Mit den Stimmen von CDU, SPD, UBM und FDP wurde die Verwaltung aufgefordert, das Projekt gegenüber der Verbandsgemeinde Schweich und der Gemeinde Longuich abzulehnen. Lediglich in den Reihen der Grünen fanden sich Befürworter. Hauptgründe der Ablehnung: Die Anlage würde ein wertvolles Naherholungsgebiet zerstören und sich schädlich auf das Klima auswirken. Der Beschluss sieht zudem vor, die Planungsgemeinschaft Region Trier aufzufordern, den Regionalen Raumordnungsplan neu aufzustellen. Damit soll die Inanspruchnahme von Flächen für Solaranlagen vorausschauend gesteuert werden.

Longuichs Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder sagte, sie könne die Bedenken verstehen, hier gehe es aber um einen Abwägungsprozess: "Wenn ich alternative Energien möchte, geht das nicht nur in der Sahara." Karl Pickan, Vorsitzender der Ruwerer Bürgerinitiative, kündigte rechtliche Schritte an.

Meinung

Dämpfer für die Projektgegner

Die Projektgegner brauchen nach dem Longuicher Gemeinderatsbeschluss schon ein kleines Wunder, um das geplante Solarkraftwerk auf der Kenner Sang noch zu verhindern. Die planerischen Nachbesserungen und die nun vorliegenden Gutachten zu den Auswirkungen auf das Klima und die Vogelwelt haben die Contra-Argumente weitgehend entkräftet. Auch die Chancen der Bürgerinitiative für den Klageweg haben sich erheblich verschlechtert. Dennoch könnte letztlich nicht ein Richterspruch die Anlage verhindern, sondern die Zeit, die die Gegner durch eine Klage gewinnen - und die Betreiber verlieren. Denn ab 2009 werden sich die Einspeisungs-Konditionen für die Lieferanten von Solarstrom erheblich verschlechtern. a.follmann@volksfreund.de

Extra

Beteiligung der Träger öffentlicher Belange:
Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens haben Behörden und sonstige öffentlichen Stellen, aber auch Privatpersonen und Vereine die Möglichkeit, Anregungen und Bedenken gegen ein Projekt vorzubringen. Der Bebauungsplanentwurf "Photovoltaik Kenner Sang" hat zur allgemeinen Einsicht zweimal ausgelegen, beim ersten Mal einen Monat und beim zweiten Mal zwei Wochen. Bürger, Initiativen und Verbände haben 16 Eingaben gemacht, von öffentlichen Stellen kamen acht. (alf)

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